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Jarosław Kaczyński · Foto: Visegrád Post

Seit Aufrufen zu Störungen von Messen durch die radikale feministische Organisation Strajk Kobiet (Streik der Frauen) am vergangenen Sonntag haben Abtreibungsprotestlerinnen, die gegen das Urteil des polnischen Verfassungsgerichts vom 22. Oktober protestieren, das eugenische Abtreibungen verbietet, laufend Kirchen in Polen angegriffen. Plakate, aber auch Aufkleber, welche die Abtreibung preisen und Katholiken beleidigen, häufen sich an religiösen Gebäuden, manchmal auch an historischem Monumenten. Hysterische Gruppen von jungen und nicht mehr so jungen Frauen greifen Priester an und werfen ihnen Beleidigungen oft sexueller Natur entgegen, oft mit hassverzerrten Gesichtern, die manchmal – freiwillig oder nicht – satanistische Gestik annehmen. Gegenüber diesen Gruppen, die im Allgemeinen nicht übermäßig zahlreich, aber sehr radikalisiert sind, mobilisieren seit Sonntag polnische Katholiken und Patrioten. Angefangen bei den Organisatoren des alljährlich in Warschau stattfindenden Unabhängigkeitsmarsches, die erfolgreich die Verteidigung der Kirchen in Warschau organisiert und den Ansturm von Demonstranten der extremen Linken abgewehrt haben. Bald schlossen sich ihnen andere nationalistische Organisationen, aber auch Gruppen von Katholiken an, die Informationen über bedrohte Kirchen über soziale Netzwerke weitergeben. Gruppen von Fussballfans, Leute, die Auseinandersetzungen lieben, die aber selber oft praktizierende Katholiken und überzeugte Patrioten sind, kamen ebenfalls zur Verstärkung und man konnte sehen, wie sie Abtreibungsgegner in die Flucht schlugen, die ihre Kirche oder Kathedrale angreifen wollten, wie zum Beispiel in Posen oder Białystok. Anderenorts wurden Jugendliche, die während der Messe vor einer Kirche Wache gehalten hatten, von zahlenmäßig stärkeren Antifa-Gruppen der extremen Linken mit Schlagstöcken und sogar Messern angegriffen. So sehr, dass der Vorsitzende der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jarosław Kaczyński, stellvertretender Premierminister in der Regierung von Morawiecki, am Dienstag einen nachdrücklichen Appell an die Anhänger der PiS und andere Polen guten Willens richtete, zum Schutz der Kirchen beizutragen. Er begann seine Erklärung mit einem Hinweis darauf, dass das Urteil des polnischen Verfassungsgerichts im Lichte der Verfassung von 1997 und der Rechtsprechung dieses Gerichts gar nicht anders ausfallen könne, und hielt dann den Anstiftern der Proteste ihre Verantwortungslosigkeit in dieser Zeit der Pandemie vor. Nachdem seiner Kritik an den Demonstranten, die die Kirchen aufgrund ihres Nihilismus angriffen, richtete er diesen flammenden Appell an die Polen:

“Ich rufe alle Mitglieder von Recht und Gerechtigkeit und alle, die uns unterstützen, auf, sich an der Verteidigung der Kirche zu beteiligen, an der Verteidigung dessen, was heute angegriffen wird und was nicht zufällig angegriffen wird. Wir sehen in diesen Angriffen sehr oft Elemente der Vorbereitung eines Kampfes, vielleicht sogar der Kampfformation. Dieser Kampf dient dem Ziel, Polen zu zerstören und Kräfte zum Triumph zu führen, deren Macht der Geschichte der polnischen Nation, wie wir sie bisher wahrgenommen haben, dieser Nation, die wir in unseren Herzen und Köpfen tragen und die Gegenstand des polnischen Patriotismus ist, ein Ende setzen würde. Lasst uns Polen verteidigen, lasst uns den Patriotismus verteidigen und lasst uns Entschlossenheit und Mut zeigen. Nur dann werden wir diesen Krieg gewinnen können, den uns unsere Gegner offen erklärt haben. Und lassen Sie uns daran erinnern, dass wir auf rechtlicher Ebene völlig im Recht sind. Dieses Urteil kann nicht geändert werden, solange die gegenwärtige Verfassung in Kraft ist. A fortiori können wir erst recht kein Gesetz verabschieden, das Abtreibung auf Verlangen einführen würde. Dies ist jedoch die Forderung der extremen Linken, die heute im Sejm vor dem Hintergrund der Rufe ‘Es ist Krieg! Es ist Krieg!’ formuliert wurde. Heute ist der Moment gekommen, an dem wir wissen müssen, wie wir NEIN sagen müssen, NEIN sagen zu allem, was uns zerstören kann. Alles hängt von uns ab. Sie hängt vom Staat, von seinem Apparat, aber vor allem von uns ab. Ich wiederhole: auf unsere Entschlossenheit, auf unseren Mut kommt es an. Lassen Sie uns Polen verteidigen.”

In der PSL, der Agrarpartei, die zwischen 2007 und 2015 in Koalition mit den Liberalen der Bürgerplattform (PO) unter Donald Tusk regierte, warnte Senator Filip Libicki diejenigen in der Opposition, die diese Demonstrationen unterstützen: “Noch ein paar Tage mit immer radikaleren Aktionen von Strajk Kobiet und wir werden alle bei der PiS landen”.

Dieser Artikel erschien zuerst in französischer Sprache bei Visegrád Post.

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Detail am Rande:

Die Bewegung Strajk Kobiet („Streik der Frauen“) bedient sich für ihre Propaganda ausgerechnet einer Vorlage aus der Zeit der Besetzung Polens durch Nazideutschland: Das Originalplakat zeigt fünf lächelnde junge Frauen in einem Zug auf dem Weg nach Deutschland mit der Aufschrift Jedziemy do Rzeszy („Wir fahren ins Reich“).

Links das Propagandaplakat der feministischen Bewegung mit dem roten Blitz als Symbol der Bewegung. Rechts das Originalplakat.

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