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Diese Frage haben sich die meisten Kommentatoren gefragt, nachdem Donald Trumps Zoll-Rosskur für den Rest der Welt bekannt wurde. Als Reaktion darauf purzelten die allerdings völlig überteuerten Börsenkurse, insbesondere auf der Wall Street und der deutschen Börse um etwa 10 Prozent. Fast niemand hinterfragte, was Trump sich dabei gedacht hatte.

Von FRANZ FERDINAND | Diese Vorgangsweise widerspricht der tiefverwurzelten Überzeugung, oder besser dem seit Jahrzehnten von den Mainstream-Medien gepredigten Dogma von den Segnungen des absoluten Freihandels, der das Heil für diesen Planeten sei. Der absolute Freihandel entspricht politisch der unipolaren Weltsicht, wie sie im letzten Artikel des Autors (siehe Link unten) an dieser Stelle dargelegt wurde.

Allerdings wird diese unipolare Weltsicht gerade von jenen Ländern in Frage gestellt, die in den letzten Dreißig Jahren davon am meisten profitiert hatten, nämlich China, Indien und viele andere. Die Welt befindet sich deshalb in einem globalen Umbruch von einem bisher noch nie dagewesenem Ausmaß.

Weitere Lebenslüge des Werte-Westens

Betrachtet man die Frage des Freihandels im Detail, so stößt man bloß auf eine weitere Lebenslüge des Werte-Westens. Blendet man die politisch motivierten Russlandsanktionen einmal aus, gibt es jede Menge andere Verzerrungen des Freihandels auf diesen Planeten durch verschiedenste Subventionen, oder Steuererleichterungen mit denen sich einzelne Länder Vorteile verschaffen, oder Erschwernisse wie beispielsweise die CO2-Steuer mit der einige Staaten glauben, den Planeten vor der Überhitzung bewahren zu können.

Man kann über die Vor- und Nachteile des Freihandels endlos philosophieren. Deshalb macht es auch keinen Sinn an dieses Thema dogmatisch heranzugehen. Unstrittig ist, dass es beispielsweise viele, für eine moderne Gesellschaft notwendige Rohstoffe gibt, die auf diesem Planeten sehr ungleichmäßig verteilt sind (z.B. seltene Erden, Lithium, etc..), oder Energieträger wie Gas oder Öl. Vor allem kleiner Länder können unmöglich alle notwendigen Güter selbst produzieren. Dies war auch eines der Hauptargumente für die Integration Europas in der Europäischen Union. Allerdings sollte man doch annehmen, dass ein großer Wirtschaftsraum von einer halben Milliarde Menschen, wie die EU im Stande ist, alle notwendigen Industrieprodukte selbst zu erzeugen.

Unterschiedliche Wettbewerbsbedingungen

Neben der EU und der USA gibt es aber andere Wirtschaftsräume, die komparative Vorteile haben, wie z.B. niedrigere Löhne, geringere Sozial- und Umweltstandards, höhere Arbeitsdisziplin, geringere Kosten für das Wohnen, geringere Energiekosten usw. wie z.B. in China, oder Indien. Solche Länder können dann eben anderen Ländern unter dem Regime des totalen Freihandels einfach das Wasser abgraben, mit der Folge, dass eben Europa und die USA langsam deindustrialisiert werden. Beispiele hierfür sind die Unterhaltungselektronik, Computertechnik oder die Halbleiterindustrie. Will man solche Tendenzen stoppen, oder gar umkehren, hat man nur zwei Möglichkeiten: entweder Europa und Amerika gleicht sich an China und Indien in Hinblick auf diese niedrigen Standards an, oder man führt Zölle ein, um diese Ungleichheiten zu kompensieren.

Weiters ist es die pure Heuchelei, wenn man hierzulande durch hohe Umweltstandards unsere Industrieprodukte verteuert, die dann am Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig sind, aber Billigprodukte die gerade ohne diese Standards ebenso billig sind, importiert!

Üblicherweise treten vor allem jene Staaten für den Freihandel ein, die davon am meisten profitieren. Ein traditioneller Verfechter des Freihandels war England, die erste Industrienation der Welt. Andere aufstrebende Industrienationen wie Deutschland, die USA oder Japan konnten ihre Industrie nur hinter hohen Zollschranken entwickeln.

Die Zollpolitik der amerikanischen Nordstaaten war die wahre Ursache des amerikanischen Bürgerkrieges. Der industrialisierte Norden benötigte Zölle um sich gegen die britische Konkurrenz zu schützen, während der agrarische Süden die billigeren englischen Waren kaufen wollte. Die Sklavenbefreiung war damals nur der gutmenschliche Vorwand für diesen Krieg. Der Norden benötigte keine Sklaven für die Industrieproduktion, während dessen die Agrarwirtschaft des Südens darauf beruhte.

Gewaltiges US-Handelsbilanz-Defizit

Heutzutage weist die Handelsbilanz der USA chronisch ein jährliches Defizit von etwa einer Billion Dollar auf. Im Februar 2025 importierte die USA Waren im Wert von 400 Milliarden Dollar und exportierte Waren und Dienstleistungen in der Höhe von 280 Milliarden Dollar. Das summarische Handelsbilanzdefizit der USA beträgt etwa sechzehn Billionen Dollar. Dieses gigantische Defizit ist der Rolle des Dollars als Weltleitwährung geschuldet. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatten sich die Siegermächte in der Bretton Wood Konferenz darauf geeinigt, den Dollar als Weltleitwährung zu implementieren. Alle anderen Nationen mussten ihre Währung in Bezug zum Dollar definieren. Ziel war es, ein halbwegs stabiles weltweites Währungssystem zu schaffen, als Basis für den erhofften Wirtschaftsaufschwung. Damit sollte der Abwertungswettlauf der Währungen verhindert werden, der vor dem Krieg Usus war. Über die Währungsabwertung versuchten sich vor dem Krieg einzelne Länder Vorteile zu verschaffen, was mit eine Ursache für die damalige Wirtschaftskrise war.

Der Dollar sollte durch Gold gedeckt sein. Eine Unze Gold hatte per Definition den Wert von 35 Dollar. Da die wachsende Weltwirtschaft nach dem Krieg einen ständig steigenden Dollarbedarf hatte, war die Goldbindung auf Dauer nicht haltbar. Trotzdem hatte sich im globalen Handel der Rohstoffe, insbesondere Erdöl, die Verrechnung in Dollar etabliert. Jedes Land auf diesem Planeten benötigte somit weiter Dollars für seine Wirtschaft. Der Dollar blieb deshalb auch nach der Aufhebung der Goldbindung Weltleitwährung.

Verzerrung des Dollarkurses

Offenbar führte der ständig steigende Bedarf der Weltwirtschaft nach Dollars langfristig zu einer Verzerrung des Dollarkurses. Der Dollar ist jetzt im Vergleich zur Leistungsfähigkeit der US-amerikanischen Wirtschaft überteuert. Es gibt jetzt nur zwei Möglichkeiten die US-amerikanische Handelsbilanz kurzfristig auszugleichen:

  1. Eine Dollarabwertung um vielleicht 25-30 Prozent
  2. Importzölle etwa in der gleichen Höhe, was Donald Trump gerade gemacht hat.

Eine Dollarabwertung in der Höhe von 25-30 Prozent würde einen weltweiten Finanz-Tsusnami auslösen, da viele Wertpapiere in den Bilanzen vieler Banken und Versicherung in Dollar denominiert sind. Man stelle sich vor, was passiert, wenn in diesen vielen Bilanzen die Dollarposition abgewertet werden müssten!

Mittelfristig ist die USA aber gezwungen, ihre Handelsbilanz auszugleichen, da die BRICS-Staaten den Dollar durch eine neue goldgedeckte Handelswährung ersetzen und den Dollar verdrängen wollen. Dies ist ein legitimes politisches Ziel, da eine goldgedeckte Handelswährung einer multipolaren Weltordnung besser entspricht, als die anachronistische Dollarhegemonie. Ohne die Einführung von Zöllen wird die Ablöse des Dollars als Weltleitwährung aber dazu führen, dass die gewaltigen Dollarmengen in die USA zurückfluten, dort einen gewaltigen Inflationsschub verursachen werden und der Dollar wie gesagt um 20-25 Prozent mit den erwähnten Konsequenzen abgewertet wird.

Statt Trump-Bashing sollte sich die Weltgemeinschaft überlegen, wie diese gigantische Transformation im Finanzbereich ohne gewaltige Erschütterung des Weltfinanzsystems bewerkstelligt werden kann!

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, er soll jetzt gehen!

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Von Redaktion

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