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«Pax Optima Rerum» als Inschrift auf einer Kaminplatte im «Friedenssaal» des historischen Rathauses in Münster | Quelle: STBR, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Das Zeitalter des Kolonialismus neigt sich seinem Ende entgegen. Noch scheint die dazu passende Herrenmenschen-Mentalität in diversen politischen Systemen fest verwurzelt: Die atlantische Version dazu wird ideologisch unter dem Namen «Exzeptionalismus» geschickt verpackt.

Nach Jeffrey Sachs stehen die USA an letzter Stelle bei Befolgung der UN Prinzipien

Von Alfred de Zayas | Exzeptionalismus ist Ausdruck des animus dominandi [das Verlangen nach Macht] mächtiger Nationen, die sich den etablierten Regeln des menschlichen Zusammenlebens und dem Völkergewohnheitsrecht verweigern. Stattdessen erfinden diese Akteure nach und nach neue Regeln und tun so, als besässe ihre sagenhafte „regelbasierte internationale Ordnung“ irgendeine Legitimität. Eine aktuelle Studie, die von Professor Jeffrey Sachs (Columbia University) für den UN-Gipfel der Zukunft [1] erstellt wurde, liefert eine Bewertung, nach der Barbados an erster und die Vereinigten Staaten an letzter Stelle auf der Liste von Ländern stehen, die UN-Prinzipien und internationale Solidarität vermeintlich unterstützen [2].

Als engverwandten Begriff von Exzeptionalismus bringt man auch Chauvinismus, der oft fälschlicherweise mit Patriotismus verwechselt wird, ins Spiel, um das Ganze ansprechender oder gar nobel erscheinen zu lassen, obwohl uns das offensichtliche Ungleichgewicht ein vages Unbehagen bereitet. Der Exzeptionalismus vermochte sich bisher durchzusetzen, weil seine Opfer kaum über die Macht verfügten, um sich wirksam zu widersetzen. Schwächere Länder wurden zu Erpressungsopfern, die Angst vor militärischen und anderen Interventionen haben müssen. Der Exzeptionalismus ist eine Manifestation dieser alten Regel, an die wir uns aus dem Melischen Dialog [3] [Dramatisierung der Verhandlungen zwischen Athenern und Meliern – letztere waren Athen im Kampf unterlegen] aus dem Peloponnesischem Krieg  [des klassischen athenischen Historikers] Thukydides erinnern:

„Die Starken tun, was sie wollen, und die Schwachen leiden, wie sie müssen“.

Es entspricht auch dem lateinischen Sprichwort:

Quod licet Iovi, non licet bovi“:
(„Was Jupiter erlaubt ist, gilt nicht für den Ochsen [gemeinen Mann]!“)

Im Laufe der Geschichte haben die Assyrer, Perser, Ägypter, Griechen, Römer, Mongolen, Spanier und Briten ungestraft nach dem Prinzip „Macht geht vor Recht“ gehandelt. Zu den namhaften Vertretern dieses Prinzips im 21. Jahrhundert gehören die Vereinigten Staaten mit ihren NATO-Vasallen samt Israel sowie Unterstützung und Komplizenschaft der Mainstream-Medien. In der Tat konnte Öffentlichkeitsarbeit und unerbittliche Propaganda dazu beitragen, viele davon zu überzeugen, dass Exzeptionalismus und militanter Interventionismus in Ordnung seien. Diese Auffassung mag wohl im „kollektiven Westen“ greifen, scheint aber bei der Globalen Mehrheit in Lateinamerika, Afrika und Asien, auf wenig Gegenliebe gestossen zu sein, indem sich letztere mit dem in Pastellfarben gehaltenen US-amerikanischen Wohlwollen ganz und gar nicht anfreunden wollten. So nahm eine neue multipolare Welt langsam Gestalt an.

Der Geist des Exzeptionalismus durchdringt die westliche Gesellschaft und manifestiert sich in vielen Äußerungen und Handlungen, die unsere Politiker, Akademiker und Journalisten tagtäglich zur Schau stellen. So erinnern wir uns an die Aussage der US-Außenministerin Madeleine Albright, wonach die Vereinigten Staaten die „unverzichtbare Nation“ wäre [4]. Sie bleibt auch für ihr Interview unvergessen, in dem sie von sich gab, dass der Tod von 500.000 irakischen Kindern (gemäss Schätzungen von UNICEF) „es wert war“ [5], weil das letztendliche positive Ziel darin bestanden hätte, Saddam Hussein von der Macht zu entfernen. Der Zweck heiligt die Mittel.

Albrights Denkrichtung ist nicht allzu weit entfernt von:

  • den eigennützigen Aussagen von George W. Bush aus der Zeit vor, während und nach dem Irakkrieg.
  • dem vollmundigen Slogan „Make America Great Again“ (MAGA) Trumps
  • Außenminister Mike Pompeos jubelndem Eingeständnis: „Wir haben gelogen, betrogen und gestohlen“ [6]
  • Hillary Clintons Kommentar aus der untersten moralischen Schublade anlässlich der Ermordung von Muammar al-Gaddafi: „Wir kamen, wir sahen, er starb.“ [7]

Das war Hybris schlimmster Ausprägung!

Der Exzeptionalismus gedeiht im Universum des amerikanischen Solipsismus – indem „nur das eigene Wir zählt.“ [Anmerkung der Redaktion: Solipsismus (lateinisch sōlus ‚allein‘ und ipse ‚selbst‘) bezeichnet in der Philosophie eine These oder Schlussfolgerung, nach der allein die Existenz des eigenen Ichs gewiss sein kann. Von der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft noch nicht als psychiatrische Störung eingestuft, obwohl Ähnlichkeiten mit anerkannten Depersonalisierungs- & Derealisierungsstörungen erkennbar sind]

In gewisser Weise spiegelt diese Weltanschauung die calvinistische Tradition wider, welche von den Puritanern im 17. Jahrhundert nach Massachusetts getragen wurde [8]. Die frommen Pilgerväter sahen sich als die „Auserwählten“, die dazu prädestiniert waren, das Land Nordamerikas als ihr rechtmäßiges Erbe zu besetzen, fruchtbar zu machen und sich zu mehren [9], gleich den Nachfolgern des alten Jerusalems, der [shining city on the hill – leuchtende] Stadt auf dem Hügel. Sie bereiteten den Weg für den gewaltbereiten amerikanischen Exzeptionalismus, wie er in späteren Jahrhunderten in der Monroe-Doktrin verkündet und in der Geopolitik der Manifest Destiny umgesetzt wurde. [10]

Besagte Geisteshaltung ermöglichte es, die Ureinwohner Nordamerikas zu enteignen und ethnisch zu säubern: Dazu zählten die Algonkin, Cree, Cherokee, Dakota, Hopi, Irokesen, Lakota, Mohawk , Navajos, Pequot, Seminolen, Sioux, Squamish usw., deren Stämme und Nationen einst 10 Millionen Vertreter zählten, doch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf 300.000 reduziert worden waren [11].

Nur wenige Amerikaner waren bereit, das Ausmaß dieser Tragödie anzuerkennen, welche Martin Luther King Jr. zu Recht als „Völkermord“ bezeichnete. 1964, vier Jahre vor seiner Ermordung, veröffentlichte MLK das bemerkenswerte Buch Why we can’t Wait. [12] Auf Seite 141 steht dazu geschrieben:

Unsere Nation wurde im Völkermord geboren, als sie die Doktrin annahm, dass der ursprüngliche Amerikaner, der Indianer, eine minderwertige Rasse sei. Noch bevor es eine große Anzahl von Negern an unseren Küsten gab, hatte die Narbe des Rassenhasses die Kolonialgesellschaft bereits entstellt. Seit dem 16. Jahrhundert floss Blut in Kämpfen um die Vorherrschaft der Rasse. Wir sind vielleicht die einzige Nation, die als nationale Politik versucht hat, ihre indigene Bevölkerung auszulöschen. Darüber hinaus haben wir diese tragische Erfahrung zu einem edlen Kreuzzug erhoben. Tatsächlich haben wir es uns bis heute nicht erlaubt, diese schändliche Episode abzulehnen oder Reue dafür zu zeigen. Unsere Literatur, unsere Filme, unsere Dramen, unsere Folklore verherrlicht das alles.[13]

Auch das war Resultat des amerikanischen Exzeptionalismus.

Die Beziehung zwischen Völkerrecht und Menschenrechten

Das Völkerrecht und die Menschenrechte sind eng miteinander verwoben und stärken sich gegenseitig. Wenn das Völkerrecht ungestraft verletzt wird, leidet das gesamte System, einschließlich Mechanismen zum Schutz der Menschenrechte.

Die willkürliche Anwendung des Völkerrechts bedeutet, dass einige Menschen nicht vollständig durch das Gesetz geschützt und zurückgelassen werden, während andere Privilegien genießen:

Das zementiert eine Herrenmenschen-Philosophie und stellt eine separate und eindeutige Verletzung des grundlegendsten Prinzips der Menschenrechte dar: Die Gleichheit aller Menschen!

Der Exzeptionalismus verletzt die Würde des Einzelnen, sowie das Gesetz einige begünstigt, aber dazu benutzt wird, andere auszubeuten, zu unterdrücken und zu verfolgen. Er verstößt gegen Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in der es heißt:

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.[14]

Der Exzeptionalismus verstößt auch gegen Artikel 26 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR):

 „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. In dieser Hinsicht hat das Gesetz jede Diskriminierung zu verbieten und allen Menschen gegen jede Diskriminierung, wie insbesondere wegen der Rasse, der Hautfarbe, des Geschlechts, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, des Vermögens, der Geburt oder des sonstigen Status, gleichen und wirksamen Schutz zu bieten.” [15]

Eine exzeptionelle Herangehensweise im Völkerrecht bestätigt imperiales Vorrecht, Kriege führen und Präventivschläge gegen potenzielle Feinde setzen zu können. Sie spiegelt eine krypto-religiöse und krypto-wissenschaftliche Philosophie von Überlegenheit wider. Um dieser Illegalität entgegenzuwirken, legt der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte in Artikel 20 fest:

  • Jede Kriegspropaganda ist gesetzlich zu verbieten.
  • Jede Aufstachelung zu nationalem, rassischem oder religiösem Hass, die zu Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt aufstachelt, ist gesetzlich zu verbieten.”[16]

Es ist keine Überraschung, dass die meisten Länder des ‚kollektiven Westens‘ Vorbehalte zum ICCPR anmeldeten und erklärten, Artikel 20 nicht akzeptieren zu können.

Dieser animus dominandi verstößt auch gegen Artikel 4 des Internationalen Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung aus dem Jahr 1965 [17]:

„Die Vertragsstaaten verurteilen jede Propaganda und jede Organisation, die auf Ideen oder Theorien zur Überlegenheit einer Rasse oder Personengruppe einer bestimmten Hautfarbe oder ethnischen Herkunft beruht oder versucht, Rassenhass und Diskriminierung in irgendeiner Form zu rechtfertigen oder zu fördern, und verpflichten sich, sofortige und entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um jegliche Anstiftung oder Handlungen zu solchen Diskriminierungen zu beseitigen …“

Ebenso wird das Übereinkommen über die Unterdrückung und Bestrafung des Verbrechens der Apartheid von 1973 [18] verletzt – nicht nur in Südafrika vor Nelson Mandela, sondern heute in Israel unter Benjamin Netanjahu.

In diesem Zusammenhang ist es auch angebracht, an die Worte zu Beginn der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von 1776 zu erinnern:

„Wir halten diese Wahrheiten, dass alle Menschen gleich geschaffen sind, für selbstverständlich…” [19]

Im gleichen Tenor legt die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789[20], im Artikel 1 fest:

“Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es.“

Wie wirkt sich nun die Doktrin des Exzeptionalismus in der nationalen und internationalen Praxis auf dieses übergreifende Prinzip der Gleichheit aus? In einem am 11. September 2013 in der New York Times veröffentlichten Meinungsbeitrag äußerte Wladimir Putin seine Besorgnis:

„Es ist äußerst gefährlich, Menschen dazu zu ermutigen, sich selbst als außergewöhnlich zu betrachten, aus welchen Gründen auch immer … Wir sind alle verschieden, aber wenn wir um den Segen des Herrn bitten, dürfen wir nicht vergessen, dass Gott uns gleich erschaffen hat.“ [21]

Exzeptionalismus und das Risiko einer nuklearen Konfrontation

Mit Exzeptionalismus sind viele Gefahren verbunden. Insbesondere im Atomzeitalter können gewisse exzeptionalistische Einstellungen unsere Wahrnehmung trüben, uns dazu verleiten, die Denkweise anderer falsch einzuschätzen und unsere Risikobewertung zu erschweren. Länder, die Exzeptionalismus praktizieren, legen traditionell eine naive Sorglosigkeit in Bezug auf das an den Tag, was sie sagen und tun. Sie spielen gerne. Sie gehen Risiken für sich selbst und andere ein. Sie provozieren und erwarten, dass die andere Seite nicht reagiert und die Provokation „absorbiert“ werden.

Leider steht im Atomzeitalter nicht nur die Sicherheit des exzeptionellen Provokateurs, sondern das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel .

USA bzw. NATO-Staaten und insbesondere Großbritannien, spielen seit Jahren Vabanque und glauben offenbar, dass sie das unbegrenzt fortsetzen können.

Obwohl es für alle offensichtlich sein sollte, dass niemand eine nukleare Konfrontation überleben würde, spielen die USA, Großbritannien und einige NATO-Länder weiterhin mit dem Feuer: Sie eskalieren den Ukraine-Krieg auf unverantwortliche Weise, anstatt nach Wegen zu suchen, den Konflikt durch Diplomatie und Verhandlungen zu beenden. Dies ist ein weiterer Grund, warum die Globale Mehrheit in Lateinamerika, Afrika und Asien ihre Stimme lauter erheben muss, denn wenn sich NATO verschätzt, wie sie es in der Vergangenheit taten, werden die Folgen von allen Bewohnern des Planeten Erde zu tragen sein.

Bei den Vereinten Nationen herrscht Einigkeit darüber, dass Atomwaffen niemals eingesetzt werden dürfen. Bereits 1995 verabschiedete der Sicherheitsrat die Resolution 984 [22] und verlängerte den Atomwaffensperrvertrag [23] auf unbestimmte Zeit. 2004 verabschiedete der Sicherheitsrat die Resolution 1540, die allen Staaten die verbindliche Verpflichtung auferlegt, nationale Kontrollen einzurichten, um die Verbreitung von Atomwaffen zu unterbinden.

Am 20. November 2022 wurde in der Resolution 2663 beschlossen, „dass der 1540-Ausschuss umfassende Überprüfungen zum Stand der Umsetzung der Resolution 1540 (2004) durchführen wird, unter anderem durch offene Konsultationen des Ausschusses in New York, sowohl nach fünf Jahren als auch vor der Erneuerung seines Mandats…“ und forderte die Staaten auf,

„bei der Umsetzung der Resolution 1540 (2004) die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem sich verändernden Charakter des Verbreitungsrisikos und den raschen Fortschritten in Wissenschaft und Technologie zu berücksichtigen.“ [24]

In der Zwischenzeit trat der Atomwaffensperrvertrag der Vereinten Nationen von 2017 [25] am 22. Januar 2021 in Kraft, aber die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Russland, China und Israel sind dabei keine Vertragsstaaten.

Ein Lippenbekenntnis zum Völkerrecht ist einfach. Das macht jeder. Aber können wir uns auf eine dysfunktionale UNO verlassen, um die Welt vor riskanten Vabanque-Politikern zu schützen?

Die UNO konnte die NATO nicht daran hindern, das ius cogens-[zwingendes Recht] Verbot zur Gewaltanwendung (Art. 2(4) UN-Charta) zu verletzen und Jugoslawien 1999 bombardieren, zu lassen, wodurch die territoriale Integrität des Landes unter falschen Vorwänden und völlig ungestraft zerstört wurde.

Im Jahr 2003 stellten die Vereinigten Staaten erneut unter dem nachweislich falschen Vorwand von Massenvernichtungswaffen [26] die berüchtigte „Koalition der Willigen“ zusammen, um in den Irak einmarschieren und diesen verwüsten und lediglich den bereits 1991 begonnenen Angriff auf das irakische Volk und die Plünderung seiner Ressourcen vollenden zu lassen.

Der Krieg von 2003, den Generalsekretär Kofi Annan als „illegalen Krieg“ verurteilte [27], stellte einen Angriff gegen das Völkerrecht und die UN-Charta durch eine beträchtliche Anzahl von Staaten dar, die sich vermeintlich Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten gegenüber verpflichtet fühlten.

Doch, niemand wurde je zur Rechenschaft gezogen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass bereits im August 1945, als Japan den Krieg im Pazifik bereits verloren hatte und die Vereinigten Staaten unter keiner existentiellen Bedrohung durch Japan mehr standen, Harry Truman beschloss, Hiroshima und Nagasaki mit Atomwaffen platt machen zu lassen. Die Vereinigten Staaten forderten in ihrer einzigartigen Hybris von Japan die „bedingungslose Kapitulation“ und waren zu nichts Geringerem bereit, obwohl Japan seit 1944 Friedenssignale ausgesandt hatte [28]. Im Einklang mit ihrer Philosophie des Exzeptionalismus beschlossen die Vereinigten Staaten, die Japaner und ihren Kaiser zu demütigen.

Die Atomwaffe wurde nicht für legitime militärische Zwecke eingesetzt, sondern vielmehr für psychologische Zwecke – um die Japaner durch Terror in die Unterwerfung zu zwingen.

Gleichzeitig sollten die Sowjets damit gewarnt werden, dass die USA bis dato der einzige Hegemon wäre und dieser nicht zögern würde, Atombomben – auch präventiv – gegen jeden potenziellen Feind einzusetzen. Bisher haben nur die Vereinigten Staaten Atomwaffen im Krieg eingesetzt:

Nachdem sie Atomwaffen zweimal gegen Japan eingesetzt hatten, könnten sie es wieder tun – doch dann gegen Russland und China [29]?

Im nuklearen Zeitalter verliert ein solches Hasardieren jede Überzeugungskraft. Die Russen verfügen über mehr nukleare Sprengköpfe als die Vereinigten Staaten und auch über Hyperschall-Träger-Raketen, welche den USA fehlen. Es ist an der Zeit, einmal mehr auf die Antrittsrede von John F. Kennedy, gehalten am 10. Juni 1963 an der American University, zurückzukommen:

„Vor allem müssen die Atommächte bei der Verteidigung ihrer eigenen vitalen Interessen jene Konfrontationen vermeiden, die einen Gegner vor dieWahl stellen, entweder einen demütigenden Rückzug anzutreten oder einen Atomkrieg zu führen. Einen solchen Kurs im Atomzeitalter einzuschlagen, wäre nur Beweis der Bankrotterklärung unserer Politik oder einer kollektiven Todessehnsucht der Welt.” [30]

Ich fürchte, in der heutigen Welt einer durch Fake News und manipulierten Narrativen desorientierten Gesellschaft, würde man Kennedy als „Appeasement-Politiker“ [31] oder gar Verräter angreifen. Und doch steht heute das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel. Was wir tatsächlich brauchten, wäre ein weiterer JFK oder Jimmy Carter im Weißen Haus.

Schlussfolgerung

Es besteht kein Zweifel, dass amerikanischer Exzeptionalismus den Worten und Geist der UN-Charta, Wiener Erklärung, den UN-Aktionsprogrammen und unzähligen Resolutionen, darunter 2625, 3314, 60/1 und der UN-Generalversammlung widerspricht. Eine Politik des Alleinganges [Unilateralismus] ist auch mit vielen Artikeln des Wiener Übereinkommens über das Recht der Verträge unvereinbar, welches in Artikel 26 vorsieht, dass Verträge nach Treu und Glauben – pacta sunt servanda – einzuhalten sind.

Zu den Verträgen, die durchgesetzt werden müssen, zählt in erster Linie die UN-Charta, deren Artikel 103 samt Vorrangklausel, der UN-Charta Vorrang vor allen anderen Verträgen einräumt, einschließlich über den Vertrag der Nordatlantikvertrags-Organisation [NATO].

Es gibt zahlreiche Akademiker in den Vereinigten Staaten, die uns vor der Gefahr einer nuklearen Vernichtung warnen und von der Notwendigkeit zur Deeskalation sprechen. Zu ihnen zählen die Professoren John Mearsheimer, Jeffrey Sachs, Stephen Kinzer und Francis Boyle. Leider gleichen sie nur modernen Kassandras.

Es ist eine traurige Tatsache, dass Exzeptionalismus und Unilateralismus einen Teil der DNA vieler unserer politischen Führer in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und Deutschland ausmachen.

Öffentlichkeitsarbeit und Propaganda scheinen viele zu überzeugen, dass NATO ein „Verteidigungsbündnis“ sei. Doch seit 1991 und Auflösung des Warschauer Pakts ist die raison d’être [Daseinsberechtigung] der NATO verschwunden. Sie hat sich in eine aggressive Militärmacht verwandelt, deren Funktion nicht der Verteidigung, sondern einer Expansion um der Expansion willen, nur dient:

Eine Expansion, um andere zu zwingen, sich dem Willen Washingtons und Brüssels zu unterwerfen, mit NATO als Organisation die Funktionen der Vereinten Nationen usurpiert.

NATO-Streitkräfte haben in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien etc. Aggressionen, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Doch Fake News [Lügen-Nachrichten], die diese Kriege begleiteten, haben sich inzwischen in eine Fake History [Lügen-Geschichte] verwandelt, wobei viele den Rechtfertigungen zu kriminellen Taten von NATO Glauben schenken.

Im wahrsten Sinne des Wortes sollte NATO als kriminelle Organisation im Sinne des Urteils von 1946 nach Artikeln 9 und 10 des Statuts des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg bezeichnet werden …

… gemäss dem Londoner Abkommen vom 8. August 1945, dass ironischerweise zwei Tage nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und einen Tag vor Vernichtung von Nagasaki verabschiedet worden war.

Regierungsanwälte tragen eine erhebliche Verantwortung für solche Rechtsbeugung: Denn anstatt politischen Führer zu raten, wie die UN-Charta und die Urteile des Internationalen Gerichtshofs am besten umgesetzt, der Frieden gewahrt und internationale Solidarität praktiziert werden sollte, suchen sie nach Wegen, um sich aus internationalen Verpflichtungen herauszuschwindeln, Schlupflöcher in Verträgen zu finden oder ausnahmereglungsorientierte Interpretationen des Völkerrechts zu formulieren.

Auch am 21. September 2024, dem Internationalen Tag des Friedens [32], waren wir seit dem Jahr 1945 der Vernichtung näher als je zuvor. Die NATO ist außer Kontrolle geraten. Was wir brauchen, ist ein sofortiger Waffenstillstand und diplomatische Verhandlungen, um die Kriege in der Ukraine und in Israel/Palästina, im Libanon, im Jemen und in Syrien zu beenden.

Die Weltmehrheit muss die überholten Paradigmen des Exzeptionalismus und Unilateralismus zurückweisen und die Spiritualität der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wiederentdecken:

Pax optima rerum – der Frieden ist das höchste Gut aller Dinge!

***

Zum Autor:

Alfred de Zayas ist Rechtsprofessor an der Geneva School of Diplomacy und war von 2012 bis 2018 unabhängiger Experte der Vereinten Nationen für internationale Ordnung. Er ist Autor von zwölf Büchern, darunter:
„Building a Just World Order“ (2021),
„Countering Mainstream Narratives“ (2022) und
„The Human Rights Industry“ (Clarity Press, 2021).

 

Quellenangaben:

[1] https://www.un.org/en/summit-of-the-future

[2] https://impakter.com/the-nations-most-and-least-likely-to-support-un-principles/

[3] https://www.thecollector.com/melian-dialogue-thucydides/

[4] https://1997-2001.state.gov/statements/1998/980219a.html

[5] https://www.youtube.com/watch?v=omnskeu-puE

[6] https://www.youtube.com/watch?v=DPt-zXn05ac

[7] https://www.youtube.com/watch?v=6DXDU48RHLU

[8] David Stannard, American Holocaust, Oxford 1992.

[9] Genesis,9:7.

[10] Richard Drinnon, Facing West, University of Oklahoma Press, 1997.

[11] Alfred de Zayas, Countering Mainstream Narratives, Clarity Press, Atlanta 2022.

[12] Dr. Martin Luther King Jr., Why We Can’t Wait (New York: New American Library, Signet Classics, 2000); de Zayas, Countering Mainstream Narratives, p. 54.

[14] https://www.un.org/en/about-us/universal-declaration-of-human-rights

[15] https://www.ohchr.org/en/instruments-mechanisms/instruments/international-covenant-civil-and-political-rights

[16] Ibid.

[17] https://www.ohchr.org/en/instruments-mechanisms/instruments/international-convention-elimination-all-forms-racial

[18] https://www.un.org/en/genocideprevention/documents/atrocity-crimes/Doc.10_International%20Convention%20on%20the%20Suppression%20and%20Punishment%20of%20the%20Crime%20of%20Apartheid.pdf

[19] https://declaration.fas.harvard.edu/resources/text

[20] https://www.elysee.fr/la-presidence/la-declaration-des-droits-de-l-homme-et-du-citoyen

[21] https://www.nytimes.com/2013/09/12/opinion/putin-plea-for-caution-from-russia-on-syria.html

[22] https://en.wikipedia.org/wiki/United_Nations_Security_Council_Resolution_984

[23] https://disarmament.unoda.org/wmd/nuclear/npt/

[24] https://documents.un.org/doc/undoc/gen/n22/716/75/pdf/n2271675.pdf

[25] https://disarmament.unoda.org/wmd/nuclear/tpnw/

[26] Hans Blix, Disarming Iraq, Pantheon, 2004.

[27] http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/3661134.stm

[28] https://www.jstor.org/stable/2049539

https://www.cambridge.org/core/journals/journal-of-asian-studies/article/abs/japanese-peace-maneuver-in-19441/1B5B584A53782C211CB28AE71BA3EA56

[29] https://foreignpolicy.com/2023/10/27/united-states-middle-east-wars-asia-europe-same-time/

https://www.foreignaffairs.com/united-states/could-america-win-new-world-war

[30] https://www.counterpunch.org/2022/09/14/natos-death-wish-will-destroy-not-only-europe-but-the-rest-of-the-world-as-well/

NATO’s “Death Wish” Will Destroy Not Only Europe but the Rest of the World as Well

[31] https://www.counterpunch.org/2024/08/09/appeasement-reconsidered/

[32] https://internationaldayofpeace.org/

Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA



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Von Redaktion

9 Gedanken zu „Alfred de Zayas: «Der Friede ist höchstes Gut», dem atlantischer Exzeptionalismus entgegensteht“
  1. Melonie hat offenbar gerafft, dass es nur in den Untergang führt, der m. A. n. äNWeO-SAT-AN-isten-Bande zu folgen – Giorgia Meloni: „Sie wollen Europa zu einem islamischen Kontinent machen – Video:
    https://www.youtube.com/watch?v=3GeCuKXdwVg
    Lt. Jan Erik Sigdells Buch “Die Manipulationen der Anunnaki” ist dies tatsächlich der Plan und von der Isselämisierung Europas soll es in den SAT-AN-ismüs übergehen und von dort zur KaI und hinter allem soll der Fake-Gott Jaehwe stehen, der sich dann in die KaI inkarnieren will – wenn ich das richtig verstanden habe.
    Ob Jaehwe identisch ist mit AN, dem menschenfeindlichen HIMMELS-GOTT, Fake-Gott, ist die Frage, doch wenn es zwei sind, sind es zwei verschiedene Anunnaki.
    https://de.wikipedia.org/wiki/An_(Gottheit)
    Hört auf, diesen Fake-Gott alias Jaehwe, Herr Gott, Öllah, Shiva AN-zubeten und ihn dadurch mit dieser AN-Betungsenergie zu füttern – je fanatischer umso sättigender ist diese Energie für diesen Fake-Gott der Zerstörung, diesen wahren SAT-AN/KOR-AN. Fließt dann noch massenweise Blüt gerät ER regelr.cht in Extase, geht ihm offenbar einer ab.
    Das ganze All ist ein einziges lebendiges in sich gespaltenes Wesen, in seinem Bewusstsein gespalten, was sich bis in die scheinbare Materie manifestiert hat. Es gibt nur Teilwesen dessen, die sich selbst als Gott in ihrem W.hn über andere erhoben haben und noch weiter erheben wollen.
    Meiner Ansicht nach.

  2. Melonie läuft offenbar zur Höchstform auf und tut nun offenbar wofür sie von den BörgerInnen gew.hlt wurde. – Giorgia Meloni: “Der Euro war ein Fehler – Er beraubte uns unserer finanziellen Souveränität” – Video:
    https://www.youtube.com/watch?v=e_sxCOmFnLY
    Der Euro war ein Teuro und vor allem hat er uns um damals 50 % entaignet, inzwischen schätzungsweise um 60 – 70 %. Mir fällt als Beispiel von damals nur das Nutella-Glas ein, dass nach der Einführung des Euros zahlenmäßig dasselbe kostete wie vorher bei der DM, nur dass dahinter dann Euro stand, was eine 50 %ige Verteuerung bedeutete. Wir bekamen nur noch die Hälfte unserer Gehälter, Löhne, Renten, aber was z. B. vorher 50 DM gekostet hatte, kostete dann 50 Euro statt 25 Euro – war also im Verhältnis 50 % teurer geworden.
    Damit habense die St.atsschulden mal eben um 50 % auf Kosten der BörgerInnen reduziert.
    Brössel muss weg, die Länder müssen wieder souverän werden und ihre nat. W.hrungen müssen wieder eingeführt werden – in Taitschelände die DM und all die Pläne zur Abschaffung des Bargeldes gehören in den Schredder – endgültig.
    Meiner Ansicht nach.

  3. Bravo Meloni – dafür wurde sie gew.hlt. – Giorgia Meloni: “Eine neue Ära bricht an – Zeit, sich von Brüssel zu befreien!” – Video:
    https://www.youtube.com/watch?v=PT5WTeZ48_o
    Länder der EU verbündet Euch gegen dieses nicht gew.hlte m. A. n. SAT-AN-istische Vasällenkonstrukt der m. A. n. SAT-AN-istischen Schattenmächte und deren Vasällen in den UäSA. Begreift, dass Ihr alle verlieren und vern.chtet werdet, wenn Ihr Euch nur gegenseitig den schwarzen Peter zuschiebt und auch, wenn Ihr Taitschlaende alles aufbürdet. Die Bio-Taitschaenen wurden auch nicht gefragt und haben es schwerer sich zu wehren, weil ihnen der N..i-Stempel aufgedrückt wurde aufgrund des von vermutlich denselben Schattenmächten inszenierte 2. WeKa ebenso wie der 1. WeKa. Auch wenn immer noch viel zu viele Taitschäne die Öltp.rteien in Unwissenheit und Informationsresistenz und wegen dem ihnen aufgelasteten Schuldkult dieser angeblichen Erbschuld, die es nicht gab und nicht gibt, immer noch w.hlen und aus Angst, als N.z. angeprangert zu werden, wenn sie es nicht tun – sie sind paralysiert wie das Kaninchen vor der Schlange.
    All Ihr EU-Länder – nur gemeinsam seid Ihr stark – geht Taitschelände unter, geht Ihr mit unter. Dieses unselige m. A. n. SAT-AN-ische Konstrukt in Brössel muss aufgelöst werden und die Abhängigkeit von den VSA beendet werden – auch in Taitschelände.
    Aufgrund der besonders schweren Situation Taitscheländes habe ich immer gesagt, dass Taitschelände nur von außen ger.ttet werden kann. Wenn alle anderen austreten, kann Taitschelände allein zu Haus auch keine EU mehr bilden.
    Nur eines möchte ich korrigieren an den Worten Melonis: Taitschelände hat nie profitiert und profitiert nicht von Brössel. Allein mit dem GeEGe haben die Taitschaenen die schlechtesten Energieeffizienzklassen auferlegt bekommen. Wo ein taitschänes Haus mit Energieeffizienzklasse G bewertet wurde, wird ein gleichwertiges Haus in einem anderen Land z. B. mit Energieeffizienzklasse E oder gar D oder noch besser bewertet. Taitschelände ist der größte Nettozahler der EU, die Taitschänen tragen die größte Steuer- und Abgabenlast und viele andere EU-Länder schieben die bei ihnen ankommenden M.gr.ntenm.ssen weiter nach Taitschelände, das unter der M.gr.ntenflut von Tag zu Tag mehr zusammenbricht, was offenbar von den Initiatoren all dessen gewollt ist, da Taitschelände das Herzland der EU bzw. Europas ist und wenn das Herz kaputtgeht, gehen die anderen EU-Länder mit kaputt – und genau das ist offenbar das Ziel der m. A. n. SAT-AN-isten-Bande hinter all dem.
    Meiner Ansicht nach.

  4. Bei der Hybris, die diese m. A. n. SAT-AN-isten-Bande sich aufgeladen hat ist es höchste Zeit, dass die Nemesis diese sich ihrer ohne Gnade annimmt, denn die Zeit der Gnade für diese ist vorbei, denn wie wussten und wissen genau was sie tun und tun es mit voller bösester Absicht.
    Meiner Ansicht nach.

    4
  5. Vielen Dank für die Veröffentlichung dieses brillanten Artikels!
    Eine wahrer “intellektueller Leuchtturm”, der inmitten dieser durch die “Pressmaffia” (K. Kraus) und “Pseudo-Experten” angerichteten Verwüstungen wie ein Licht der Hoffnung erstrahlt…

    5
  6. moin
    ach da war ja der zugereiste österreicher “adi” gar ein philantrop im vergleich mit den anglo’s, gestern bis HEUTE” wie viele millionen menschen welt-weit! haben diese anglo’s auf ihrem kerbholz…?
    mit nachdenklichen grüßen

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