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7. November 2024: Wladimir Putin hält vor dem Valdai Club eine Grundsatzrede

Im zweiten Teil der Grundsatzrede des russischen Präsidenten vor dem Valdai Club, erläutert Putin die neuen konzeptuellen Kräfte hinter der Zeitenwende im dritten Jahrtausend.

Das Thema der Valdai-Veranstaltung in Sotchi lautete:

„Ein dauerhafter Frieden – auf welcher Grundlage?
Universelle Sicherheit und gleiche Entwicklungschancen im 21. Jahrhundert“.

Teil 2: Wladimir Putin: Es war die UdSSR, welche in
den 90-er Jahren für das Ende des Kalten Krieges eintrat!

Ich werde mir jetzt ein paar philosophische Exkurse erlauben. Wir sind ja schließlich ein Diskussions-Forum und ich hoffe, dass meine Ausführungen inhaltlich im Einklang mit den bisher geführten Diskussionen stehen.

Ich sagte es schon: Die Welt verändert sich dramatisch sowie unumkehrbar. Im Gegensatz zu früheren Abfolgen von Weltordnungen unterscheidet sich die neue Welt durch die Kombination zweier sich scheinbar gegenseitig ausschließender Phänomene, die parallel zueinander bestehen: Diese Situation ist charakterisiert, einerseits durch rasch anwachsende Konflikte unter Fragmentierung politischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Bereiche und andererseits durch die anhaltend enge Verflechtung des gesamten globalen Interaktionsraumes. Dies könnte man als paradox auffassen, denn wir wurden daran gewöhnt, dass derartige Trends in der Geschichte nur aufeinander folgten, bevor sie einander ablösten. Über Jahrhunderte folgten auf Zeitalter, aufgeladen durch Konflikten und Zerwürfnisse, wiederum Epochen begünstigt durch gedeihliche Wechselbeziehungen. Das kennzeichnete die Dynamik im Verlauf der historischen Entwicklung.

Doch, es stellt sich heraus, dass dieses Prinzip auf die heutigen Verhältnisse nicht übertragbar ist.

Lassen Sie mich darüber noch weiter reflektieren: Scharfe, konzeptionelle – sowie mit hohen Emotionen aufgeladene Konflikte mögen zwar globale Entwicklungen erheblich verkomplizieren, doch werden sie diese nicht unterbrechen können. Anstelle von Wechselbeziehungen, die durch politische Entscheidungen und sogar militärische Mittel zerstört worden sind, werden neue Verbindungen auftreten: Ja – sie können dann viel komplexer bzw. manchmal auch verwirrend sein, doch sie werden wirtschaftliche und soziale Bindungen weiter fortschreiben.

Wir sprechen hier aus Erfahrung: Erst vor kurzem hat der sogenannte kollektive Westen einen beispiellosen Versuch unternommen, Russland vom wirtschaftlichen, politischen und globalen Angelegenheiten abzuschneiden. Das Ausmaß der gegen unser Land verhängten Sanktionen und Strafmaßnahmen ist beispiellos in der Geschichte. Unsere Gegner gingen davon aus, Russland eine krachende Niederlage bereiten bzw. vernichtenden K.O.-Schlag versetzen zu können, von denen es sich nicht mehr erholen würde und dem Ziel, um darüber Russland als bisherigen festen Bestandteil aus der internationalen Gemeinschaft künftig auszuscheiden.

Ich denke, es erübrigt sich, daran zu erinnern, was tatsächlich herausgekommen ist. Allein die Tatsache, dass sich zu dieser Valdai-Jubiläums-Veranstaltung ein so hochkarätiges Publikum versammelt hat, spricht meines Erachtens für sich. Aber natürlich dient Valdai nur als Beispiel: Es vermittelt Perspektiven zur Realität, in der wir leben und in der Russland besteht.

Die Welt braucht Russland und daran können weder Entscheidungen aus Washington noch aus Brüssel, die glauben anderen Befehle erteilen zu können, etwas ändern!

Das Gleiche gilt für andere Entscheidungen: Auch ein geübter Schwimmer kann nicht gegen eine starke Strömung anschwimmen, egal welche Tricks oder gar Doping er verwendete. Die Strömung der Weltpolitik, die Mehrheit, geht in eine Richtung, entgegengesetzt zur Richtung der Bestrebungen des Westens – weg von einer im Zerfall befindlichen hegemonialen Welt, hin zu einer der wachsenden Vielfalt. Das ist eine offensichtliche Sache – darüber braucht man sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Es ist einfach und klar!

Kehren wir zurück zur Dialektik der Geschichte – zu den wechselnden Epochen, geprägt von Konflikt oder Zusammenarbeit. Hat die Welt sich wirklich so verändert, dass diese Theorie nicht mehr gilt? Versuchen wir, das heutige Geschehen aus einem etwas anderem Blickwinkel zu sehen: Worin besteht die Essenz des Konflikts und wer ist heute daran beteiligt?

Seit Mitte des letzten Jahrhunderts, nachdem der Nationalsozialismus – eine extrem bösartig aggressive Ideologie schärfster Widersprüche in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts – durch rechtzeitiges Eingreifen unter größten Verlusten, besiegt werden konnte, wurde die Menschheit mit der Aufgabe konfrontiert ein Wiedererstehen dieses Übels und die Rückkehr von Kriegen zu verhindern. Entgegen allem Zickzack und Gerangel, wurde die große Linie zur damaligen Zeit vorgegeben:

Es war eine radikale Ablehnung aller Formen von Rassismus, die Demontage des klassischen Kolonialsystems und die Aufnahme eines erweiterten Kreises vollwertiger Teilnehmer zur internationalen Politik.

Die Forderung nach Transparenz und Demokratie im internationalen System wurde offensichtlich, begleitet von der rasanten Entwicklung verschiedener Länder und Regionen und dem Aufkommen neuer technologischer und sozioökonomischer Ansätze, die auf erweiterte Entwicklungsmöglichkeiten sowie Steigerung des Wohlstands ausgerichtet waren. Wie jeder historische Prozess, musste dies Anlass zu Interessenkonflikten geben. Doch, ich möchte es wiederholen: Das Konzept beruhte ganz klar auf dem gemeinsamen Wunsch Harmonisierung und Entwicklung in Bezug auf alle Aspekte voranzutreiben.

Unser Land, die damalige Sowjetunion, lieferte einen großen Beitrag zur Konsolidierung dieser Trends. Die UdSSR unterstützten Staaten, die sich aus kolonialer oder neokolonialer Abhängigkeit befreit hatten, sei es in Afrika, Südostasien, im Nahen Osten oder in Lateinamerika. Gestatten Sie mir gesondert daran erinnern:

Es war die Sowjetunion, die Mitte der 1980-er Jahre für das Ende der ideologischen Konfrontation und Überwindung des Kalten Krieges eintrat, um Altlasten und Barrieren zu beseitigen, welche der Einheit der Welt und ihrer umfassende Entwicklung zuvor noch im Wege standen.

Ja, wir haben ein komplexes Verhältnis zu dieser Zeit, wenn man bedenkt, welchen Kurs die damalige politische Führung des Landes letztendlich eingeschlagen hat. Wir mussten mit einigen der tragischen Folgen fertig werden und wir haben bis heute daran zu kämpfen. Ich möchte betonen, dass der eigentliche Impuls, der von unserer Führung und unserem Volk ausging, ungerechtfertigt idealistisch und zum Teil sogar naiv erscheinen musste, wie wir heute wissen.

Doch zweifellos war dies vom aufrichtigen Wunsch nach Frieden und Gemeinwohl, der in der Tat dem Charakter unseres Volkes, seinen Traditionen, seinem Wertesystem, seinen geistigen und moralischen Koordinaten historisch innewohnt, geleitet.

Doch warum haben diese Bestrebungen zu gegenteiligen Ergebnissen geführt? Das ist eine wichtige Frage! Wir kennen die Antwort: Ich habe sie mehrfach auf die eine oder andere Weise beantwortet:

Weil die andere Seite in ideologischer Konfrontation die laufenden historischen Ereignisse nicht als Chance begriff, die Welt nach neuen gerechten Prinzipien und Grundsätzen neu zu gestalten, sondern als ihren Triumph und Sieg, die sie als Kapitulation unseres Landes vor dem Westen ansahen, mit der Gelegenheit und dem Recht des Siegers vollständige Dominanz auszuüben.

Ich habe schon vor einiger Zeit darüber gesprochen und erwähne es nur kurz, ganz ohne Namen. Gegen Ende der 90er Jahre, sagte einer der damaligen US-Politiker:

Jetzt werden wir Russland nicht als besiegten Feind behandeln, sondern als stumpfes Instrument in unseren Händen!

Das war die Leitlinie. Es fehlte an Weitblick, sowie an allgemeiner und politischer Kultur. Es lag an ihrem Mangel das Geschehen zu begreifen und an ihrer Ignoranz gegenüber Russland.

Die Art und Weise, wie der Westen das, was er für die Ergebnisse des Kalten Krieges hielt, fehlinterpretierte, wie er begann, die Welt für sich umzugestalten, seine unverfrorene und beispiellose geopolitische Gier – das bildeten die wahren Ursprünge der Konflikte unserer historischen Ära, angefangen mit den Tragödien in Jugoslawien, Irak, Libyen und heute in der Ukraine und im Nahen Osten.

Für einige westliche Eliten schien ihr Monopol und das Momentum der Unipolarität im ideologischen, wirtschaftlichen, politischen und militärisch-strategischen Sinne die Zielstation zu sein. Das war es und wurde seinerzeit, wie folgt arrogant verkündet:

Jetzt sind wir da! Verweile doch – Du bist schön! [Faust I]: Das ist das Ende der Geschichte! [Siehe Buchtitel von Francis Fukuyama: „The End of History“, 1992]

Wie kurzsichtig und fehlgeleitet sich dieses Urteil erwies, braucht hier nicht erklärt zu werden. Es gab kein Ende der Geschichte – die Geschichte ist dagegen in eine neue Phase eingetreten! Doch der Grund ist nicht der, dass einige böswillige Feinde, Konkurrenten, subversive Elemente den Westen daran gehindert hätten, sein System globaler Macht zu errichten.

Seien wir ehrlich: Nach dem Verschwinden der UdSSR – des Modells der sowjetischen sozialistischen Alternative – schien es vielen auf der Welt zunächst, dass das [westliche] Monopolsystem für lange Zeit, wenn nicht für alle Ewigkeit angebrochen sei und man sich nur danach einzurichten hätte.

Aber dieses System geriet unter dem Gewicht der Ambitionen und der Gier der westlichen Eliten von selbst ins Wanken.

Wir müssen natürlich zugeben, dass die siegreichen Nationen das Jalta-System nach dem Zweiten Weltkrieg nach ihren eigenen Bedürfnissen ausgerichtet hatten und später, nach dem Kalten Krieg, diejenigen, die dachten, den Kalten Krieg gewonnen zu haben, damit begannen, es wiederum an ihre eigenen Bedürfnisse anzupassen:

Als sie sahen, dass andere Nationen wohlhabend wurden und diese die Führung im System übernahmen, das sie ursprünglich für ihre eigenen Bedürfnisse geschaffen hatten, begannen sie sogleich mit Anpassungen, indem sie jedoch genau jene Regeln brachen, die sie zuvor noch selbst hochgehalten und eingerichtet hatten.

Um welche Art von Konflikt handelt es sich heute? Ich bin davon überzeugt, dass es sich nicht um einen Konflikt „Jeder gegen jeden“ handelt, der durch Nichteinhaltung von bestimmten Regeln verursacht worden wäre, wofern der Westen gerne spricht –  ganz im Gegenteil:

Vielmehr sieht man einen Konflikt zwischen der großen Weltmehrheit, die in einer vernetzten Welt mit einer Vielzahl von Möglichkeiten lebt und sich entwickeln will gegenüber einer Minderheit der Weltbevölkerung, der es nur um eines geht, wie ich schon sagte – um die Erhaltung von Dominanz!

Dafür sind sie bereit Errungenschaften, die das Ergebnis einer langen Entwicklung hin zu einem universellen globalen System darstellten, wieder zu zerstören. Aber wie wir sehen, haben sie es noch nicht geschafft und sie werden es auch nicht schaffen!

Gleichzeitig versucht der Westen in Scheinheiligkeit alle zu überzeugen, dass das, was die Menschheit seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht hat, in Gefahr wäre. Nichts dergleichen geschieht, wie ich erwähnte: Sowohl Russland als auch die überwiegende Mehrheit der Länder sind bestrebt, den Geist des internationalen Fortschritts und den Wunsch nach dauerhaftem Frieden zu stärken, der seit Mitte des letzten Jahrhunderts im Mittelpunkt der Entwicklung steht. Was auf dem Spiel steht, ist jedoch etwas ganz anderes:

Es ist genau diese Monopolstellung des Westens, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entstanden war und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts anhielt.

Ich möchte noch einmal sagen und die Anwesenden in diesem Raum verstehen es: Jedes Monopol, das wissen wir aus der Geschichte, kommt früher oder später zu einem Ende. Darüber sollte man sich keinen Illusionen hingeben. Monopole sind stets abträglich, zuletzt auch für die Monopolisten selbst.

Die Politik der Eliten des kollektiven Westens ist einflussreich, aber sie ist – gemessen an der Zahl der Mitglieder eines sehr begrenzten Clubs – weder nach vorne gerichtet noch kreativ – sie zielt vielmehr nach hinten und strebt nur auf Erhalt.

Jeder Sport-Enthusiast weiß, ganz zu schweigen von Profis im Fußball, Hockey oder von Kampfsportarten, dass ein Spiel auf Halten fast immer zur Niederlage führt.

Um auf die Dialektik der Geschichte zurückzukommen, können wir feststellen, dass die parallele Existenz von Konflikt und Streben nach Harmonie an sich instabil ist:

Die Widersprüche der Epoche müssen früher oder später durch eine Synthese, einen Übergang zu einer anderen Qualität aufgelöst werden.

Und da wir in diese neue Phase der Entwicklung eintreten – mit dem Aufbau einer neuen globalen Architektur – ist es für uns alle wichtig, nicht die Fehler vom Ende des letzten Jahrhunderts zu wiederholen: Als der Westen, wie ich ausführte, versuchte, sein – nach meiner Meinung – zutiefst fehlerhaftes Modell nach Ende des Kalten Krieg durchzusetzen, was mit neuen Konflikten verbunden war.

Wird fortgesetzt

***

Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA

 

Teil 1 erschien: Hier

Teil 3 erschien: Hier



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Von Redaktion

3 Gedanken zu „Wladimir Putin: Widersprüche der Epoche müssen durch Synthese aufgelöst werden“
  1. Putin ist ein Geschenk des Himmels! Wenn man sich dagegen den neuen Ranzlerkandidaten Habeck anhört bleibt man voller Mitleid zurück. Robäääärt hört sich dabei an wie ein kleinlautes Kind und möchte glaube echt Mitleid erzeugen, Kanzler aus Mitleid Nein Danke hau ab in die Geschlossene bis man dich aufgreift! Es wird für Pädos keine Gnade geben, egal wie mitleidswürdig sie sich auch darstellen mögen. Das sind die letzten Patronen der Pädos. Putin weiß dass er gegen Pädos kämpft und hat daher leichtes Spiel. — wg Pädo Ritualen gestern interessantes gelesen, White Hats hatten wohl in Paris die Notre Dame angezündet, da wohl gleichzeitig darunter in den Tunnels eine rituelle Massenexekution von hunderten Kleinkindern durchgeführt wurde, angeblich sei die kurz später auf einem Schiff auf der Seine Weißwein trinkende Big Mike Obama auch anwesend gewesen…wie auch immer, so was ist jederzeit vorstellbar in dieser dunklen Minuswelt — Mit Putin gibt es so was einfach nicht!

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  2. Zwar war es schon seit den Tagen Lenins das erklärte Ziel der Kommunisten, ihre Revolution international auszuweiten um schließlich eine globale Räteregierung zu errichten, doch anders als Lenin versprochen hatte, war der Erste Weltkrieg nicht zu einer Weltrevolution eskaliert und das Goldene Zeitalter des Weltkommunismus war ausgeblieben. Die Niederlage der Sowjets im Krieg gegen Polen von 1921, das Scheitern des »Deutschen Oktobers« im Jahr 1923, vor allem aber die wirtschaftliche Schwäche Sowjetrusslands machten damals die Entwicklung einer völlig neuen Strategie für die globale Ausbreitung des kollektivistischen Gesellschaftsmodells nötig. Zu diesem Zweck führte Lenin auf dem 10. Parteitag der Kommunistischen Partei im Jahr 1921 die »Neue Ökonomische Politik« (NEP) ein, die weitreichende Liberalisierungen und die Wiedereinführung marktwirtschaftlicher Elemente in die sowjetrussische Wirtschaft vorsah und die erstmals eine Abkehr von der kommunistischen Ideologie vortäuschte. Dieser Eindruck wurde im Jahr 1925 weiter verstärkt, als auf dem 14. KPdSU-Parteitag Lenins Konzept der »friedlichen Koexistenz« zwischen der Sowjetunion und den kapitalistischen Staaten zur Grundlage der sowjetischen Außenpolitik gemacht wurde, was den Anschein verstärkte, die Sowjetunion gäbe den Kommunismus auf und wandle sich in einen nationalistischen Staat, der eine rein opportunistische Politik betreibe und keine ideologischen Ziele mehr verfolge. In Wirklichkeit sollte die »friedliche Koexistenz« der Sowjetunion jedoch nur eine »Atempause« verschaffen, um den wirtschaftlichen Entwicklungsrückstand des Ostens auf das Niveau der westlichen Industrieländer anzuheben. Erst wenn dieses Ziel erreicht sei, sollte die »zweite Phase des Sozialismus« beginnen und mit ihr »die Reaktivierung des revolutionären Potentials in der westlichen Welt«, das heißt, erst dann sollte der Klassenkampf und die offene Konfrontation gegen die westlichen Staaten zurückkehren.

    Parallel zur NEP initiierte der sowjetische Geheimdienst GPU – der Vorläufer des KGB – mit der Operation »Trust« zur selben Zeit eine gesteuerte Oppositionsbewegung gegen das sowjetische Regime, die den Zweck verfolgte, echte Antikommunisten und Monarchisten zu identifizieren, die nach dem Bürgerkrieg in der Sowjetunion verblieben oder ins Ausland geflohen waren und die eine lose organisierte Untergrundbewegung bildeten. Tatsächlich gelang es dem sowjetischen Geheimdienst damit im Lauf der 1920er Jahre zahlreiche Regimegegner zu neutralisieren und den antikommunistischen Widerstand erheblich zu schwächen. Zudem bewirkte die NEP schon bald einen wirtschaftlichen Aufschwung mit einer deutlichen Verbesserung der Versorgungssituation und auch die internationale politische Isolierung des kommunistischen Lagers konnte überwunden werden.

    Trotz der offensichtlichen Erfolge dieser neuen Strategie wurde die NEP nach dem Tod Lenins durch seinen Nachfolger Stalin auf dem 15. KPdSU-Parteitag im Jahr 1927 vorzeitig beendet.Damit begann die Phase des Stalinismus, die den Fortschritt der Revolution auf dem Weg zum Weltkommunismus um Jahrzehnte zurückwerfen sollte. Denn die aggressive Außenpolitik Stalins und seine zahllosen offensichtlichen Verbrechen hatten zur Folge, dass die Weltöffentlichkeit spätestens in den 1950er Jahren ein Bewusstsein für die vom Kommunismus ausgehende Bedrohung entwickelte. Auch die unter dem sowjetischen Diktat leidenden Völker Osteuropas waren zu jener Zeit bereit zur Revolte, wie der Arbeiteraufstand in der »DDR« von 1953 sowie der Posener Aufstand und der Ungarnaufstand von 1956 zeigen. Stalins Herrschaft hatte bewirkt, dass der Kommunismus zu Beginn der 1950er Jahre ideologisch gespalten, international diskreditiert und politisch isoliert war und im sowjetischen Einflussbereich nur mit roher Gewalt aufrechterhalten werden konnte. Wäre es damals zu einer unbeschränkten militärischen Konfrontation mit der freien Welt gekommen, die sich inzwischen in antikommunistischen Verteidigungsbündnissen wie der NATO in Europa und der SEATO in Asien organisiert hatte, wäre das kommunistische Lager zwangsläufig und vollständig zusammengebrochen.

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