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Fotoquelle: mezoseg.eloerdely.ro

Am 19. März 1975 machte der nach Italien geflüchtete Zeitzeuge Ferenc Balla folgende Aussage:

“Ich lebte seit meiner Geburt in einem Dorf in Siebenbürgen namens Feketelak. Das Dorf hatte eine Bevölkerung von etwa tausend Menschen, wovon drei Viertel Ungarn und ein Viertel Rumänen waren. In dem Dorf gab es zwei Schulen, eine für die Rumänen und eine für uns, die Ungarn. Ab 1919 bis 1944 wurde unsere Schule von der ungarischen reformierten (calvinistischen) Kirche geführt, während die rumänische Schule vom Staat finanziert wurde.

Früh am Morgen des 16. Oktober 1944 umzingelten rumänische Soldaten unser Dorf. Diejenigen, die versuchten, in den Wald zu entkommen, wurden erschossen. Danach gingen die Soldaten von Haus zu Haus, wobei sie von rumänischen Zivilisten aus unserem Dorf begleitet wurden. Sie betraten nur die Häuser der Ungarn. Zuerst schlugen sie jedes männliche Mitglied der Familie im Alter von 10 bis 90 Jahren. Dann vergewaltigten sie alle Frauen im Alter von 10 bis 90 Jahren. Sie trieben alle Männer zusammen, schlugen weiter auf sie ein und folterten sie, bis viele von ihnen starben. Sie nahmen die jungen Mädchen mit sich. Einige dieser Mädchen sah man nie wieder.

Ich war fünfzehn, und sie schlugen mich ebenfalls mit Gewehrkolben und Lederpeitschen. Mein Vater wurde getötet, ebenso meine Mutter. Sie vergewaltigten meine beiden Schwestern und führten sie weg. Ich wurde zusammen mit anderen Jungen und Männern in der Kirche eingesperrt, während sie die ganze Nacht über im Dorf ein Gelage abhielten. Am nächsten Morgen führten sie uns zu Fuß weg. Einige der Männer wurden so schwer geschlagen, dass sie nicht mehr gehen konnten. Diese Männer wurden zu Tode getrampelt oder am Straßenrand erschossen.

In der Nähe der Stadt Sarmas trafen wir mit einer großen Anzahl von Männern zusammen, welche man aus allen umliegenden Städten und Dörfern zusammengetrieben hatte. Sie waren alle Ungarn. Es müssen Tausende gewesen sein. Viele waren barfuß. Dann trieben sie uns sechs Wochen lang quer über die Berge ins altrumänische Gebiet. Es war schon sehr kalt, und wir bekamen nur einmal am Tag Suppe und trockenes Brot zu essen. Viele starben während des Marsches entlang der Straße.

Dann kamen die Russen und begannen mit einer Selektion. Sie nahmen nur die Jungen und Gesunden. Mich nahmen sie auch mit. Wir wurden mit einem Zug nach Russland befördert, wo wir im Straßen- und Brückenbau arbeiten mussten. Ich weiß nicht, was mit den anderen passiert ist, die in den Händen der Rumänen zurückgelassen wurden. Ich habe nie wieder einen von ihnen getroffen.

Im Jahre 1951 entließen mich die Russen und ich kam wieder nach Hause, nach Feketelak. Die Rumänen nannten das Dorf jetzt Lacu. Ich traf dort nur mehr auf eine meiner Schwestern. Von den Ungarn, die dort zuvor gelebt hatten, war nur noch etwa ein Drittel übriggeblieben. Viele von ihnen waren in den Arbeitslagern gestorben, wie mir erzählt wurde, und andere waren im altrumänischen Gebiet, vor allem in Bukarest, geblieben, da sie es nicht wagten, wieder nach Hause zurückzukehren.

Die Rumänen beherrschten jetzt das Dorf. Sie stammten meist aus Bessarabien und waren in den Häusern der Ungarn untergebracht worden. Ich bekam eine Arbeit in der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft zugewiesen, aber wir durften während der Arbeit nicht Ungarisch sprechen. Es gab auch keine ungarische Schule mehr. Ich hatte einen Onkel, der in Bukarest geblieben war und dort als als Tischler arbeitete, und es gelang mir hinzufahren und ihn zu besuchen. Das Leben war dort für die Ungarn viel besser als in Siebenbürgen, und daher entschloss ich mich, bei ihm zu bleiben.

Im Oktober 1956 hörten wir die Nachrichten über den Aufstand in Ungarn. Gerüchte kursierten, dass bald auch in Siebenbürgen etwas passieren würde. Ich wollte dabei sein und fuhr daher mit dem Bus zurück nach Feketelak. Ich wurde aber am selben Tag, als ich im Haus meiner Schwester eintraf, zusammen mit mehr als einem Dutzend anderer Ungarn verhaftet. Wir wurden die ganze Nacht auf der Polizeiwache verhört. Sie wollten uns zu einem Geständnis zwingen, dass wir von den Amerikanern bezahlt wurden, eine Revolution gegen die Rumänen anzuzetteln. Als sie uns an den Fingernägeln folterten, bekannten und unterzeichneten wir alles, was sie von uns verlangten. Wir wurden daraufhin nach Kolozsvar (Klausenburg) gebracht, das die Rumänen jetzt Cluj nannten, und dort ins Gefängnis gesteckt. Im Februar wurden wir von einem Gericht verurteilt. Ich bekam 15 Jahre Zwangsarbeit und wurde mit vielen anderen Ungarn in die Sümpfe des Donaudeltas geschickt. Wir wurden dort wie die Tiere untergebracht und mussten bis zu den Hüften stehend im Schlamm arbeiten, um Kanäle zu graben. Viele wurden krank und starben.

Im Jahr 1971 ließ man mich gehen. Ich bekam sogar eine Arbeit in Bukarest als Müllsammler. Man sagte mir, dass ich dort arbeiten könne, solange ich lebe, aber wenn ich es wagen würde, wieder nach Hause zu gehen, würde man mich wieder ins Gefängnis stecken. Sie hassten die Ungarn, so sagten sie, die darauf bestehen, in Siebenbürgen zu bleiben.

Im Jahr 1973 gelang es mir, nach Jugoslawien zu fliehen und von dort aus gelangte ich weiter nach Italien.”

Quelle: Documented Facts and figures on Transylvania. Compiled by The Danubian Research Centre and The Transylvanian World Federation, under the supervision of Albert Wass de Czege. The Danubian Press: Astor, Florida, 1977.

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