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László Kövér · Bildquelle: Visegrád Post

Für László Kövér besteht die Gefahr, dass der Zustand der Minderheiten, der bisher nur die ethnischen Minderheiten in Europa betraf, künftig auch zu dem der heutigen nationalen Mehrheiten sein wird. Der Präsident des ungarischen Parlaments bezog sich auf dieses Thema in einer Rede am Sonntag nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche der Festung Marosvásárhely (rum: Târgu Mureș – die Stadt mit der zahlenmäßig größten ungarischen Bevölkerung in Siebenbürgen, AdÜ.], in seiner Eigenschaft als Hauptsponsor des in dieser Stadt organisierten Kulturfestivals “Forgatag” [„Strudel“ auf Ungarisch, AdÜ.].
Er erinnerte daran, dass die tiefsten Gewässer in Europa und der Welt

sich derzeit in einem Strudel befinden, der Länder und Nationen verschlingen, das Schicksal ganzer Generationen ruinieren und in eine Zukunft führen kann, in der das Überleben mit der Menschenwürde unvereinbar sei.

Und er fügte hinzu, dass die Ungarn, wenn man ihnen von der Lage der Minderheiten erzählt, an ein Schicksal denken, das aus politischer Unterwerfung, wirtschaftlicher Enteignung und Demütigungen der nationalen Kultur besteht. Und dass dies einer der Gründe ist, warum sich Europa mit der Sache der nationalen Minderheiten befassen sollte: weil dieser Minderheitenstatus in Zukunft in jedem europäischen Staat die zentralen ethnischen Gruppen einholen könnte, selbst in Ländern, in denen sie derzeit eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung stellen.

„Die Ungarn, die jenseits der heutigen Grenzen Ungarns leben, kämpfen seit einem Jahrhundert dafür, dass das Land, in dem sie geboren wurden, ihre Heimat bleibe, und vor allem dafür, dass niemand das ethnische Gleichgewicht dort künstlich verändere. Aber das sind Sorgen, mit denen auch die Bürger die ethnischen Mehrheit in allen europäischen Ländern konfrontiert sind.

In den Großstädten Westeuropas erleben die einheimischen Bürger dieser Länder dies derzeit: Sie werden ihrer Heimat – ihrer Heimatländer und –Heimatstädte – durch eine illegale, hinterhältige Einwanderung von Siedlern beraubt, die sich hinter der Maske des politischen Asyls verbirgt und sie schließlich zu Fremden in ihrem eigenen Land, zu Fremden in Europa macht.

Wir stehen an der Schwelle zu einer „postchristlichen“ und „postnationalen“ Ära, die durch die Allgegenwart künstlich geschürter Schuldgefühle gekennzeichnet ist.

Jeder Europäer sollte sich wegen des Klimawandels schuldig fühlen; die Bewohner des heutigen Europas sollten sich wegen der Fehler ihrer Vorfahren schuldig fühlen, die werdenden Eltern sollten sich wegen der Fehler des gerade gezeugten Kindes schuldig fühlen, die Weißen wegen der Schwarzen, die Männer wegen der Frauen, die Heterosexuellen wegen der Homosexuellen, die Alten wegen der Jungen und die Europäer wegen der Menschen aller anderen Kontinente.

Diese neue Schuldkultur unterscheidet sich von der nationalsozialistischen und kommunistischen Ideologiewelt nur dadurch, dass sie nicht eine Minderheit zur minderwertigen Gruppe bestimmt, die die Last der Kollektivschuld trägt, sondern den Krieg aller gegen alle organisiert.

Anstelle dieser schädlichen Schuldkultur wollen wir eine Kultur des verantwortungsvollen Gewissens; anstelle dieses durch künstliche Trennungen geschaffenen Identitätsvakuums wollen wir unsere natürliche Identität bewahren. Wir wollen christliche Ungarn bleiben, die ihre Familie und ihr Land lieben.

„Marosvásárhely hat eine geistige Kraft und Erneuerungsfähigkeit, die weit über dessen geografische Grenzen hinausgeht, und der Schlüssel zu dieser Kraft ist, dass die Stadt an die ungarischen Ideale der siebenbürgischen Selbstorganisation und der europäischen Würde glaubt und damit ein Vorbild für alle ungarischen und rumänischen Gemeinschaften sowie für alle Gemeinschaften in Europa darstellt.

Im Jahr 1937 erklärten die Teilnehmer des Gipfels von Vásárhely unter dem Vorsitz des [Szekler] Schriftstellers Áron Tamási in Bukarest, dass

der rumänische Staat seine Aufgabe nur dann erfüllen wird, wenn er im Geiste der christlichen Ethik und der wahren Demokratie dafür Sorge trage, alle unter seiner Ägide lebenden Völker gleichermaßen zu schützen und zu unterstützen.

Sie erinnerten Budapest daran, dass „die Ungarn Mitteleuropas eine unteilbare kulturelle und sprachliche Gemeinschaft bilden, zu der auch die ungarische Gemeinschaft Siebenbürgens gehört“. Diese Botschaften sind auch heute noch aktuell, ebenso wie eine weitere Schlussfolgerung des Gipfels, die besagt, dass „das Leben der ungarischen nationalen Minderheit in Siebenbürgen nur von den Erfordernissen der christlichen Moral und der nationalen Demokratie geleitet werden kann“.

Am Ende des ökumenischen Gottesdienstes wurde das Festival “Forgatag” in Marosvásárhely auch durch eine Rede von Ferenc Péter, dem Präsidenten des Komitatsrates des Komitats Maros, begrüßt, der daran erinnerte, dass die Stadt Marosvásárhely ein Zentrum der ungarischen nationalen Minderheit ist. Er erinnerte daran, dass die Stadt Marosvásárhely einst von König Matthias das Recht erhielt, Jahrmärkte zu veranstalten, und dass es der siebenbürgische Fürst Gábor Bethlen war, der sie zu einer freien Königsstadt erklärte. Die Organisatoren des Kulturfestivals “Forgatag” lassen sich von denselben Zielen leiten wie diese großen Staatsmänner“, so Kövér.

Dieser Artikel erschien zuerst am 29. 8. 2021 in der MAGYAR NEMZET und wurde von der VISEGRÁD POST, unserem Partner in der EUROPÄISCHEN MEDIENKOOPERATION, aus dem Ungarischen übersetzt.

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