Von Elmar Forster
In einen Interview in der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ lässt der Papst mit einem originellen Vergleich aufhorchen, indem er ein offenes geopolitische Tabu offen ausspricht, das von westlichen Kriegstreibern geflissentlich unter Verdikt gehalten wird. Dabei gibt der Heilige Vater der NTATO- Osterweiterung eine Mitschuld für den russischen Einmarsch in die Ukraine. Franziskus verwendet dabei das eindringliche Bild vom „Bellen der NATO vor Russlands Tür“. Außerdem vermutet der Pontifex maximus für Putins Wut, dass diese „vielleicht durch die Haltung des Westens begünstigt wurde“. Und so der Kreml vielleicht dazu gedrängt worden wäre, „falsch zu reagieren und den Konflikt zu entfesseln.“
Rücksichtlose US-Geopolitik
Faktum ist…: Dass eine rücksichtlose US-imperialistische Geopolitik (seit dem Ende des Kalten Krieges, mit der Wende 1989) auf eine geostrategische Umzingelung Russlands, mit Hilfe neuer NATO-Mitgliedschaften ehemals sowjetischer Provinzen oder Satellitenstaaten abzielte. – So hat der Kreml immer wieder darauf hingewiesen, dass bei den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung der sowjetische Staatspräsident Michael Gorbatschow von den USA leere Versprechen erhalten hätte, die genau diesen Vorrücken ausschlossen. So hatte etwa am 9. Februar 1990 der damalige US-Außenminister James Baker dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow versprochen: „Die gegenwärtige militärische Zuständigkeit der NATO wird nicht einen Zentimeter (im Original: „not an inch“) in östliche Richtung ausgedehnt“. (siehe „Zur Zeit“)
„Profite mit Waffen“
Außerdem zweifelte der Papst die Sinnhaftigkeit von Waffenlieferungen an die Ukraine an: „Ich weiß nicht, wie ich antworten soll, ich bin zu weit entfernt von der Frage, ob es gerechtfertigt ist, die Ukrainer zu beliefern.“ (VaticanNews) – Um dann auch als einen der Gründe für das Morden, den “Handel“ mit Waffen anzusprechen, einen „Skandal“, dem nur wenige widersprechen würden. Auch in diesem Krieg würden nämlich Waffen ausprobiert: So würde die Russen nun erkannt haben, dass ihre gepanzerten Fahrzeuge wenig nützten, „und denken schon an andere Dinge“. Der Papst verwies diesbezüglich auch auf den Protest der Hafenarbeiter Genuas, die „vor zwei oder drei Jahren“ beschlossen hätten, Konvois mit Waffenlieferungen für den Jemen zu stoppen.
Hysterische Kriegsgeheul der westlichen Kriegstreiber
Auf alle Fälle rief des Papstes Kritik eine hysterische Kriegstreiber-Argumentation innerhalb der gleichgeschalteten westlichen Mainstream-Politiker und Medien auf den Plan: „Entsetzen über den Papst“ (Bild)
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen (56) verstieg sich in pseudo-theologische Spitzfindigkeiten: „Wenn der Papst sich auf das Feld der Politik begibt, ist er nicht unfehlbar.“ – Und unterstellt damit, dass gerade die Kriegstreiber-Rhetorik „unfehlbar“ wäre. Indem auch andere das Argument der „Heuchelei“ (mit einem unverkennbaren Maß von links-nihilistischem Anti-Klerikalismus und sagenhaft naive Theodizee-Argumentation aus dem 18. Jahrhundert) gegen den Papst aufbringen: „Erst heuchelt Putin Frömmigkeit mit Kerze in der Hand in der russisch-orthodoxen Osternacht, jetzt steht ihm auch noch der Vatikan bei. Bravo. Der liebe Gott schaut fassungslos auf die Erde, während die Menschen in der Ukraine sterben.“ (FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, 64)
Nur FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff(55) bleibt diplomatischer: „Wenn Papst Franziskus als Vermittler erfolgreich sein will, muss er entweder politisch neutral bleiben oder sich an die Seite der Schwachen stellen. Ich bin sicher, dass er das weiß und bei seinen nächsten Schritten berücksichtigen wird.“
Aus dem mittlerweile kriegs-umgepolten Lager der „Olivgrünen“ mit deren neuem Motto: „Frieden schaffen mit mehr Waffen“ (Spiegel-Titel Nr. 18 / 14.4.2022) – gab sich Marieluise Beck (69) lautstark: „Die UN-Generalversammlung, also die Gemeinschaft der Völker, hat mit überwältigender Mehrheit Russlands Angriffskrieg verurteilt. Jede und jeder, der sich engagiert, hat die Verpflichtung zwischen Aggressor und angegriffenen Opfern eine klare Unterscheidung zu treffen.“
Auf jeden Fall hat der Papst eine offene Wunde der Nato-Kriegstreiber offengelegt: „Es ist geradezu grotesk, der Nato auch nur einen Hauch einer Aggression gegen Russland zuzuschieben. Aufgerüstet hat in all den Jahren der Kreml, nicht die Nato… Die Theorie, die der Papst offenbar glaubt, dass Russland eingezingelt wurde, ist völliger Unsinn“. (der Politologe Prof. Maximilian Terhalle (48, London School Of Economics)
Weil dieses Argument aber mittlerweile durch Fakten außer Kraft gesetzt ist, hilft am Schluss nur mehr eines: Diskreditierung durch das Argument von des Papstes Senilität: „Bei alten Menschen siegt der Pazifismus über die Logik.“ Putin sei es nie um die Nato gegangen: „Er hatte nie Angst vor dem Bündnis. Er benutzt die Ost-Erweiterung nur für sein Ziel: Machterhalt um jeden Preis, auch wenn er dafür Nachbarländer überfällt und Tausende Menschen ermordet.“ (Erfolgs-Autor Wladimir Kaminer,54, „Russendisko“, in Bild)
„Entgleiste Debatte“
Geradezu entsetzt muss der bisher gleichgeschaltete westliche Medien- und Politik-Mainstream feststellen…: Dass es unter Deutschlands Intellektuellen (wegen des Anti-Kriegs-Briefes der deutschen Feministin Alice Schwarzer in der Zeitschrift „Emma“) zu einem wirklichen Diskurs gekommen ist – mit extremen Spaltungspotenzial: „Die Grünen treten am vehementesten für die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ein. Wie gefährlich kann das noch werden – für die Ampel, aber auch für die politische Kultur des Landes.“ (Spiegel, s.o.)
Das hat mittlerweile auch das alpenländische Zentral-Organ des Gutmenschentums, der Zwangsgebührensender ORF erkannt… Indem dieser „einen besonderen Zynismus“ darin ortet „dass Putin mit dem Überfall auf die Ukraine schon eines gelungen“ ist: „die Wiederbelebung der deutschen Friedensbewegung. Im Schatten“ des „Emma“-Antikriegs-Briefes „scheinen sich gerade die Debatten des Kalten Krieges unter neuen Vorzeichen zu wiederholen. Sorge und Moral paaren sich mit Pragmatismus – und einer gehörigen Portion an Ursachenverdrehung. Ein Gegenbrief inklusive.“ (ORF)
„Maß an Zerstörung und menschlichem Leid in einem unerträglichen Missverhältnis“
Hier der „Emma“-Antikriegstreiber-Brief
Hier der „Offene Brief an Bundeskanzler Schulz“ als Petition zum Unterschreiben
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