Will der Westen in Niger eine „Zweite Ukraine“ schaffen?

ehemalige Kolonien in Afrika Bild: Wikipedia

Führende afri­ka­ni­sche Poli­tiker, sind nicht zuletzt auf Grund „kolo­nialer wie post­ko­lo­nialer Erfah­rungen“ einfach weniger bereit, den Willen der NATO und mitt­ler­weile auch gene­rell des Westens, zu erfüllen.

Dazu analy­sierte  Timofei Bordat­schow recht tref­fend für RT.

Die Entwick­lung der Situa­tion im Zusam­men­hang mit dem mögli­chen Einmarsch von Truppen bestimmter Länder der Wirt­schafts­ge­mein­schaft West­afri­ka­ni­scher Staaten (ECOWAS) in Niger erin­nert stark an die Diskus­sionen, die am Vorabend der ukrai­ni­schen „Gegen­of­fen­sive“ in diesem Sommer geführt worden waren..

Die afri­ka­ni­schen Staaten des Westens haben es nicht eilig, sich auf ein riskantes Aben­teuer einzu­lassen. Doch die USA und ihre west­eu­ro­päi­schen Verbün­deten drängen sie dazu. Genauso wie sie das ukrai­ni­sche Militär dazu gedrängt hatten, im Früh­jahr 2023 befes­tigte russi­sche Stel­lungen anzugreifen.

Aber es gibt einen wesent­li­chen Unter­schied. Im Falle der Ukraine haben wir es mit einem Regime zu tun, das eine mörde­ri­sche Politik gegen­über dem, von ihm kontrol­lierten Gebiet, verfolgt.

Die afri­ka­ni­schen Ober­häupter hingegen sind keines­wegs bereit, für die Inter­essen Frank­reichs und der Verei­nigten Staaten Risiken einzu­gehen. Was in der Ukraine eine Tragödie war, kann sich daher in West­afrika als Farce entpuppen, an deren Ende eine gütliche Eini­gung zwischen allen Betei­ligten steht.

In beiden Fällen ist der Haupt­grund jedoch derselbe, der Wunsch des Westens, nicht direkt in mili­tä­ri­sche Aben­teuer verwi­ckelt zu werden und andere zu benutzen, um seine Ziele zu erreichen.

Und wenn im Falle der Ukraine die Angst vor Vergel­tungs­maß­nahmen Russ­lands das Motiv für ein solches Verhalten ist, so ist es in Afrika der Mangel an Gele­gen­heit und Lust. Dies gilt umso mehr, als Frank­reich und die USA davon über­zeugt sind, dass die ihnen nahe­ste­henden poli­ti­schen Regime der ECOWAS selbst an einem Sturz der Mili­tär­re­gie­rung in Niger inter­es­siert seien.

Hierfür gibt es Gründe. Der Staats­streich in Niger am 26. Juli war der vierte in der Region in weniger als zwei Jahren (nach Mali, Burkina Faso und Guinea). Er genießt eindeutig die Unter­stüt­zung eines Teils der Bevöl­ke­rung in einem der ärmsten Länder der Welt. In anderen ECOWAS-Ländern ist die Lage alles andere als fest­lich, und die zivilen Behörden haben allen Grund, einen Domi­no­ef­fekt auf sich selbst zu befürchten.

Es besteht Grund zu der Annahme, dass die vereinten Kräfte Nige­rias und mehrerer anderer Länder der Gemein­schaft ausrei­chen werden, um den inhaf­tierten Präsi­denten Mohamed Bazoum wieder an die Macht bringen zu können. Das Einzige, was fehlt, ist Aben­teu­er­lust. Bislang haben es die afri­ka­ni­schen Ober­häupter vorge­zogen, eine abwar­tende Haltung einzu­nehmen, wenn auch mit einer gewissen Entschlossenheit.

Paris und Washington ihrer­seits verhalten sich auf eine leicht erkenn­bare Weise. Sie geben Lippen­be­kennt­nisse für eine fried­liche Lösung ab, während sie in der Praxis von den ECOWAS-Ländern verlangen, mit Gewalt gegen die Gene­räle in Niger vorzugehen.

Es ist nicht auszu­schließen, dass auch mili­tä­ri­sche Unter­stüt­zung zuge­sagt wurde, da sich immer noch bedeu­tende fran­zö­si­sche und US-Kontin­gente im Land befinden. Ein direktes Eingreifen des Westens ist jedoch unwahrscheinlich.

Erstens wäre dies mit einem gewissen Risiko und der Notwen­dig­keit verbunden, die Verant­wor­tung für die Folgen zu über­nehmen. Und zwei­tens wäre ein direkter Angriff west­li­cher Streit­kräfte auf eine amtie­rende Regie­rung im Hinblick auf den Kampf um die Herzen und Köpfe der Entwick­lungs­länder äußerst schlecht. Die Zeiten, in denen die USA und ihre west­eu­ro­päi­schen Freunde jeden souve­ränen Staat aus einer Laune heraus angreifen konnten, sind im Grunde genommen längst vorbei.

Das letzte Beispiel dazu war die Aggres­sion der NATO gegen Libyen im Jahr 2011. Seitdem hat sich viel geän­dert. Der Block versucht nun, die Welt von seinen guten Absichten zu über­zeugen. Dies gilt insbe­son­dere im Zusam­men­hang mit ihrem Kampf gegen Russ­land, das der Westen beschul­digt, das zu tun, was er seit zwei Jahr­zehnten tut.

Nach dem Schei­tern in der Ukraine könnte selbst der Sieg auslän­di­scher Truppen über ein paar Dutzend Rebellen in Niger der Öffent­lich­keit als beein­dru­ckende Leis­tung und Beweis für die Allmacht des Westens verkauft werden. Der Wunsch, dies zu sehen, ist so groß, dass er zu lächer­li­chen Pannen geführt hat, wie der Veröf­fent­li­chung eines Arti­kels des abge­setzten Präsi­denten Nigers Bazoum in einer US-Zeitung, in dem er zu einer auslän­di­schen Inva­sion in seinem Land aufrief.

Das Ergebnis ist eine Situa­tion, in der der Westen selbst nicht in den Kampf eingreifen kann, sondern darauf besteht, dass seine regio­nalen Partner dies tun. Diese wiederum haben es nicht eilig und verzö­gern den Über­gang zu entschlos­senem Handeln auf jede erdenk­liche Weise.

So haben die ECOWAS-Länder ein Treffen ihrer Mili­tär­ver­treter unter dem Vorwand verschoben, dass das Mili­tär­re­gime in Niger die Unter­stüt­zung eines Teils der Bevöl­ke­rung genieße und dass deren Meinung gehört werden müsse, bevor ernst­hafte Entschei­dungen getroffen werden. Mit anderen Worten, niemand in der ECOWAS ist beson­ders daran inter­es­siert, eine Mili­tär­ope­ra­tion gegen Niger zu starten. Und wenn es doch dazu kommt, wird der Grund dafür das Schei­tern ihrer Versuche sein, mit den Rebellen hinter dem Rücken des Westens zu verhandeln.

Auch wenn dieses Ergebnis höchst unwahr­schein­lich erscheint. Trotz ihrer Bindungen an den Westen denken, die afri­ka­ni­schen Führer immer noch mit dem Kopf und vertreten eher Staaten, als Käufer­re­gimes in bestimmten Terri­to­rien. Anders als die Macht­haber in Kiew, für die das Über­leben des Staates Ukraine nie eine zentrale Frage war.

Wir sehen, dass selbst die wirt­schaft­lich weniger fort­ge­schrit­tenen Länder der Welt­mehr­heit weitaus vorsich­ti­gere Staaten sind als nicht nur die Ukraine, sondern sogar die formellen Verbün­deten der USA in Polen oder den balti­schen Republiken.

Ein weiterer wich­tiger Faktor ist, dass die meisten Entwick­lungs­länder der west­li­chen Arro­ganz und Ausbeu­tung über­drüssig sind. Beson­ders deut­lich wird dies in den ehema­ligen euro­päi­schen Kolo­nien und abhän­gigen Gebieten. Die polni­schen, balti­schen oder ukrai­ni­schen Eliten können nicht selb­ständig denken, weil sie sich mit dem Westen iden­ti­fi­zieren, auch wenn sie an dessen äußersten Rand stehen. Sie können ihre Länder leicht für die Inter­essen der USA opfern. Der polni­sche Präsi­dent zum Beispiel hat dies Anfang dieses Monats über­zeu­gend darge­legt, als er fest­stellte, dass Russ­land „auch ohne US-Tote gestoppt werden kann“.

In der Praxis bedeutet die Bereit­schaft von Ukrai­nern, Polen oder Balten, sich zu opfern, jedoch nichts Gutes für die USA und West­eu­ropa. Erstens zeigt es, dass der Kreis der wirk­lich Selbst­mord­ge­fähr­deten in der Welt­ge­mein­schaft ziem­lich eng ist und dass es auf anderen Konti­nenten keine Narren gibt.

Zwei­tens sind die Osteu­ro­päer zu schwach, um Russ­land auch nur zu bekämpfen, geschweige denn die Welt­herr­schaft zu behaupten. Gegen China hat der Westen natür­lich Japan. Aber dort ist die Lage nicht so eindeutig, und die wach­sende Macht Pekings könnte Tokio durchaus dazu bewegen, keine fatalen Fehler zu begehen.

Das Fehlen glän­zender Siege auf der inter­na­tio­nalen Bühne und vor allem der wach­sende Unwille, Partner groß­zügig zu bezahlen, führen zu einer Ausdün­nung der Macht des Westens im Welt­ge­schehen. Russ­land profi­tiert bereits von diesem objek­tiven Prozess, denn sonst wäre unsere Lage jetzt noch schlechter.

Und es geht nicht nur um das Ausmaß des west­li­chen Einflusses auf die poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Systeme. In den meisten afri­ka­ni­schen Staaten ist dieser Einfluss sehr groß und beruht auf einer jahr­zehn­te­langen Zusam­men­ar­beit in all ihren Formen. Aber es wird jetzt deut­lich, dass selbst die stärksten Bindungen nicht entschei­dend sein können, wenn die herr­schenden Eliten lernen, über ihr eigenes Über­leben hinaus zu denken.

Unsere Aufgabe ist es, dies mit unseren eigenen Bemü­hungen um die Entwick­lung von Gesell­schaft, Wirt­schaft und mili­tä­ri­scher Orga­ni­sa­tion in Einklang zu bringen.


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9 Kommentare

  1. Mitt­ler­weile ist bei solchen Konflikten das einzige woran man denkt „hoffent­lich kommen die jetzt nicht auch noch nach Europa“. Das ist zwar nicht beson­ders schön, aber leider die Lage, die die Politik in Europa verur­sacht hat.

  2. In Afrika werden Neger vom Westen gegen­ein­ander in Vernich­tungs­kriege gehetzt. In den USA wird Negern das Abtreiben als soziale Errun­gen­schaft schmack­haft gemacht. Es läuft offen­sicht­lich ein Dezi­mie­rungs­pro­gramm auch gegen Neger, wie immer im Westen unter Lügen­pro­pa­ganda, in diesem Fall heim­tü­ckisch als „gegen rechts“ und als „Anti­ras­sismus“ geschönt.

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  3. wer die skizze versteht wird sich nicht
    wundern das frank­reich, england, belgien
    bald von kufnukken regiert wird…
    steht dem kolo­ni­al­ge­s­indel doch recht gut))

    der eu haupt­sitz sollte wohl schnellst
    möglich nach buda­pest verlegt werden
    bevor die brüssel und paris abflacken

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  4. Poli­tiker haben keinen gesunden Menschen­ver­stand und deshalb werden sie da auch Schiff­bruch erleiden.
    Kommt es da zu einem Krieg, dann werden hier in Europa die Städte von den Zuge­reisten zerlegt werden. Wegen wesent­lich gerin­geren Anlässen ist es hier schon zu Bürger­kriegs ähnli­chen Situa­tionen gekommen.
    Ein noch größeres Problem wird dann sein, das viele Waffen aus der Ukraine wieder nach Europa zurück kommen werden. Denn wenn die Ukrainer sehen, es gibt keinen Ausweg mehr, dann werden sie ihre Waffen auf dem Schwarz­markt verkaufen!

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    • Ukrainer, Schwarz­markt, Waffen: Der Verkauf an Krimi­nelle wo und wohin auch immer findet seit der amtli­chen Liefe­rung von Waffen in die Ukraine statt, seit Jahren. Die Millionen Gäste der Bionade-Bour­geoisie kümmern sich nicht um BRD-Waffenverbote.

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  5. Möge sich der Niger zumin­dest mit China erfolg­reich zwecks Schutz vor der west­li­chen Hyäne abspre­chen! „Demo­kratie und Menschen­rechte“ sind ihr verlo­genes Gejaule, während es um kolo­niale Bevor­mun­dung und Ausbeu­tung geht. Schlechte Preise für Rohstoffe und Dauer­zins­knechts­schaft durch „Aufbau­kre­dite“ sind ein Teil der Plünderwerkzeuge.

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    • „Möge sich die Ukraile zumin­dest mit der NATO erfolg­reich zwecks Schutz vor den östli­chen Hyäne absprechen!…“

      Wo ist der Unterschied?

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