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Schloss Schildau/Wojanów · Von Theodor Hennicke, Alexander Duncker (1813-1897) - http://www.zlb.de/digitalesammlungen/SammlungDuncker/10/541%20Schildau.pdf, Wikimedia / Gemeinfrei

Von Ullrich Junker (Bodnegg)
 

Die Glocke der Gemeinde von St. Mariä Himmelfahrt in Schildau/Wojanów kehrte nach fast einem Dreivierteljahrhundert wieder an ihren ursprünglichen Ort zurück.

1652 hatte Graf Christoph Leopold v. Schaffgotsch eine zerborstene Kanone vom Kynast (eine Standesherrschaft im ehemals preußischen Regierungsbezirk Liegnitz) der Gemeinde geschenkt, um ein neues Geläut gießen zu lassen.

1943 wurde die größere der beiden verbliebenen Glocken von den Nazis beschlagnahmt und sollte als Rohstofflieferant für die Herstellung von Kriegswaffen dienen. Glücklicherweise überstand die Glocke jedoch das Kriegsende auf dem sogenannten Glockenfriedhof in Hamburg und entging so ihrer Zerstörung durch Einschmelzung.

Der Pfarrer Peters der katholischen Pfarrei St. Johann Baptist in Myhl im Bistum Aachen konnte 1953 mit einem Leihvertrag die Schildauer Glocke nach Myhl holen, wo sie treu 62 Jahre ihren Dienst versah.

Aufgrund der schwierigen finanziellen Verhältnisse war es in Schildau damals nicht möglich, neue Glocken für die zwei im Krieg abgelieferten gießen zu lassen.

Der Wunsch, die alte im Krieg abgelieferte Myhler Donatusglocke mit ihren ursprünglichen Inschriften wieder neu gießen zu lassen, ging im Jahre 2015 in Erfüllung. Die Schildauer Glocke musste nun der neuen Donatus-Glocke weichen.

Walter Hornig aus Schildau hatte auf seiner Suche nach der Glocke von Schildau am 5. März 1986 vom Ausschuss für die Rückführung der Glocken e.V. in Berlin die Auskunft erhalten, dass die Schildauer Glocke seit 1953 im Geläut der katholischen Kirche St. Johann Baptist in Myhl im Bistum Aachen ihren Dienst täte. Hornig schreibt am 12. April 1986 an die Kirchengemeinde in Myhl, dass es ihm und als Heimatbetreuer der Gemeinde Schildau sowie den noch lebenden etwa 300 früheren Einwohnern ein Herzenswunsch gewesen wäre, die Glocke wiederzufinden. Er schreibt weiter, dass seit einigen Jahren ein freundschaftliches Verhältnis zur jetzigen polnischen Kirchengemeinde gepflegt würde. Der polnische Pfarrer habe auch ein gemeinsame Andacht gehalten.

Es sollten nach dem Wiederauffinden der Glocke aber noch fast 30 Jahre vergehen, bis diese wieder an ihren ursprünglichen Platz in die katholische Kirche zu Schildau/Wojanów zurückgeführt werden konnte.

Der Dank der Schildauer Gemeinde gilt der katholischen Kirche St. Johann Baptist in Myhl, dass die Glocke wieder an ihren Ursprungsort zurückgegeben wurde. Die Fotos der Glocke wurden von Mitarbeitern des Pfarramtes in Myhl erstellt. Ganz herzlich sei Herrn Norbert Sendke, Kirchenvorsteher in Myhl, für die Dokumente über die Glocke aus Schildau und die Dokumentation zur Rückführung der Glocke gedankt.

75 Jahre nach Kriegsende ist dies ein Beitrag für ein gemeinsam gelebtes Europa. Möge der Glockenschall diesen Frieden verkünden und zur christlichen Gemeinsamkeit rufen.

Beschreibung der Glocke:

GEORG SCHREIBER
HIRSB: PER ANNOS
XXX PASTOR LOCI

Darunter zwischen zwei Stegen:

ICH RVF MIT MEINEM KLANG
ZV SAGEN GOTT DEM HERREN DANCK
VND LOCK DAS VOLCK ZV GOTTES WORT
WELCHS ZEV/GET AN DER HIMMELS/PFORT 1638

Rückseite der Glocke:

Unter den zwei Wappen ein Schlagring aus drei Stegen, am Wolm steht zwischen Stegen in Antiqua:

PETER RVFFER KIRCHENSCHREIBER GEORG RITTER (Kitler?)
BALTHASAR WEIST KIRCHENVÄTER HEINRICH SIEGERT
SCHENCKE ANSTATT SCHVLTZENS ZV SCHILDAW BALTHA-
SAR BERTERMANN SCHVLTZ VND IACOB WIESNER SCHOEP-
PE VNTERM BOBERSTEIN GEORG STRECKENBACH SCHVLTZ
VND BALTHASAR WIESNER/SCHOEPPE ZV RVRLACH.

Quelle: m.jbc.jelenia-gora.pl


Ein Gedanke zu „Die Glocke von St. Mariä Himmelfahrt in Schildau/Wojanów“
  1. Schildau und Wojanow sind zwar ortsidentisch, aber Schildau war deutsch und Wojanow ist polnisch.

    Und die Glocke wurde von Deutschen bezahlt, also hat sie in Polen nichts verloren.
    Erst wenn Schildau wieder deutsch ist, dann hätte die Glocke zurückkehren dürfen.

    Die Polen haben sich die Ostgebiete unter dem Nagel gerissen und nicht zurückgegeben. Dabei war das in der Berliner Erklärung von 1945 so vorgesehen.

    Die deutsche Bevölkerung von Schildau hat ihre Heimat vergessen. Dank der Dauerpropaganda der Medien.
    Ich habe eigentlich gedacht, dass Deutsche aus der alten Zeit mehr Rückgrat haben als die heurigen Deutschen.
    Aber man hat uns ja das Rückgrat zerbrochen.

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