Italien: Task Force zur Herstel­lung von Impf­stoffen gefordert

Bildquelle: Centro Machiavelli

Von Nicola De Felice und Pier Luca Toffano

Bereits im letzten Früh­jahr haben wir vor der Dring­lich­keit eines Impf­stoff­plans gewarnt, der über die bloße Reser­vie­rung von Dosen durch die Phar­ma­in­dus­trie hinaus­geht (siehe 17. März 2020 Coro­na­virus: ein Manhattan-Projekt für den Impf­stoff und 8. April 2020 Eine Kriegs­wirt­schaft zur Rettung Italiens). Zehn Monate später stellen wir fest, dass die Forschung – vor allem die in Talk­shows weniger sicht­bare – mit der Gewin­nung von Impf­stoffen nur ein Jahr nach Beginn der Pandemie zwar die erhofften Ergeb­nisse erzielt hat, aber das Gleiche kann man von ihrer Produk­tion nicht sagen. Heute liegt das Angebot an Impf­stoffen weit unter der Nach­frage. Ein Bedarf, der – ohne indus­tri­elle Anstren­gungen – erst in zwei Jahren gedeckt sein wird und damit Zeit gibt, dass das Virus mutiert, die Zahl der Todes­fälle steigt und die Volks­wirt­schaften zusammenbrechen.

Es ist also ein Wett­lauf mit der Zeit, der ein Über­denken der stra­te­gi­schen Prio­ri­täten der Nation erfor­dert. Wir glauben, dass wir neben dem Virus noch einen weiteren Feind zu bekämpfen haben: Resi­gna­tion aufgrund der Inkom­pe­tenz der Verant­wort­li­chen für die Pande­mie­be­kämp­fung. Resi­gna­tion gegen­über der Unzu­läng­lich­keit der Impf­stoffe, gegen­über dem Wechsel der Farben Gelb, Orange und Rot, gegen­über einem wirt­schaft­li­chen und sozialen Modell aus Arbeits­lo­sig­keit, Depres­sion, Geschäfts­schlie­ßungen, fehlenden Steu­er­ein­nahmen, Schulen, die nur „mit Schluckauf“ geöffnet werden, im Grunde die Akzep­tanz einer Situa­tion, die depri­mie­rend und in der Lage ist, das Wohl einer Nation zu zerstören. Auch die Alter­na­tive zwischen arbeiten oder gesund sein halten wir für inak­zep­tabel. Doch diese beiden Dinge sind untrennbar mitein­ander verbunden: Eine unge­sunde und depres­sive Nation wird niemals in der Lage sein, nach Wohl­stand zu streben, der, um ein solcher zu sein, sowohl wirt­schaft­li­cher als auch physi­scher Natur sein muss. Heute sind wir zwei­fellos eine unge­sunde Nation mit einer Posi­tion der Regie­renden, die von einem Gefühl der Resi­gna­tion und Unver­meid­lich­keit durch­drungen ist.

Vor einem Jahr haben wir eine echte „Kriegs“-Industriepolitik vorge­schlagen, die nicht nur dazu dient, den COVID-Notstand zu bekämpfen, sondern auch, um auf zukünf­tige Gesund­heits­ka­ta­stro­phen besser vorbe­reitet zu sein. Und während wir die Sirenen der Unver­meid­lich­keit hören, die Rufe nach tragi­scher Geduld, sind wir zuneh­mend davon über­zeugt, dass das Vorhan­den­sein einer Infra­struktur für die Produk­tion von Impf­stoffen in Italien nicht nur notwendig, sondern auch möglich ist. Wir machen uns keine Illu­sionen darüber, dass der Wett­be­werb zwischen Privaten immer in der Lage sein wird, die Nach­frage zu befrie­digen, wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass eine große öffent­liche Infra­struktur notwendig ist, um den Handel mit Privaten zu erleich­tern. Die Unter­nehmen siedeln sich nämlich dort an, wo es die natio­nale Stra­tegie durch die Verfüg­bar­keit geeig­neter Infra­struk­turen zulässt. Es ist Aufgabe der Regie­rung, die natio­nale Sicher­heits­stra­tegie zu defi­nieren, in diesem Fall einschließ­lich der Gesund­heit. Die Regie­rung muss erkennen, dass es notwendig ist, den Begriff der globalen Sicher­heit – verstanden nicht nur als mili­tä­ri­sche, sondern auch als poli­ti­sche, wirt­schaft­liche, soziale, ökolo­gi­sche und gesund­heit­liche – zu erwei­tern und sich nicht ausschließ­lich auf die Sicher­heit staat­li­cher Einheiten zu beziehen, sondern auch die des Einzelnen und seiner unver­äu­ßer­li­chen Rechte einzu­be­ziehen. Das Instru­ment der natio­nalen Gesund­heits­kraft muss geschützt werden, damit es mit seinen mate­ri­ellen und imma­te­ri­ellen Fähig­keiten zum Wohl des arbei­tenden Volkes, zu seiner sitt­li­chen und geis­tigen Erhe­bung, zur Vermeh­rung des Reich­tums des Landes beitragen kann.

Wir schlagen der Regie­rung vor, eine Task Force zu bilden, die zunächst eine natio­nale Einrich­tung für die Groß­pro­duk­tion bestehender und lizen­zierter Impf­stoffe einrichtet. Die Task Force sollte sich aus öffent­li­chen und privaten Akteuren aus den betei­ligten Sektoren zusam­men­setzen: Ärzte, Hersteller, Logis­tiker, Arznei­mit­tel­un­ter­nehmer usw. Sollte weiterhin von Vertre­tern der Streit­kräfte zusam­men­ge­stellt und geleitet werden (und damit des Staates), die unserer Meinung nach die einzigen sind, die geschult und ausge­bildet sind, um unter Bedin­gungen eines echten natio­nalen Notstands zu operieren. Die Task Force hätte die Aufgabe, Kontakte und inter­na­tio­nale Verein­ba­rungen zu knüpfen und zu initi­ieren, die sowohl für die Inbe­trieb­nahme von Anlagen zur Produk­tion als auch zum Vertrieb von Impf­stoffen notwendig sind. Sie muss geeig­nete Stand­orte für die Umrüs­tung iden­ti­fi­zieren und die Kosten, die mate­ri­ellen und perso­nellen Ressourcen sowie den Zeit­plan für die Umset­zung ermitteln.

Letzt­lich bedarf es konkreter Hand­lungs­richt­li­nien, um präzise Ziele der Gesund­heits­si­cher­heit zu errei­chen, die in direktem Zusam­men­hang mit dem Schutz der vitalen Inter­essen der Nation stehen. Von den grund­le­genden Entschei­dungen bezüg­lich der natio­nalen Gesund­heits­si­cher­heit abhängig ist der Rahmen der natio­nalen Sicher­heits­stra­te­gien und Ziele, d.h. in der Praxis die Zukunft Italiens und das Wohl­ergehen unserer Kinder. Es ist keine Zeit mehr zu verlieren.


Nicola De Felice
Senior Fellow des Centro Studi Machia­velli. Konter­ad­miral (res.), ehema­liger Komman­dant von Zerstö­rern und Fregatten, hat er wich­tige diplo­ma­ti­sche, finan­zi­elle, tech­ni­sche und stra­te­gi­sche Posi­tionen im Vertei­di­gungs- und Mari­ne­stab inne­ge­habt, sowohl im Inland als auch im Ausland, zur See und zu Land, wobei er tech­ni­sche Kapa­zi­täten anwandte, die darauf abzielen, die italie­ni­sche Vertei­di­gungs- und Sicher­heits­po­litik effektiv zu gestalten.

Pier Luca Toffano
Hat einen Abschluss in Betriebs­wirt­schaft und hat für fran­zö­si­sche und ameri­ka­ni­sche multi­na­tio­nale Unter­nehmen im Dienst­leis­tungs­sektor gear­beitet. Heute unter­richtet er Recht und poli­ti­sche Ökonomie an staat­li­chen Gymnasien.
 


2 Kommentare

  1. Task Force ist okay, doch wenn die aus weisungs­ge­bun­denen Armee­an­ge­hö­rigen oder anderen staat­li­chen Bediens­teten besteht, macht man den Bock zum Gärtner.
    Die Mitglieder der Task Force dürften weder in einer Partei, noch beim Staat, oder in Ämtern und Behörden beschäf­tigt und somit frei von jegli­cher poli­ti­schen Beein­flus­sung sein

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