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Die Schlacht von Párkány, 7.-9. Oktober 1683. Gemälde von Justus van den Nijpoort - Foto: Wikimedia, gemeinfrei/public domain
Die Schlacht bei Párkány. Historiengemälde des polnischen Malers Juliusz Kossak (1824-1899). Foto: Wikimedia: gemeinfrei/public domain
Die Schlacht bei Párkány. Historiengemälde des polnischen Malers Juliusz Kossak (1824-1899). Foto: Wikimedia: gemeinfrei/public domain

Parkan (ung. Párkány, slowak. Štúrovo*) liegt am nördlichen Donauufer gegenüber der altehrwürdigen Bischofsstadt Gran (ung. Esztergom), der einstigen Hauptstadt Ungarns.

Die Schlacht bei Párkány, geschlagen vom 7. bis zum 9. Oktober 1683, war die entscheidende militärische Auseinandersetzung während des Großen Türkenkrieges (1683–1699) zwischen den Heeren des Heiligen Römischen Reiches sowie des alliierten Polen-Litauen mit dem Heer des Osmanischen Reiches. Die Schlacht endete – nach anfänglichen Erfolgen der osmanischen Truppen – mit deren vollständiger Niederlage.

Der Krieg hatte 1683 mit einer Offensive des osmanischen Heeres gegen Wien begonnen, die als Zweite Wiener Türkenbelagerung in die Geschichte einging. Nachdem die Türken in der Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 geschlagen worden waren, begann das deutsch-polnische Heer in einer Gegenoffensive mit der Eroberung von Ungarn. Zunächst verfolgte der polnische König Johann III. Sobieski ab dem 18. September 1683 mit seinen polnischen Regimentern die geschlagenen osmanischen Truppen. Am 7. Oktober geriet die Vorhut des polnischen Heeres (ca. 2.000 Mann) nahe der damaligen türkischen Festung Estergon (ung. Esztergom, dt. Gran) in einen Hinterhalt der Osmanen, die etwa 40.000 Mann zählten, und wurde fast vollständig aufgerieben. Auch ein Teil des polnischen Hauptkontingents (ca. 4.000 Mann Hussaria) unter der Führung von König Sobieski wurde angegriffen und in die Flucht geschlagen. Der König selbst geriet in Lebensgefahr und wurde zeitweise für tot gehalten.

Am folgenden Tag gelangten weitere Truppen unter Karl V. von Lothringen auf das Schlachtfeld. Am 9. Oktober ordnete Sobieski die nun vollständig eingetroffenen Truppen neu und die Alliierten griffen die osmanischen Verbände erneut an. Auch die Osmanen hatten in der Zwischenzeit Kontingente zusammengezogen, so dass den 30.000 Mann der Allianz ca. 40.000 osmanische Kämpfer gegenüberstanden.

Das Ergebnis der Schlacht war eine vernichtende Niederlage der Osmanen, aus welcher nur ca. 800 osmanische Soldaten entkommen sind. Noch am gleichen Tag wurde die Festung Gran von kaiserlichen Truppen unter dem Markgrafen von Baden gestürmt.

Nach kurzen Kapitulationsverhandlungen übergab der türkische Festungskommandant Ibrahim Pascha die Burg, so dass am 28. Oktober 1683 die 40 Jahre lang währende türkische Besetzung der Stadt beendet wurde und Gran dem Habsburgerreich eingegliedert werden konnte. Während der Schlacht wurde die Donaubrücke zwischen Gran und Parkan zerstört, sodass fortan nur eine Fährverbindung zwischen den beiden Ufern möglich war (wie dies auch im vergangenen Jahrhundert nach neuerlicher Zerstörung der Brücke im Jahre 1945 der Fall war).

Für einige Historiker ist der Sieg in der Schlacht von Parkan bedeutsamer als der vorherigen Triumph in der Schlacht von Wien (12. September 1683). Die nördlichen Teile der türkischen Besatzungtruppen in Ungarn wurden irreversibel besiegt. Nach dem Massaker an Zehntausenden von türkischen Soldaten lag der Weg ins zentrale Ungarn frei.

sobieski-parkanyBesucht man heute den Ort Parkan (Štúrovo*) auf der slowakischen Seite der Donau, dann sollte man einen Blick auf die Statue des polnischen Königs Jan Sobieski werfen und bedenken, dass ohne ihn heute womöglich ganz Europa dem Islam ergeben wäre. Jan Sobieski und dem verbündeten Herzog Karl V. von Lothringen (dem bisher kein Denkmal gewidmet wurde) ist es gelungen, alle christlichen Kräfte aus den Nachbarländern zu mobilisieren und die Türken weiter nach Süden zurückzudrängen. Die Schlacht war dermaßen kräftezehrend, dass die christlichen Militärtruppen sich erst drei Jahre später, im Jahre 1686 stark genug fühlten, Buda und weitere Teile von Ungarn von der osmanischen Besatzungsmacht zu befreien.

Foto: Statue des Polenkönigs Jan Sobieski János, errichtet zum 325. Jahrestag der Schlacht von Parkan

Literatur:
Max von Turek: Türkenkriege der Österreicher. In: Bernhard von Poten (Hrsg.): Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften. Band 9, Velhagen & Klasing, Leipzig und Bielefeld 1880, S. 187–198.
Paul Wentzcke: Feldherr des Kaisers – Leben und Taten Herzog Karls V. von Lothringen. Koehler & Amelang, Leipzig 1943.

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*) Štúrovo (“Štúr-Stadt”) ist nach dem slowakischen Freiheitskämpfer und Nationalgrammatiker Ľudovít Štúr (1815-1856) bekannt, dessen Denkmäler auch in Pressburg (am ehemaligen Krönungshügel, wo früher das Maria-Theresien-Denkmal stand) und in Leutschau in der Zips (heute slowak. Levoča) zu finden sind. Štúr wurde 1847 in den ungarischen Landtag in Pressburg gewählt, wo er sich besonders für die Belange der Slowaken gegenüber den Ungarn engagierte. Im Revolutionsjahr 1848 war er ein Organisator und Führer des slowakischen Freiheitskampfes.

Ende 1991 fand in der Stadt Štúrovo ein Referendum statt, das die Wiedereinführung des früheren Ortsnamens Parkan (Párkány) verlangte. 87% der mehrheitlich ungarisch-stämmigen Bevölkerung waren für den Vorschlag und damit war das Referendum gültig. Die damalige slowakische Regierung lehnte jedoch 1992 die Umbenennung aus „staatspolitischem Interesse“ ab.

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