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Ursula Stenzel (Foto: Franz Johann Morgenbesser / Wikimedia CC 2.0)

In der Analyse-Runde des ersten TV-Duells zwischen den beiden Hofburg-Kandidaten auf oe24.TV sorgte FP-Gemeinderätin Ursula Stenzel für einen Skandal. Live im TV unterstellte sie den Eltern von Alexander Van der Bellen eine nationalsozialistische Vergangenheit. „Es gibt zumindest Vermutungen, dass seine Eltern zumindest geliebäugelt haben mit den Nazis“, sagte Stenzel in der Diskussionsrunde. Van der Bellen wäre besser beraten, diesen weißen Fleck in Form von seiner Familiengeschichte klarzustellen, meinte die Ex-Bezirkvorsteherin des ersten Wiener Gemeindebezirks.

Nicht zum ersten Mal wird der Ex-Grünen-Chef mit solch einer Behauptung konfrontiert. Im Jahr 2007 soll – laut oe24.at – der damalige Tiroler VP-Landeshauptmann Herwig Van Staa behauptet haben, dass Van der Bellens Vater ein „hochrangiger Nazi” gewesen wäre.

Van Staa hat sich inzwischen gegenüber oe24 per e-Mail zu Wort gemeldet: Er habe Van der Bellens Vater nie als “hochrangigen Nazi” bezeichnet. Er habe vielmehr [2007] im Anschluss an eine Pressekonferenz gegenüber einem Journalisten die Aussage getätigt, wenn eine Familie während des Krieges aus Estland nach Nazi-Deutschland geflüchtet und 1944 von Wien ins Tirol Kaunertal gezogen ist, so könne dies nur mit Duldung des damaligen Systems oder durch den Schutz eines hochrangigen Nazis möglich gewesen sein.

Weiterlesen: http://www.oe24.at/oesterreich/politik/Stenzel-empoert-mit-Nazi-Sager-ueber-VdB-Eltern/259015773

Weitere Klarstellungen kann man einem offensichtlich gut recherchierten Leserkommentar entnehmen (ebd.):

VdBs Vater war bestimmt nicht Mitglied der NSDAP, deren Auslandsorganisation (AO) oder des VDA. – Allerdings mußte er äußerst gute Kontakte zu hochrangigen NS-Stellen oder des SD unterhalten haben: anders ist seine “Flucht” ins Kaunertal knapp bevor die Rote Armee Wien einnahm, nicht erklärbar. – Es sei nur daran erinnert, daß seit 30. März in Wien und auch im damaligen Oberdonau, wohin die Eltern zunächst flüchteten, die Bildung von Standgerichten angeordnet war und die Feldgendarmerie geradezu übereifrig nach Deserteuren suchte. Selbst wenn der Vater VdBs nicht kriegsverwendungsfähig gewesen sein sollte (was bisher nie behauptet wurde), so hätte er ja dienstverpflichtet werden können, was seltsamerweise auch nicht geschah; stattdessen wurde ihm von den NS-Stellen eine Wohnung im Zollhaus von Feichten zur Verfügung gestellt. – Wie ein ehemaliger russischer, estnischer und sowjetischer Staatsangehöriger ausgerechnet auf das weithin unbekannte Kaunertal verfallen konnte, harrt auch noch der Aufklärung. – Nicht zufällig befand sich auch der damalige SS-Sturmbannführer Friedrich Schwend (Deckname Dr. Fritz Wendig) dort, der in seiner Eigenschaft als Vertriebsleiter der „Aktion Bernhard“ mit viel Gold und gefälschten Pfund-Noten für den SD tätig war. Die Nähe zur Schweiz und Italien erwies sich dabei als sehr vorteilhaft. – Nach 1945 verdiente der Vater VdBs sein Geld mit Geschäften in Spanien und Südamerika. Seine russischen, estnischen und englischen Sprachkenntnisse konnten ihm dabei kaum von Nutzen sein. Deutsch sprachen dort allerdings ehemalige hochrangige NS-Größen, Angehörige der Waffen SS und des SD, die dorthin geflüchtet waren. – All das ist dem heutigen Bundespräsidentschaftskandidaten in keiner Weise vorzuhalten, hat er möglicherweise selber gar keine Ahnung davon. – Allerdings ist den “Qualitätsjournalisten” ihr geradezu auffälliges Desinteresse an dieser Sache vorzuhalten. Wäre nämlich die Familiengeschichte jene von Norbert Hofer, würde er eine Menge Erklärungsbedarf für die zahlreichen Fragen und Mutmaßungen der dann sehr interessierten Journalistenschaft bereithalten müssen. – Frau Stenzel allerdings scheint wieder einmal den richtigen Riecher gehabt zu haben…

Detailinformationen über die Geschichte des Kaunertals im Jahre 1945 finden sich in diesem englischsprachigen Beitrag:

http://mitteleuropa.x10.mx/wk2_unternehmen_bernhard.html

 

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