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Während atlantischen Kriegstreiber weiter versuchen einen neuen Weltkrieg anzuzetteln, appelliert der russische Aussenminister an rationales Verhalten und hegemoniales Verhalten bleiben zu lassen.

Die Rede des russischen Aussenministers vor dem UN-Sicherheitsrat

Sergey Lawrow: „Die strategische Stabilität und das UN-System der internationalen Politik wird heute auf die Probe gestellt!“

Ich möchte die im Saal des Sicherheitsrates anwesenden hohen Würdenträger herzlich willkommen heißen. Ihre Teilnahme an der heutigen Sitzung bestätigt die Bedeutung des zu behandelnden Themas. Gemäß Artikel 37 der vorläufigen Geschäftsordnung des Rates lade ich die Vertreter von Ägypten, Äthiopien, Bangladesch, Belarus, dem Plurinationalen Staat Bolivien, Brasilien, Chile, der Dominikanischen Republik, Ghana, Guatemala, Indien, Indonesien, der Islamischen Republik Iran, Irak, Kambodscha, Kasachstan, Kuba, Kuwait, Malediven, Marokko, Nepal, Nicaragua, Pakistan, Philippinen, Saudi-Arabien, Serbien, Südafrika, Arabische Republik Syrien, Thailand, Timor-Leste, Türkei, Vereinigte Arabische Emirate, Uganda, Vietnam, Venezuela und Ungarn zur Teilnahme an der Tagung ein.

Gemäß Artikel 39 der vorläufigen Geschäftsordnung des Rates lade ich Seine Exzellenz Stavros Lambrinidis, Leiter der Delegation der Europäischen Union bei den Vereinten Nationen, zur Teilnahme an dieser Sitzung ein.

Der Sicherheitsrat wird nun mit der Behandlung von Tagesordnungspunkt 2 beginnen. Ich möchte die Aufmerksamkeit der Ratsmitglieder auf das Dokument S/2024/537 lenken, ein Anschreiben des Ständigen Vertreters der Russischen Föderation bei den Vereinten Nationen vom 9. Juli 2024 an den Generalsekretär der Vereinten Nationen Antonio Guterres, in dem es um ein Grundsatzpapier zu dem zu prüfenden Punkt geht

.Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Exzellenz,

heute werden die Grundlagen der internationalen Rechtsordnung – die strategische Stabilität und das UN-zentrierte System der internationalen Politik – auf die Probe gestellt. Wir werden die zunehmenden Konflikte nur lösen können, wenn wir ihre Ursachen verstehen und das Vertrauen in unsere Fähigkeit wiederherstellen, unsere Kräfte für das Gemeinwohl und die Gerechtigkeit im Namen aler zu bündeln.

Machen wir uns nichts vor: Nicht alle in diesem Saal vertretenen Länder erkennen den wichtigsten Grundsatz der UN-Charta an, nämlich die souveräne Gleichheit aller Staaten.

Die Vereinigten Staaten haben durch ihre Präsidenten seit langem ihre Ausnahmestellung erklärt. Dies gilt auch für die Haltung Washingtons gegenüber seinen Verbündeten, von denen es unbedingten Gehorsam verlangt, selbst wenn dies auf Kosten ihrer nationalen Interessen geht.

„Amerika, herrsche!“: So, lautet die Stoßrichtung der berüchtigten „regelbasierten Ordnung“, die eine direkte Bedrohung für Multilateralismus und den internationalen Frieden darstellt.

Die wichtigsten Bestandteile des Völkerrechts – die UN-Charta und die Resolutionen unseres Rates – werden vom kollektiven Westen auf perverse und selektive Weise ausgelegt, je nachdem, wie Anweisungen aus dem Weißen Haus lauten. Zahlreiche Resolutionen des Sicherheitsrates wurden gänzlich ignoriert, darunter die Resolution 2202, mit der die Minsker Vereinbarungen über die Ukraine gebilligt wurden oder die Resolution 1031, mit der das Dayton-Abkommen über den Frieden in Bosnien und Herzegowina auf der Grundlage des Prinzips der Gleichberechtigung der drei konstituierenden Völker und zweier Entitäten gebilligt worden sind.

Wir können endlos über die Sabotage der Resolutionen zum Nahen Osten diskutieren. Denken Sie nur daran, was Antony Blinken in einem Interview mit CNN im Februar 2021 auf die Frage, was er von der Entscheidung der vorherigen US-Regierung halte, die syrischen Golanhöhen als Teil Israels anzuerkennen, zu sagen hatte. Falls sich jemand nicht sicher ist, wie seine Antwort ausfiel, möchte ich Ihr Gedächtnis auffrischen. Der Außenminister sagte:

„Abgesehen von den rechtlichen Aspekten dieser Frage ist der Golan in praktischer Hinsicht sehr wichtig für die Sicherheit Israels.“

Und das, obwohl die Resolution 497 des UN-Sicherheitsrates von 1981, die Sie und ich sehr wohl kennen und die niemand aufgehoben hat, die Annexion der Golanhöhen durch Israel als illegal einstuft. Aber nach eben diesen „Regeln“, um Herrn Blinken zu zitieren, „sind Rechtsfragen etwas anderes“. Und natürlich erinnert sich jeder an die Erklärung des US-Botschafters bei den Vereinten Nationen, dass die am 25. März verabschiedete Resolution 2728, die einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen fordert, „rechtlich nicht bindend“ sei, was bedeutet, dass die amerikanischen „Regeln“ über Artikel 25 der UN-Charta stünden.

Im vergangenen Jahrhundert hat George Orwell in seinem Roman „Farm der Tiere“ das Wesen der regelbasierten Ordnung vorausgesagt: „Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere“.

Das bedeutet, dass man tun darf, was man will, wenn man die Befehle des herrschenden Führers befolgt.

Animal Farm |CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Wer es jedoch wagt, seine nationalen Interessen zu schützen, wird zum Geächteten erklärt und mit Sanktionen belegt.

Die hegemoniale Politik Washingtons ist seit Jahrzehnten dieselbe. Absolut alle Pläne zur euro-atlantischen Sicherheit basierten auf Amerikas Vorherrschaft, einschließlich der Unterwerfung Europas und „Eindämmung“ Russlands. Die Hauptrolle wurde dabei der NATO zugewiesen, die letztlich die Europäische Union, die in den Diensten der Europäer stehen sollte, mit Füßen getreten hat. Das Bündnis hat auch die OSZE-Gremien kurzerhand privatisiert und damit dreist gegen die Schlussakte von Helsinki verstoßen.

Die ungebremste Erweiterung der NATO, die entgegen Moskaus Warnungen jahrelang fortgesetzt wurde, hat auch die Ukraine-Krise provoziert, die mit dem von Washington organisierten Staatsstreich im Februar 2014 begann, um die volle Kontrolle über die Ukraine zu erlangen und das von ihnen an die Macht gebrachte Neonazi-Regime zur Vorbereitung eines Angriffs auf Russland zu nutzen. Als Petr Poroschenko und nach ihm Wladimir Selenskyj im Donbass einen Krieg gegen ihre eigenen Bürger aufnahmen, das russische Bildungswesen, die russische Kultur, russischen Medien und die russische Sprache und ukrainisch-orthodoxe Kirche verboten hatten, hat das im Westen niemand gestört und niemand hat von den Aufpassern in Kiew verlangt, dass sie „die Anstandsregeln“ einhielten und die internationalen Übereinkommen über die Rechte nationaler Minderheiten oder die Verfassung der Ukraine, welche die Einhaltung dieser Rechte vorschreibt, zu respektieren hätten.

Um diese Bedrohungen für die nationale Sicherheit Russlands zu beseitigen, um die Menschen zu schützen, die sich als Teil der russischen Kultur verstehen und auf dem Land leben, das ihre Vorfahren über Jahrhunderte hinweg bebaut haben und um sie vor rechtlicher und physischer Ausrottung zu bewahren, wurde die militärische Sonderoperation eingeleitet.

Es ist bemerkenswert, dass heute, wo zahlreiche Initiativen für eine Lösung in der Ukraine ergriffen werden, nur wenige daran denken, dass Kiew die Menschenrechte und die Rechte der nationalen Minderheiten mit Füßen tritt. Erst vor kurzem wurde eine entsprechende Forderung in die EU-Dokumente zur Aufnahme von Verhandlungen – und dies vor allem dank der festen Grundsatzposition Ungarns – aufgenommen. Über die Fähigkeit und Bereitschaft Brüssels, auf das Kiewer Regime Einfluss zu nehmen, lässt sich jedoch nur spekulieren.

Wir fordern alle, die ernsthaft an einer Überwindung der Krise in der Ukraine interessiert sind auf, bei der Formulierung ihrer Vorschläge die grundsätzliche Frage der Gewährleistung der Rechte aller, ausnahmslos aller ethnischen Minderheiten, zu berücksichtigen. Die Unterdrückung dieser Frage wird jegliche Friedensinitiativen zunichtemachen und die rassistische Politik von Wolodymyr Selenskyj de facto nur bestätigen. Es ist bemerkenswert, dass Selenskyj vor zehn Jahren, im Jahr 2014, sagte, Zitat: „Wenn die Menschen in der Ostukraine und auf der Krim Russisch sprechen wollen, dann lasst sie in Ruhe und lasst sie aus rechtlichen Gründen Russisch sprechen. Die Sprache wird unser Land niemals spalten.“

Doch, Washington hat ihn diszipliniert und 2021 sagte Selenskyj in einem Interview, dass diejenigen, die sich als Teil der russischen Kultur betrachteten, zusammenpacken und nach Russland zu gehen hätten, um ihrer Kinder und Enkel willen.

Ich fordere die Herren des ukrainischen Regimes auf, Artikel 1.3 der UN-Charta zu respektieren, welche die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten für alle „ohne Unterschied auf Rasse, Geschlecht, Sprache oder Religion“ festschreibt.

Kolleginnen und Kollegen!

Das Nordatlantische Bündnis gibt sich weder mit dem Krieg, den es durch die illegitime Regierung in Kiew gegen Russland entfesselt hat noch mit dem gesamten OSZE-Raum, zufrieden. Nachdem die Vereinigten Staaten die grundlegenden Vereinbarungen zur Rüstungskontrolle nahezu vollständig zerstört haben, setzen sie die Eskalation der Konfrontation fort.

Auf einem kürzlich abgehaltenen Gipfeltreffen in Washington, D.C., bekräftigten die Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten ihren Anspruch auf die führende Rolle nicht nur im euro-atlantischen, sondern auch im asiatisch-pazifischen Raum. Sie erklärten, die NATO lasse sich nach wie vor von dem Ziel leiten, das Territorium ihrer Mitglieder zu verteidigen, doch zu diesem Zweck müsse die Vorherrschaft des Bündnisses auf den gesamten eurasischen Kontinent und die angrenzenden Seegebiete ausgedehnt werden. Die militärische Infrastruktur der NATO verlagert sich in den Pazifikraum mit dem offensichtlichen Ziel, die ASEAN-zentrierte Architektur zu untergraben, die seit vielen Jahrzehnten auf den Grundsätzen der Gleichheit, der gegenseitigen Interessen und des Konsenses beruht. Als Ersatz für die inklusiven Mechanismen, die um ASEAN herum geschaffen wurden, schustern die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten geschlossene konfrontative Blöcke wie AUKUS und andere Gruppen von vier oder drei Ländern, die ihnen untergeordnet sind, zusammen.

Neulich sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Kathleen Hicks, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten müssten «auf die Möglichkeit eines langwierigen Krieges vorbereitet sein … und zwar nicht nur in Europa.»

Um Russland, China und andere Länder „einzudämmen“, deren unabhängige Politik als Herausforderung [atlantischer] Hegemonie empfunden werde, zerbricht der Westen durch sein aggressives Vorgehen das System der Globalisierung, das ursprünglich nach seinen eigenen Vorstellungen gebildet worden war. Washington hat alles getan, um die Grundlagen der für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit auf dem Energiesektor zwischen Russland und Deutschland und Europa insgesamt zu zerstören – praktisch durch Organisation von Terroranschlägen auf die Nord Stream-Pipelines. Dazu hat Berlin nur geschwiegen.

Heute erleben wir eine weitere Demütigung Deutschlands, dessen Regierung der Entscheidung der USA, bodengestützte Mittelstreckenraketen auf deutschem Territorium stationieren zu wollen, bedingungslos nachkommt. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sagte leichthin, die Vereinigten Staaten hätten beschlossen, Präzisionsschlagsysteme in Deutschland zu stationieren und es wäre „eine notwendige und wichtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt“. Die Vereinigten Staaten hätten sich so entschieden.

Darüber hinaus erklärte der Kommunikationsberater des Weißen Hauses für nationale Sicherheit, John Kirby, im Namen des US-Präsidenten, dass man keinen dritten Weltkrieg anstrebe, da dieser schreckliche Folgen für Europa hätte. Ein Freud’scher Versprecher, wie man sieht:

Washington scheint überzeugt, dass nicht die USA unter einem neuen globalen Krieg leiden würde, sondern ihre europäischen Verbündeten!

Wenn die Strategie der Biden-Administration auf einer solchen Analyse beruht, dann wäre das eine äußerst gefährliche Fehleinschätzung. Die Europäer müssen sich natürlich der selbstmörderischen Rolle bewusst sein, die ihnen zugedacht ist.

Die Amerikaner, die den gesamten kollektiven Westen zu den Waffen riefen, weiten den Handels- und Wirtschaftskrieg gegen unerwünschte Akteure aus und haben eine beispiellose Kampagne einseitiger Zwangsmaßnahmen entfesselt, die vor allem auf Europa zurückschlagen und die Weltwirtschaft weiter fragmentieren. Die Länder des globalen Südens in Asien, Afrika und Lateinamerika leiden unter den neokolonialen Praktiken der westlichen Länder. Illegale Sanktionen, zahlreiche protektionistische Maßnahmen und Beschränkungen des Zugangs zu Technologien stehen in direktem Widerspruch zu echtem Multilateralismus und behindern erheblich die Erreichung der Ziele gemäss der UN-Entwicklungsagenda.

Wo bleiben die Attribute der freien Marktwirtschaft, welche die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten seit so vielen Jahren allen vorschrieben? Marktwirtschaft, fairer Wettbewerb, Unverletzlichkeit des Privateigentums, Unschuldsvermutung, freier Personen-, Waren-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr – all das wurde verschrottet. Die Geopolitik hat die Gesetze des Marktes, die der Westen einst als heilig anpries, zu Grabe getragen. In jüngster Zeit haben die Vertreter der USA und EU öffentlich gefordert, dass China seine Überproduktion in Hightech-Industrien abbaue, da der Westen auch in diesen Sektoren seine langjährigen Vorteile zu verlieren drohe. Inzwischen haben solche „Regeln“ die Marktprinzipien abgelöst.

Liebe Kollegen,

Das Vorgehen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten behindern die internationale Zusammenarbeit und Schaffung einer gerechteren Welt. Sie nehmen Länder und Regionen in Geiselhaft, hindern die Nationen an der Verwirklichung ihrer in der UN-Charta verankerten Souveränitätsrechte und greifen in zentrale gemeinsame Anstrengungen zu Konfliktbeilegungen in Nahost, Afrika und anderen Regionen sowie zur Verringerung weltweiter Ungleichheit sowie auch im Kampf gegen Terrorismus und Drogenkriminalität, Hunger und Krankheiten, ein.

Ich bin zuversichtlich, dass diese Situation geändert werden kann, sofern ausreichend guter Wille vorhanden ist. Um das Fortschreiten negativer Szenarien zu stoppen, möchten wir vorschlagen, eine Reihe von Schritten zur Wiederherstellung des Vertrauens und Stabilisierung der internationalen Lage zu diskutieren:

– Die Ursachen der gegenwärtigen Krise in Europa sollten ein für alle Mal beseitigt werden. Die Bedingungen für die Wiederherstellung eines stabilen Friedens in der Ukraine wurden vom russischen Präsidenten Wladimir Putin dargelegt. Es besteht keine Notwendigkeit, sie zu wiederholen.

Eine politische und diplomatische Lösung sollte durch praktische Schritte ergänzt werden, die vom Westen und der euro-atlantischen Gemeinschaft auszugehen hätten, um Bedrohungen gegen die Russische Föderation zu beseitigen. Die Koordinierung gegenseitiger Garantien und Vereinbarungen sollte auf Anerkennung neuer geostrategischer Realitäten auf dem eurasischen Kontinent beruhen, wo eine kontinentale Architektur wirklich gleicher und unteilbarer Sicherheit Gestalt annähme. Europa läuft Gefahr, hinter solch einem objektiven historischen Prozess zurückzubleiben. Wir sind bereit, über einen Interessenausgleich zu diskutieren.

– Die Wiederherstellung des regionalen und globalen Kräftegleichgewichts sollte mit aktiven Bemühungen zur Beseitigung von Ungerechtigkeiten der Weltwirtschaft einhergehen. Es darf per Definition keine Monopole in den Bereichen Währungs- und Finanzregulierung, Handel und Technologien geben. Diese Meinung wird von der überwältigenden Mehrheit der internationalen Gemeinschaft geteilt. Es ist äußerst wichtig, die Bretton-Woods-Institutionen und die WTO so bald wie möglich zu reformieren, denn ihre Tätigkeit muss das tatsächliche Gewicht der nicht-westlichen Wachstums- und Entwicklungszentren widerspiegeln.

– Auch in den anderen Institutionen der Weltordnungspolitik sind tiefgreifende Veränderungen erforderlich, wenn sie zum Nutzen aller funktionieren sollten. Dies betrifft in erster Linie die Organisation der Vereinten Nationen, die allen Widrigkeiten zum Trotz die Verkörperung des Multilateralismus bleibt, mit einzigartiger und universeller Legitimität und allgemein anerkannten umfassenden Kompetenzen.

Ein wichtiger Schritt zur Wiederherstellung der Wirksamkeit der Vereinten Nationen wäre die erneute Bekräftigung des Bekenntnisses aller Mitgliedstaaten zu den Grundsätzen der UN-Charta und zwar nicht nur punktuell, sondern in ihrer Gesamtheit als Ganzes. Über die Form dieses Bekenntnisses sollte gemeinsam diskutiert werden.

Die auf Initiative Venezuelas gegründete „Group of Friends in Defence of the UN Charter“ leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Wir laden alle Länder, die an den Vorrang des Völkerrechts glauben, ein sich diesen Bemühungen anzuschließen.

Das zentrale Element der Reform der Vereinten Nationen sollte die Umbildung des UN-Sicherheitsrates sein, auch wenn dies allein – ohne eine grundsätzliche Einigung der ständigen Mitglieder zur Arbeitsweise – die Effizienz nicht steigern würde. Dies darf jedoch nicht die zwingende erforderliche Beseitigung der geografischen und geopolitischen Ungleichgewichte im Sicherheitsrat behindern, in dem eindeutig zu viele Vertreter des kollektiven Westens vertreten sind. Ein dringend notwendiger Schritt wäre die Erzielung eines möglichst breiten Einvernehmens über die konkreten Parameter der Reform, die eine stärkere Vertretung Asiens, Afrikas und Lateinamerikas beinhalten sollte.

Auch die Personalpolitik des UN-Sekretariats sollte geändert werden, um die Dominanz westlicher Bürger und Subjekte in den administrativen UN-Gremien zu beseitigen.

Der UNO-Generalsekretär und sein Personal müssen die Grundsätze der Unparteilichkeit und Neutralität, wie sie in Artikel 100 der UNO-Charta festgelegt sind, an die wir immer wieder erinnern, gewissenhaft und ausnahmslos einhalten.

– Die Stärkung der Grundlagen der Multipolarität sollte nicht nur von der UNO, sondern auch von anderen internationalen Organisationen gefördert werden, einschließlich der Gruppe der 20, in der alle Länder der globalen Mehrheit und des Westens vertreten sind. Das Mandat der G20 ist auf die Erörterung von Wirtschafts- und Entwicklungsfragen beschränkt und es ist wichtig, den inhaltlichen Dialog an diesem Ort vor populistischen Versuchen zu schützen, geopolitische Themen auf die Tagesordnung zu setzen. Dies würde diese nützliche Plattform zerstören.

Die BRICS und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Entwicklung einer gerechten multilateralen Welt auf der Grundlage der Prinzipien der UN-Charta. Ihre Mitgliedsstaaten repräsentieren verschiedene Regionen und Zivilisationen, deren Interaktion auf Gleichheit, gegenseitigem Respekt, Konsens und gegenseitig akzeptierten Kompromissen beruht und zugleich den goldenen Standard multilateraler Zusammenarbeit zwischen den Großmächten ausmacht.

Regionale Zusammenschlüsse wie GUS, OVKS, EAEU, ASEAN, Golf-Kooperationsrat (GCC), Arabische Liga, Afrikanische Union und CELAC haben praktische Bedeutung für die Entwicklung der Multipolarität. Wir glauben, dass es wichtig ist, vielfältige Beziehungen zwischen diesen Verbänden zu entwickeln, auch unter Nutzung des UN-Potenzials. Russland wird eine der nächsten Sitzungen während seiner Präsidentschaft im Sicherheitsrat der Interaktion zwischen den UN und den eurasischen Regionalorganisationen widmen.

Kolleginnen und Kollegen,

Am 9. Juli 2024 erklärte der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Rede vor dem Parlamentarischen Forum der BRICS-Staaten in St. Petersburg:

Die Bildung einer Weltordnung, die das tatsächliche Gleichgewicht der Kräfte und die neue geopolitische, wirtschaftliche und demografische Realität widerspiegelt, ist ein komplizierter und leider auch schmerzhafter Prozess.

Wir sind der Meinung, dass die Diskussion über dieses Thema nicht in fruchtlose Polemik ausarten darf, sondern sich auf eine nüchterne Bewertung der Gesamtheit der Fakten stützen muss. Zuallererst ist es notwendig, die professionelle Diplomatie, die Kultur des Dialogs, die Fähigkeit zuzuhören und die Kanäle der Krisenkommunikation zu bewahren bzw. wiederherzustellen.

Das Leben von Millionen von Menschen hängt von der Fähigkeit von Politikern und Diplomaten ab, so etwas wie eine gemeinsame Vorstellung von der Zukunft zu formulieren. Es hängt allein von den Mitgliedsländern ab, ob unsere Welt vielfältig und gerecht sein wird. Die Charta unserer Organisation ist unser Standbein. Die Vereinten Nationen werden in der Lage sein, die gegenwärtigen Meinungsverschiedenheiten zu überwinden und in den meisten Fragen einen Konsens zu erzielen, wenn sich ausnahmslos alle an Buchstaben und Geist der Charta halten.

Das „Ende der Geschichte“ ist nicht eingetreten. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, die Geschichte eines echten Multilateralismus zu beginnen, der den gesamten Reichtum der kulturellen und zivilisatorischen Vielfalt der Nationen der Welt widerspiegelt. Wir laden alle ein, sich an der Diskussion zu beteiligen, die auf jeden Fall ganz aufrichtig zu führen ist.

***

Übersetzung aus dem Russischen: UNSER MITTELEUROPA

Von unserer Redaktion ‚Zeitgeschichte und Globalpolitik‘.
UNSER MITTELEUROPA + kritisch + unabhängig + unparteiisch +

UNSER MITTELEUROPA-Beiträge unter «Zeitgeschichte und Globalpolitik» mögen deutschsprachigen Lesern wie auch Historikern als ergänzende Zeitdokumente dienen, nachdem die gängige Massenberichterstattung im deutschen Sprachraum zu politischen Themen oftmals von Tendenzen einer mehr oder weniger lückenhaften Darstellung, wenn nicht immer stärker werdenden Zensurbestrebungen geprägt ist.



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Von Redaktion

7 Gedanken zu „Sergej Lawrow vor dem UN-Sicherheitsrat über eine gerechtere und nachhaltigere Weltordnung“
  1. BLACKROCK: Ihr nächste Plan wird die Welt SCHOCKIEREN (Larry Fink) – Video:
    https://www.youtube.com/watch?v=Y_OPLlWjkbw
    Wenn ich nicht irre, steht irgendwo bei Matthäus 24 „Vom Kommen Christi“: „Die T.ten werden die Lebenden beneiden“.
    Diese bästialischen nimmersatten grenzenlos gierigen Abscheulichkeiten können m. A. n. keine Menschen sein. Sind die nur glücklich, wenn sie immer mehr, mehr, mehr haben, das sie den anderen Menschen räuben? Was für niederstschwingende Kreaturen in Menschengestalt.
    Meiner Ansicht nach.

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  2. Führende Oppositionelle ebenso wie wichtige Akteure aus dem Kreml, Präsident Wladimir Putin inklusive, haben fast alle etwas gemeinsam: Eine völlige Orientierung Richtung Westen, was den Lebensstil angeht. Die Töchter des Staatschefs studierten und lebten lange in Deutschland und den Niederlanden; die Tochter von Außenminister Sergej Lawrow ist mehr Amerikanerin als Russin. Fast die gesamte Machtelite hat enge persönliche Bezüge nach Westen – vor allem, was ihr Vermögen angeht. Manche wie Putins Intimus Gennadi Timschenko haben sogar die Staatsbürgerschaft eines EU-Staates. Ober-Propagandist Wladimir Solowjow besitzt drei Prunk-Villen in Italien. Einer der Lieblingsoligarchen des Kreml, Alischer Usmanow, liebt wie viele seiner „Kollegen“ seine Luxus-Yacht im Mittelmeer über alles. Und natürlich seine Residenz in Oberbayern. Die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen.
    Ein ebenso offenes Geheimnis ist es in Moskau, dass die Machtelite auch im persönlichen Bereich ganz auf den Westen setzt. Italienische Möbel, Mode und Küche, Schweizer Konten und Uhren, französische Villen an der Côte d’Azur, britische Luxus-Anwesen, deutsche Autos sowie Haus- und Küchentechnik, amerikanische IT, vom iPhone über den Mac bis hin zur Apple-Watch. Russische Ware? Oder chinesische? Igitt! Die Liebe zu allem Westlichen und insbesondere westlichem Luxus ist allgegenwärtig im Alltag von Russlands Mächtigen. Bis ganz oben. Man sehe sich nur Putins Uhren an.
    „Putins Problem ist, dass er regieren will wie Stalin, aber leben wie Abramowitsch“, der luxussüchtige Multi-Milliardär, der entscheidend dazu beitrug, dass Putin als Ziehsohn Jelzins die Macht kam, sagt der Oppositions-Politiker und Schachspieler Garry Kasparow. Umso erstaunlicher ist, dass die Taktik des Kreml, sich selbst als Gegenspieler des Westens darzustellen, so gut aufgeht. Ja, politisch sieht man sich als Konkurrenz – doch in Sachen Livestyle ganz und gar nicht. Selbst der rabiate Anti-Homosexuellen-Kurs ist ein Etikettenschwindel – der Machtzirkel ist für Ausschweifungen auch in diesem Bereich berüchtigt.
    Selbst mit dem World Economic Forum von Klaus Schwab ist Putin eng. Auch beim Impfen war er auf Kurs – sein Sprecher beschimpfte Impf-Gegner gar als „gefährliche Irre“. Erstaunlich, dass dies viele völlig ausblenden.
    Und so ist es denn auch alles andere als überraschend, was jetzt für Schlagzeilen sorgt: Dass Außenminister Sergej Lawrow, um Gerüchte zu widerlegen, er sei im Krankenhaus, ein Foto von sich auf der Hotelterrasse zeigt. Mit iPhone, Apple-Watch und im T-Shirt mit einem Motiv des US-Künstlers Jean-Michel Basquiat. Das sehr an die ukrainischen Nationalfarben und das Staatssymbol der Ukraine erinnert, wie dieses Meme, also diese Bildmontage deutlich macht, die gleich im Internet kursierte:
    https://t.co/h0EszgIbyl
    Doch nicht nur das: Jean-Michel Basquiat, von dem das Bildmotiv auf Lawrows T-Shirt stammt, schlief auch mit Männern und führte ein offenes sexuelles Leben. Zumindest bezüglich des letzteren ist die Überraschung in den westlichen Medien allerdings wohl auf Unkenntnis über die Zustände in Moskau zurückzuführen. Wer die kennt, weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll, wenn so viele im Westen ausgerechnet Putin und sein System für konservativ oder gar für Kämpfer für traditionelle Werte halten. Putin ist durch und durch KGB. Und der ist unter ihm endgültig mit der organisierten Kriminalität verschmolzen. Die Machtmethoden der neuen Kleptokratie sind die Stalins, ihr ideologischer Schafspelz ist die Orthodoxie, und ihr Denken ist national-chauvinistisch: Am russischen Wesen soll die Welt genesen.

    Doch Vorrang hatte und hat immer das Geschäft. Was im Westen kaum jemand weiß: Putin kokettierte kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 2000 ganz offen mit einem Beitritt Russlands zur Nato. Wie das, wenn sie jetzt plötzlich die Inkarnation des Bösen ist? Es wäre gut fürs Geschäft gewesen. Ebenso kaum bekannt: Den Beitritt der drei baltischen Republiken zu dem Bündnis im Jahr 2004 kommentierte Putin auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Schröder wie folgt: „Hinsichtlich der Nato-Erweiterung haben wir keine Sorgen mit Blick auf die Sicherheit der Russischen Föderation.“ Wenig später betonte er gar, jedes Land habe „das Recht, seine eigene Form der Sicherheit zu wählen“. Sowohl George W. Bush als auch Barack Obama machten Putin wiederholt Angebote zur Zusammenarbeit. Auch noch nach Russlands Einmarsch in Georgien 2008. Der hinderte Obama nicht daran, einen „Reset“ in der Zweierbeziehung mit dem Kreml zu verkünden.

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    1. Man lese Jürgen Roths Buch “ Gazprom-das unheimliche Imperium“ und wisse danach, wie sich Putin an kriminellen Geschäften bereichert hat. Ich las es nur halb, weil mir bei den Größen der angeeigneten Beträge schlecht wurde. So viel kann man als normaler Mensch gar nicht verbrauchen. Aber das sind alles keine normalen Menschen mehr.
      Schauen wir auch auf die häßliche neuere Architektur in den Großstädten. Eigenes kommt da genausowenig wie zu Sowjetzeiten. Damals gab es auch keine eigene Mode, eigenes Künstlerisches, es wird seit 1917 nur kopiert, bis heute. Gibt es eine Aufarbeitung der UdSSR? Nein? Warum nicht? Genug Opfer hat es gegeben. Und wen unterstützte die UdSSR im II. WK? Die Hochfinanz? Ach so????
      Und wer kreiert hier im Westen den Lebensstil? Die Presse. Und wem gehört die?

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  3. Kriege eben die Nachricht, daß von der Leyen wiedergewählt wurde. Meine Ahnung hat sich bestätigt, das EU-Parlament hat mich nicht enttäuscht. Kenner wissen: Verbrechen lohnen sich!

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  4. Taitsche Firma liefert Kamikazedröhnen an die Ükra – Artikel:
    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Donaustahl-stattet-ukrainische-Spezialeinheit-Kraken-mit-der-Kamikazedrohne-Maus-aus-article25093415.html?utm_source=pocket-newtab-de-de
    R.stungsgeschäfte sind Geschäfte mit dem Töd ANDERER. Wer R.stungsgeschäfte betreibt ist m. A. n. ebenfalls ein M.rder – ein indirekter, aber ein M.rder. Alle, die an diesen Kr.egsgeschäften und an der Anzettelung von Kr.egen beteiligt und dafür verantwortlich sind, sind M.rder – ob direkt oder indirekt – und haben m. A. n. null Gewissen, null Skrupel, null Empathie, denn wer ein über diese verfügt, ist außerstande dazu.
    Meiner Ansicht nach.

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  5. Sie werden weder auf Lawrow noch auf Putin hören was die zu sagen haben, sie sind ja so schlau und ganz besonders abgehoben und besonders arrogant, da wird sich diesbezüglich nichts ändern. Allerdings haben sie vor der Wiederwahl von Trump Angst, seine 4 jährige Amtszeit ist aber viel zu kurz um Weltbewegendes zu ändern………….

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  6. Die Weltpolitik ist kriminell. Der grenzenlose Waren-, Kapital-und Menschenverkehr zieht im Schatten den Drogen-, Waffen-, Organ- und Menschenhandel hinter sich her. Wozu gibt es überhaupt diese seltsame UNO? Sie kann rein gar nichts. Bei Metapedia las ich heute, daß das Gold der Ukraine in den uSA lagert. Das ist nicht der erste ausgeraubte Staat, die bRD gehört dazu. Der Raub begann 1945 im Deutschen Reich, und da war die UdSSR beteiligt. Damals haben sich die 3 Wichtelmänner Stalin und Churchil+Roosevelt die Welt geteilt, den kleinen Ganoven Frankreich zähle ich nicht dazu. Nun fühlt sich Rußland bedroht, weil die USA danach die Hände ausstrecken. Vielleicht sollten sich die 3 Akteure seit Potsdam wieder zusammensetzen und das Unrecht von damals besprechen und wiedergutmachen. Damals haben die 3 mit ihrer Teilung deutsche Familien auseinandergerissen, und nicht nur uns, Korea und Vietnam waren auch betroffen. Man kann erst nach vorne schauen, wenn man altes Unrecht wiedergutmacht. Frau Sacharowas sagt, wie sollen für unsere Freiheit kämpfen, wie denn, wenn fremde Truppen hier bereits stehen?

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