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Die Rede von Sergey Lawrow, vor der UN-Generalversammlung, zusammen mit seiner Pressekonferenz, gehalten am selben Tag in New York, findet in einer äußerst kritischen Phase der Weltpolitik statt und bietet die Möglichkeit, den Standpunkt der russischen Seite zeitnah erfahren zu können.

UNSER-MITTELEUROPA bringt nachstehend Lawrows Rede, gefolgt einen Tag später vom Transkript der Pressekonferenz – beides auf Deutsch.

Die Rede des Außenministers der Russischen Föderation Sergej Lawrow
zur Generaldebatte der 79. Sitzung
der UN-Generalversammlung in New York
am 28. September 2024

Sehr geehrter Herr Präsident,
meine Damen und Herren,

vor einigen Tagen fand in diesem Gebäude ein Forum unter dem Titel „Gipfel der Zukunft“ statt. Russland hat die Idee des Generalsekretärs unterstützt, zumal sich die Krise unserer Organisation [UN] verschärft und etwas dagegen zu unternehmen ist. Wir haben uns der Vorbereitung des Gipfels gewidmet. Wir waren jedoch realistisch in Bezug auf unsere Erwartungen: Es gab schon viele ehrgeizige Veranstaltungen in der modernen Geschichte der Vereinten Nationen, die mit hehren Erklärungen starteten, doch schon bald vergessen waren.

Der Millennium Gipfel verkündete das Ziel, „die Völker von der Geißel des Krieges zu befreien“. Nur zwei Jahre später marschierten die Vereinigten Staaten von Amerika an der Spitze der Koalition der Willigen unter einem lächerlichen Vorwand und ohne Mandat des UN-Sicherheitsrats in den Irak ein, wobei dieses Land die verheerenden Folgen dieses Ereignisses noch immer nicht überwunden hat.

Auf dem Welt Gipfel 2005 wurde das Engagement für die Schaffung eines gerechten Friedens im Einklang mit den Zielen und Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen formuliert. Doch diese heilige Verpflichtung hinderte die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten nicht, den damaligen georgischen Staatschef Micheil Saakaschwili im Jahr 2008 zu bestärken, einen bewaffneten Angriff auf die Bevölkerung Südossetiens und russische Friedenstruppen zu riskieren. Drei Jahre später orchestrierte NATO eine Militärintervention in Libyen, welche die Eigenstaatlichkeit des Landes zerstörte und Stabilität der Nachbarländer unterminiert.

Im Jahr 2015 verabschiedete der UN-Gipfel für Nachhaltige Entwicklung großartige Pläne zur Bekämpfung von Armut und Ungleichheit. Letztendlich erwiesen sie sich als leere Versprechungen angesichts der mangelnden Bereitschaft westlicher Länder, ihre neokolonialen Praktiken abzulegen und aufzuhören, die Reichtümer der Welt nur zum eigenen Vorteil abzuschöpfen. Es genügt sich die Statistiken ansehen, um zu erkennen, wie viele Versprechen zur Finanzierung und zum Transfer von umweltfreundlichen Technologien an den Globalen Süden eingehalten wurden.

Der derzeitige UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat, genau wie Kofi Annan und Ban Ki-moon vor ihm, eine Initiative unter dem Motto „Neustart für die globale Zusammenarbeit“ ins Leben gerufen. Das ist eine wunderbare Idee. Wer wollte dem widersprechen? Aber von welcher globalen Zusammenarbeit spricht man, nachdem der Westen die vermeintlich unverrückbaren Werte der Globalisierung, mit Füßen tritt und uns viele Redner von diesem Podium aus, zu überzeugen versuchten, allen Menschen gleichen Zugang zu Gütern moderner Zivilisation zu verschaffen? Wo sind Unverletzlichkeit des Eigentums, Unschuldsvermutung, Meinungsfreiheit, Zugang zu Informationen, fairer Wettbewerb der Märkte unter gleichbleibenden und gerechten Regeln geblieben? Der Generalsekretär spricht von globaler Zusammenarbeit, während westliche Länder einen regelrechten Sanktionskrieg gegen mehr als die Hälfte, wenn nicht sogar die Mehrheit der Länder der Welt, entfesselten, während der US-Dollar, gepriesen als Vermögenswert und Instrument für die gesamte Menschheit, primitiverweise in eine Waffe verwandelt wird.

Kuba ist seit mehr als sechzig Jahren einer Handelsblockade ausgesetzt, während die überwältigende Mehrheit der internationalen Gemeinschaft die Aufhebung verlangt. Im Streben nach immer entfernteren Zielen und Dominanz, hat Washington die normale Arbeit der WTO zur Beilegung von Streitfällen, wie auch Reform der Bretton-Woods-Institutionen, deren Struktur schon lange nicht mehr das tatsächliche Kräfteverhältnis bezüglich Weltwirtschaft und Finanzlage widerspiegelt, blockiert. Man versucht die UNO zu einem Werkzeug des Westens machen, um eigene egoistische Ziele voranzutreiben.

Der Gipfel der Zukunft hat gezeigt, dass die Versuche, den zwischenstaatlichen Charakter der UN-Organisation zu verwischen, zugenommen haben. Die lang erwarteten Veränderungen zur Besetzung des Sekretariats, dessen Schlüsselpositionen von Vertretern der westlichen Minderheit besetzt und vererbt werden, wurden eingedämmt. Wenn immer der Generalsekretär einen neuen Ansatz für die globale Zusammenarbeit fordert, sollte das Sekretariat vielmehr vereinheitlichende Ideen fördern und Kompromissoptionen vorschlagen, als Ausreden für pro-westliche Narrative in die Arbeit der Vereinten Nationen einfliessen zu lassen.

Es ist noch nicht zu spät, den Vereinten Nationen neues Leben einzuhauchen. Dies kann jedoch nur Wiederherstellung von Vertrauen in die Grundlagen der UN-Charta – nach dem Prinzip der souveränen Gleichheit aller Staaten – bringen – nicht durch realitätsferne Gipfeltreffen und Erklärungen. Dies wird jedoch durch Maßnahmen des Westens untergraben, indem sie untergeordnete, enggefasste Formate zur Lösung wichtiger Fragen unter Umgehung der UN vorschlagen, wie z. B. Kontrolle über das Internet oder die Festlegung rechtlicher Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI-Technologien. Diese Fragen berühren die Zukunft der gesamten Menschheit und müssen auf universeller Basis angegangen werden, ohne Diskriminierung und Streben nach einseitigen Vorteilen. Daher muss alles auf fairer Basis unter Einbezug aller UN-Mitglieder vereinbart werden – jedoch nicht so, wie der Pakt für die Zukunft ausgearbeitet wurde:

Ohne eine einzige Plenarrunde, in der alle Länder anwesend gewesen wären.

Stattdessen wurde die Arbeit unter Kontrolle westlicher Drahtzieher ausgeführt. Infolgedessen enthält der Pakt einen Reigen an Erklärungen, gehalten im schönen Englisch, doch völlig unausgegoren.

Bezüglich Umsetzung verbindlicher Resolutionen des UN-Sicherheitsrats, sieht es nicht besser aus. Es genügt, auf die Sabotage der Resolutionen zur Kosovo-Regelung und zum Dayton-Abkommen in Bezug auf Bosnien und Herzegowina hinzuweisen. Das ungeheuerlichste Beispiel ist jedoch die Verzögerung um mehr als 80 Jahre von Resolutionen – verabschiedet im Konsens – zur Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates, der Seite an Seite in Frieden und Sicherheit mit Israel hätte leben sollen.

Terrorakte, denen Israelis am 7. Oktober 2023 zum Opfer fielen, sind durch nichts zu rechtfertigen. Aber all jene, die ein Mitgefühl auszeichnet, nehmen Anstoß daran, dass die Tragödie im Oktober für die massive kollektive Bestrafung der Palästinenser, die sich als beispiellose humanitäre Katastrophe herausgestellt hat, herzuhalten hat. Die Ermordung palästinensischer Zivilisten mit US-Waffen muss aufhören. Die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in die Enklave muss sichergestellt werden, die Wiederherstellung der Infrastruktur muss veranlasst werden und vor allem muss die Umsetzung des legitimen Rechts auf Selbstbestimmung Palästinenser zugestanden werden: Es muss ihnen gestattet sein, einen territorial integren und lebensfähigen Staat innerhalb der Grenzen von 1967 mit seiner Hauptstadt in Ost-Jerusalem, nicht in Worten, sondern in Taten „vor Ort“ zu errichten

Ein weiteres unverfrorenes Beispiel für den Einsatz terroristischer Methoden zur Erreichung politischer Ziele stellt der Angriff auf den Libanon dar, bei dem [manipulierte] Technologie in Konsumgütern in eine tödliche Waffe [Sprengstoffanschläge über Funkrufempfänger (Pager)] verwandelt wurde.

Ermittlungen zu diesem Verbrechen sind umgehend aufzunehmen. Es ist kaum möglich, die zahlreichen Veröffentlichungen in Medien aus Europa und den Vereinigten Staaten zu ignorieren, welche eine Beteiligung Washingtons oder zumindest seine Mitwisserschaft in Vorbereitung eines Terroranschlags auf verschiedenen Ebenen belegen. Wir wissen, dass Amerikaner stets alles in Abrede stellen und ihr Bestes tun, um aufkeimende Fakten zu vertuschen – so wie sie es in Reaktion auf die unwiderlegbaren Beweise zu ihrer Beteiligung an den Terroranschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines schon taten.

Diese Pipelines waren übrigens ein großartiges Beispiel für die globale Zusammenarbeit, von der der UN-Generalsekretär träumt.

Nach Zerstörung der Pipelines wurde die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union in der Weltwirtschaft über viele Jahre zugunsten der Vereinigten Staaten zurückgeworfen. Der Westen trägt die Schuld dafür, die Wahrheit über die Organisatoren vieler anderer ruchloser Verbrechen zu vertuschen, darunter:

  • die blutige Provokation in Bucha – einer Stadt in der Region Kiew – im Jahr 2022,
  • die Serie von Vergiftungen russischer Bürger in Grossbritannien und Deutschland.

Das UN-Sekretariat kann sich nicht aus Bemühungen zur Wahrheitsermittlung in Bezug auf Situationen, welche globale Sicherheit direkt betreffen, fernhalten, doch hat gemäß Artikel 100 der Charta unparteiisch zu handeln und der Versuchung zu widerstehen, bestimmten Staaten in die Hände zu spielen:

Insbesondere solchen [USA/EU Staaten], die offen fordern, die Welt geteilt in einen blühenden Garten und Dschungel oder gleich einem Demokratie-Tisch mit einem Set-Abendessen anstelle von Zusammenarbeit, zu sehen.

Die „Erfolgsbilanz“ derjenigen, die verlangen, dass der Rest der Welt nach ihren Regeln tanzt, darf auch nicht vergessen werden:

  • Die Invasion Afghanistans und unrühmliche zwanzigjährige Präsenz einer bekannten Koalition, resultierten im Aufkommen von Al-Qaida.
  • Die Gründung des Islamischen Staates war eine direkte Folge der Aggression gegen den Irak.
  • Der Beginn des Krieges in Syrien führte zur Gründung von Jabhat al-Nusra – heute Hayat Tahrir al-Sham.
  • Die Zerstörung Libyens öffnete Terrorismus in der Sahara-Sahel-Region und Millionen illegalen Einwanderern nach Europa Tür und Tor.

Wir fordern alle, denen die Zukunft ihrer Länder und Bevölkerung am Herzen liegt, auf, äußerst vorsichtig gegenüber jenen zu sein, die als die Erfinder dieser Regeln neue Komplotte schmieden.

Die Methoden politischer Attentate, wie das, welches gestern in Beirut [Ermordung des Hisbollah Generalsekretärs] verübt wurde und fast schon zur gängigen Praxis zählt, geben Anlass zu äußerster Sorge.

Die tragischen und inakzeptablen Entwicklungen im arabisch-israelischen Konflikt, im Jemen, in den Gewässern des Roten Meeres und des Golfs von Aden, im Sudan und in anderen Gefahrenzonen in Afrika spiegeln eine unbestreitbare Tatsache wider:

Sicherheit kann entweder für alle gleich und untrennbar sein, oder es wird für niemanden Sicherheit geben.

Russland versucht seit Jahren, Washington, London und Brüssel, die von der Vielfältigkeit eigener Exklusivität und Straffreiheit überwältigt scheinen, diese scheinbar einfache Wahrheit im Kontext der europäischen Sicherheit begreiflich zu machen. Obwohl sie ursprünglich versprochen hatten, NATO nicht zu erweitern und 1999 und 2020 in offiziellen Dokumenten von OSZE-Gipfeln ihre Unterschriften unter die Verpflichtung setzten, ihre eigene Sicherheit nicht auf Kosten anderer durchzusetzen, verfolgt die Nordatlantische Allianz in Europa seit drei Jahrzehnten eine geopolitische und militärische Expansion und versucht, ihre Positionen in der transkaukasischen Region und Zentralasien zu etablieren, was eine direkte Bedrohung der Sicherheit unseres Landes darstellt. Die gleiche Situation herrscht in der Asien-Pazifik-Region, in die sich NATO-Infrastruktur hineindrängt und in der militärische und politische Blöcke entstehen, welche die integrative Sicherheitsarchitektur unter der Schirmherrschaft von ASEAN untergraben und die Volksrepublik China und Russland eindämmen.

Gleichzeitig unterlässt der Westen, die vom UN-Generalsekretär geforderte globale Zusammenarbeit anzustreben und beschuldigt darüber Russland, China, Belarus, die Demokratische Volksrepublik Korea und den Iran offen und scharf in doktrinären Schriften, eine Bedrohung seiner Vorherrschaft zu werden. Das Ziel der strategischen Niederlage Russlands wird ausgegeben: Wie London und Washington es im Mai 1945 taten, als sie – noch vor Ende des Zweiten Weltkriegs – die «Operation Unthinkable/Unvorstellbar» planten, um die Sowjetunion zu zerstören. Dies wurde streng geheim gehalten, hingegen verbergen heutige angelsächsische Strategen ihre Absichten nicht. Sie erwarten, Russland durch eine illegale Neonazi-Regierung in Kiew besiegen zu lassen und bereiten Europa darauf auf, auf eine solche selbstmörderische Sache einzugehen. Ich möchte nicht näher auf die Sinnlosigkeit und Gefahr einer solchen Idee über die Atommacht Russland einen Sieg anzustreben, eingehen.

Auch sinnlos scheinen Rufe der westlichen Meister von Kiew, wonach deren berüchtigte Friedensformel die einzige tragfähige Grundlage für Friedensgespräche darstelle. Während sie das zum Scheitern verurteilte Ultimatum unterstützen, beruft sich der Westen vorbehaltlos auf die UN-Charta, welche die Gewährleistung der territorialen Integrität der Ukraine unterstellt.

Ich möchte die Kollegen im UN-Sekretariat unter anderem daran erinnern, dass es in der Charta nicht nur um territoriale Integrität geht. Im allerersten Kapitel der Charta wird die Verpflichtung zur Achtung des Grundsatzes der Gleichheit und Selbstbestimmung der Völker proklamiert. Es diente als internationale Rechtsgrundlage für den Prozess der Entkolonialisierung, die noch immer andauert – aufgrund des Widerstands von Franzosen, Briten und anderen ehemaligen Kolonialmächten. Im Jahr 1970 beschloss die Generalversammlung in ihrer Erklärung einstimmig, dass man die territoriale Integrität solcher Staaten zu respektieren hätte, deren Regierungen das Recht der Völker auf Selbstbestimmung respektierten und somit die gesamte Bevölkerung, die in dem betreffenden Gebiet lebt, vertreten. Ich möchte betonen, dass dies nach vielen Jahren komplizierter Diskussionen ein einstimmiger Beschluss der UN-Generalversammlung war. Es erübrigt sich zu beweisen, dass ukrainische Neonazis, die im Februar 2014 nach einem blutigen Putsch, der von den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten unterstützt wurde, in Kiew zur Macht kamen, niemals die russische Bevölkerungen der Krim, des Donbass und von Neurussland [Noworossija] vertreten haben.

Die westlichen Staats- und Regierungschefs, die bei jeder Gelegenheit vom Thema Menschenrechte besessen scheinen, schweigen gezielt über besagte Rechte in Bezug auf rassistische Handlungen ihrer Klienten in Kiew. Angesichts dieser Vergesslichkeit möchte ich an eine weitere Forderung des allerersten Artikels der UN-Charta erinnern: Die Achtung der Rechte und Grundfreiheiten jeder Person, unabhängig von Rasse, Geschlecht, Sprache und Religion. Die Rechte von Russen und Menschen, die mit der russischen Kultur verbunden sind, wurden nach dem Staatsstreich in Kiew systematisch ausgelöscht:

  • Die russische Sprache wurde auf allen Ebenen gesetzlich verboten – in der Bildung, in den Medien, in der Kultur und sogar im Alltag.
  • Vor kurzem wurde ein weiteres Gesetz verabschiedet, das die kanonische Ukrainisch-Orthodoxe Kirche verbietet.

Diese groben Verstöße gegen die in der UN-Charta verankerten Rechte der Russen sowie die Bedrohung der Sicherheit Russlands und ganz Europas durch das Kiewer Regime und all jene, die es in die NATO zieht, sind die Hauptursachen der aktuellen ukrainischen Krise. Die Spezielle Militäroperation, die Russland zum Schutz seiner Sicherheit, zur Bewältigung der Gegenwart und Zukunft der Menschen auf ihrem angestammten Land durchführt, zielt darauf ab, besagte Verstösse zu beseitigen.

Wir schätzen das aufrichtige Bestreben unserer Partner in der ganzen Bandbreite, Vermittlungsinitiativen aus allerbesten Motiven voranzutreiben. Wir respektieren deren konstruktives Engagement für Ergebnisse im Gegensatz zur aussichtslosen Friedensformel von Wolodymyr Selenskyj. Wir bestärken unsere Freunde, die oben genannten Fakten über die wahren Ursachen der gegenwärtigen Situation bei ihren weiteren Bemühungen voll und ganz zu berücksichtigen. Ohne deren Beseitigung ist kein Frieden auf der Grundlage der UN-Charta möglich. Der realistische Plan zur Beilegung des Konflikts wurde von Präsident Wladimir Putin am 14. Juni 2024 dargelegt, als er erneut überzeugend den guten Willen Russlands unter Beweis stellte, Verhandlungsvereinbarungen zu erzielen, deren Gelingen von Kiew und seinen Lehrmeistern in Folge des Staatsstreichs von 2014, der Nichteinhaltung der Minsker Abkommen von 2015 und des Istanbuler Abkommens von 2022 zu Fall gebracht worden war.

Die beispiellose Heuchelei und Aggressivität der westlichen Politik gegenüber Russland macht nicht nur die Idee der globalen Zusammenarbeit, für die sich der UN-Generalsekretär einsetzt, zunichte, sondern blockiert vor allem das Funktionieren des gesamten globalen Steuerungssystems, einschließlich des Sicherheitsrats. Wir haben uns nicht dafür entschieden und sind nicht für die Folgen eines solch gefährlichen Kurses verantwortlich zu machen. Aber jeder wird die hohen Kosten spüren, falls der Westen nicht davon ablässt.

Für die Mehrheit der Weltbevölkerung ist es offensichtlich, dass Konfrontation und Hegemonie kein einziges globales Problem lösen können. Sie behindern nur künstlich den objektiven Prozess bei der Bildung einer multipolaren Weltordnung, die auf der Gleichheit der Rechte großer und kleiner Nationen beruht, den Wert jedes Menschen, die Gleichheit von Männern und Frauen und das Recht der Menschen, ihr eigenes Schicksal selbst zu bestimmen, respektiert. All dies leitet sich aus Zitaten der UN-Charta ab. Ebenso wie das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten, dessen Neuformulierung als Änderungsantrag, zur Schande der UN-Mitglieder, von den USA und ihren Satelliten auf dem Gipfel der Zukunft blockiert wurde.

In seiner Ansprache an die Teilnehmerinnen des IV. Vierten Eurasischen Frauenforums am 18. September in St. Petersburg betonte Präsident Wladimir Putin die Notwendigkeit, in diesem Jahr die Anstrengungen im Namen einer stabilen Entwicklung und einer universellen, gleichen und untrennbaren Sicherheit zu vereinen.

Es ist nur möglich, die kompliziertesten Probleme, mit denen die gesamte Menschheit konfrontiert ist, in Zusammenarbeit und unter Berücksichtigung der gegenseitigen Interessen zu lösen. Der Westen muss dies erkennen und seine neokolonialen Praktiken ablegen.

Der globale Süden und Osten erheben immer lauter ihre Stimme und fordern ihr Recht auf uneingeschränkte Beteiligung an Entscheidungsprozessen über das gesamte Spektrum der internationalen Agenda – was umso wichtiger wird, sowie der Westen das von ihm geschaffene Globalisierungsmodell systematisch zerstört.

Die Rolle zwischenstaatlicher Verbände in Asien, Afrika und Lateinamerika wird immer wichtiger. Dazu gehören unter anderem die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, Afrikanische Union, Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC), Arabische Liga, Eurasische Wirtschaftsunion und der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN).

Regionale Integrationsstrukturen bauen Kontakte sowohl untereinander als auch mit dem Verband von BRICS auf, was eine Harmonisierung der Ansätze ermöglicht, um sich auf Mechanismen von für beide Seiten vorteilhafter Zusammenarbeit und Entwicklung zu einigen, die nicht der Kontrolle negativer interner Einflüsse und Diktaten unterliegen.

All diese unparteiischen Prozesse müssen in der Arbeit der G20 berücksichtigt werden, in der die Gruppe der Sieben nicht mehr das Sagen hat.

Wege zur Gewährleistung der Sicherheit in verschiedenen Regionen müssen überdacht werden:

Die Lehren aus bitteren Erfahrungen über die Funktionsweise NATO-orientierter oder euro-atlantischer Sicherheitsmodelle, die der Westen für seine expansionistischen Absichten ausgenutzt hat, müssen gezogen werden.

Russland hat eine Initiative zur Schaffung einer integrativen Architektur gleicher und untrennbarer Sicherheit in Eurasien gestartet, die – das möchte ich betonen – allen Staaten und Organisationen unseres gemeinsamen Kontinents offensteht mit der Bereitschaft bei der Suche nach allgemein akzeptablen Lösungen zusammenzuarbeiten, wobei die gegenseitige Abhängigkeit und natürlichen Wettbewerbsvorteile des vereinten eurasischen Raums genutzt würden. Ab dem 31. Oktober wird sich in Minsk eine internationale Konferenz diesem Thema widmen.

Wir schotten uns nicht vom Dialog mit dem Westen ab. Im vergangenen Juli hat der Sicherheitsrat auf Vorschlag Russlands offene Debatten über den Aufbau einer gerechteren und stabileren Weltordnung geführt. Wir halten es für wichtig, die Diskussion sowohl in den Vereinten Nationen als auch in anderen Foren fortzusetzen.

Eine gerechtere Weltordnung setzt unbedingt eine stärkere Vertretung des globalen Südens im UN-Sicherheitsrat voraus. Wir bekräftigen unsere Position zur Unterstützung Brasiliens und Indiens, sofern im Rahmen der bekannten Initiativen der Afrikanischen Union eine positive Entscheidung getroffen wird.

Gleichzeitig kann natürlich von zusätzlichen Sitzen für westliche Länder, die bereits exzessiv im Sicherheitsrat vertreten sind, keine Rede sein.

Im Mai 2025 jährt sich zum 80. Mal der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg, bei dem zig Millionen Menschen, darunter 27 Millionen Bürger aller Völker der Sowjetunion, der Völkermordpolitik des Dritten Reiches zum Opfer fielen.

Solche Verbrechen verjähren nicht, da es keine moralische Rechtfertigung für diejenigen gibt, die versuchen, die Unschuld von Nazi-Folterknechten, Kollaborateuren und ihren heutigen Nachfolgern in der Ukraine, den baltischen Staaten, Kanada und anderen Ländern rechtzufertigen.

Die Welt steht vor massiven Herausforderungen, die gemeinsame Anstrengungen erfordern, anstatt Konfrontation und dem Verlangen nach globaler Vorherrschaft.

Russland wird immer auf der Seite gemeinschaftlicher Arbeit, der Wahrheit und des Rechts, des Friedens und der Zusammenarbeit stehen, um die von den Gründervätern festgelegten Ideale wiederzubeleben.

Dies ist das Ziel der Gruppe der Freunde zur Verteidigung der Charta der Vereinten Nationen, die auf Initiative Venezuelas gegründet worden ist. Ihre Ziele und Grundsätze sind nach wie vor von höchster Relevanz.

Das Wichtigste ist, dass alle diese Grundsätze ausnahmslos respektieren und zwar nicht selektiv und à la carte, sondern in ihrer Gesamtheit und im Zusammenhang, einschließlich des Grundsatzes der souveränen Gleichheit aller Staaten. Wenn wir uns dann für ein ehrliches Gleichgewicht der legitimen nationalen Interessen aller Länder einsetzen, können wir den in der UN-Charta festgelegten Zweck der Vereinten Nationen verwirklichen, um…

 „… ein Zentrum zur Koordinierung der Aktivitäten der Nationen bei der Verwirklichung dieser gemeinsamen Ziele zu sein!“

***

Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA

Von unserer Redaktion ‚Zeitgeschichte und Globalpolitik‘.
UNSER MITTELEUROPA + kritisch + unabhängig + unparteiisch +

UNSER-MITTELEUROPA-Beiträge unter «Zeitgeschichte und Globalpolitik» mögen deutschsprachigen Lesern wie auch Historikern als ergänzende Zeitdokumente dienen, nachdem die gängige Massenberichterstattung im deutschen Sprachraum zu politischen Themen oftmals von Tendenzen einer mehr oder weniger lückenhaften Darstellung, wenn nicht immer stärker werdenden Zensurbestrebungen geprägt ist.



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Von Redaktion

6 Gedanken zu „Sergey Lawrow: Wie die Wertewesten versucht globale Zusammenarbeit zu verhindern“
  1. Während der Westen die Ukraine mit den besten und modernsten Waffen ausrüstet, bettelt V. Putin in der 4. Welt herum. Es läuft für die Ukraine.

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  2. Max Mustermann, Wertewesten, verstorben 2024: https://t.me/BitchBotBoiiLive/141394
    https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ungluecke/nach-unfalltod-von-natenom-strafbefehl-gegen-pkw-fahrer-110026862.html

    Das wurde hinzugefügt: „Mandalka hat nicht den neben der Straße befindlichen Radweg genutzt. Auf dieser Strecke, seiner Hausstrecke war Mandalka dafür bekannt, gerne Autofahrer „einzubremsen“ bzw. zu provozieren. Die zahlreichen Anzeigen gegen andere Verkehrsteilnehmer von Mandalka sind alle nicht weiter verfolgt wurden. “

    Kanns mir schon so richtig vorstellen, da ich diese Sub-Spezies der Rasse homo sapiens auch schon öfters kennenlernen durfte, da wird die Straße wie bei Veikko beschrieben sehr gerne missbraucht, man will die „bösen“ Autofahrer erziehen indem man eben nicht die neben der Straße befindlichen Radwege nutzt sondern mittig auf der Straße fährt und den Autoverkehr damit in voller Absicht aufhält, gerne garniert mit Beleidigungen und sonstigen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplexen. Sehe ich fast jeden Tag hierzulande, tragisch wenn so ein ignorantes Ideologieverhalten dann so enden muss. Ein Glück ist dem Autofahrer nichts passiert

  3. @Herr Lawrow: Wertewesten hat man den Kopf abgeschlagen, seither irrt es rum und weiß nicht weiter. Daher der Tipp, einfach abwarten wird sich von selbst regeln! 😉 🙂 🙂 🙂

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