Guil­laume Fayes Philo­so­phie der Katastrophe

Jakub Rozalski: Das Kosciuszko-Squadron

Von Leo Marić
 

Weniger als von Gaga­rins Sommer bis heute. Doch in den letzten sechs Jahr­zehnten, mit Ausnahme der Mond­lan­dung des Menschen nur acht Jahre nach Gaga­rins Bemühen, haben wir keine tech­ni­schen und wissen­schaft­li­chen Errun­gen­schaften von annä­hernd epochaler Bedeu­tung erlebt. Die großen Erfin­dungen der letzten Jahr­zehnte sind nur Verbes­se­rungen, Verbes­se­rungen einer bereits bestehenden Technik. Abge­sehen vom Internet gibt es keine grund­sätz­lich neuen tech­ni­schen Erfin­dungen. Statt sich für bestehende Erfin­dungen zu begeis­tern, will der Mann der Spät­mo­derne die Technik bremsen: Er ist gegen den Bau von Atom­kraft­werken: Die Moderne ist der Tech­no­logie über­drüssig .

Dies führt uns dazu, die gängige Vorstel­lung von der Durch­drin­gung von Moderne und tech­ni­scher Entwick­lung zu hinter­fragen, der Guil­laume Faye (1949–2019), ein fran­zö­si­scher Denker und Jour­na­list, in seinen Essays viel Raum einräumte. Guil­laume Faye begann öffent­liche Aktionen inner­halb der fran­zö­si­schen Neuen Rechten (Nouvelle Droite), eine intel­lek­tu­elle Bewe­gung, die seit den 1960er Jahren versucht, eine Alter­na­tive zur linken kultu­rellen Hege­monie auf dem euro­päi­schen Konti­nent zu bieten, eine Alter­na­tive basie­rend auf den indo­eu­ro­päi­schen Wurzeln unserer Zivi­li­sa­tion, eine Kritik an Egali­ta­rismus und Multi­kul­tu­ra­lismus und eine Bekräf­ti­gung von die Viel­falt ethni­scher Iden­ti­täten und Tradi­tionen. Unzu­frieden mit der Rich­tung, die die neue Rechte einge­schlagen hatte, verließ Faye Ende der 1980er Jahre die Bewe­gung und arbei­tete die nächsten zehn Jahre als Jour­na­list, Radio­re­dak­teur und, einigen urbanen Legenden zufolge, als Porno­dar­steller. Als poli­ti­scher Jour­na­lismus erwäh­nens­wert ist das 1997 erschie­nene Buch Archäo­fu­tu­rismus (L’Ar­chéo­fu­tu­risme), das sein gesamtes poli­ti­sches Denken widerspiegelt.

„Moderne ist rückständig“

Faye stützt seine Philo­so­phie weit­ge­hend auf Heid­eg­gers Über­le­gungen zur Technik. Der fran­zö­si­sche Denker weist uns daher an, dass wir tech­ni­sche Erfin­dungen aus einem ästhe­ti­schen und nicht nur aus einem utili­ta­ris­ti­schen Blick­winkel betrachten müssen, dass wir sie als „ratio­na­li­sierte Phan­ta­sien“ wahr­nehmen sollen. Die Technik leitet sich wie die Kunst aus der Ausrich­tung der euro­päi­schen Seele auf Krea­ti­vität ab, auf das, was die alten Grie­chen poiesis nannten. Sein Ursprung liegt in archai­schen Werten, nicht in der Moderne. In Speng­lers Fußstapfen zele­briert Faye auch den faus­ti­schen Mann der euro­päi­schen Antike und des Mittel­al­ters, seinen Aben­teu­er­geist und Volun­t­a­rismus, die Idee der „Zukunft gestalten“. In Fort­set­zung der Ermü­dung des modernen Menschen von der Technik verdreht Faye daher den popu­lären linken Satz und behauptet: „Die Moderne ist rück­ständig.“ Die egali­täre Moderne, erklärt er, wisse nicht mit dem biotech­no­lo­gi­schen Fort­schritt umzu­gehen, sie stelle ihm mora­li­sche Hinder­nisse auf der Grund­lage des Anthro­po­zen­trismus und der Sakra­li­sie­rung des mensch­li­chen Lebens vor, Ideen aus dem säku­la­ri­sierten Chris­tentum. „Die Moderne ist am Ende wissen­schafts­feind­lich“, bemerkt Faye. Es erstickt die Krea­ti­vität des euro­päi­schen Menschen. Nur eine Rück­kehr zu archai­schen Werten öffnet para­do­xer­weise den Raum für eine radi­ka­lere tech­ni­sche Entwick­lung, die nicht durch die Fesseln der Moderne behin­dert würde .

Um zu verstehen, worüber Faye schreibt, wenn er über die Rück­kehr archai­scher Werte schreibt, ist ein kurzer Ausflug in die Geschichts­phi­lo­so­phie notwendig. Sein Welt­bild ist nämlich dem für Chris­tentum und säku­laren Libe­ra­lismus charak­te­ris­ti­schen linearen Geschichts­bild ebenso fremd wie dem zykli­schen Geschichts­bild, das in den vorchrist­li­chen, heid­ni­schen Kulturen des alten Europa vorherrschte. Weder eine gerade Linie zum Ende der Geschichte, noch eine kreis­för­mige Wieder­ho­lung der Vergan­gen­heit hält er eines euro­päi­schen Mannes für würdig. Statt­dessen lässt er sich von der Philo­so­phie Fried­rich Nietz­sches inspi­rieren, der Geschichte als „ewige Wieder­kehr des Iden­ti­schen“ ansah. Zugleich, obwohl er selbst als leiden­schaft­li­cher Nietz­scheaner zwei­fellos mit dem Denken des deut­schen Philo­so­phen gut vertraut war, basiert sein Nietz­sche-Verständnis weit­ge­hend auf den Inter­pre­ta­tionen von Giorgio Locchi, ein italie­ni­scher Denker und Publi­zist, der einst der fran­zö­si­schen Neuen Rechten nahe stand. Geschichte hat nach Nietz­sche und Locchi keinen Zweck, sie führt nicht zu einem Ziel, aber sie ist auch kein Teufels­kreis. Für Heiden und Christen ist die Zukunft im Wesent­li­chen schon vorher­be­stimmt, für Nietz­sche und Locchi bleibt die Zukunft offen. Nur eine solche „offene Geschichts­theorie“, wie Locchi sie nannte, sieht den Menschen als wirk­lich freies Wesen, frei von Gott und Schicksal. Statt histo­ri­scher Gesetze – histo­ri­sche Frei­heit. er sieht den Menschen als ein wahr­haft freies Wesen, frei von Gott und Schicksal. Statt histo­ri­scher Gesetze – histo­ri­sche Frei­heit. er sieht den Menschen als ein wahr­haft freies Wesen, frei von Gott und Schicksal. Statt histo­ri­scher Gesetze – histo­ri­sche Frei­heit. Um eine solche Geschichts­phi­lo­so­phie zu veran­schau­li­chen, fordert Faye einen Vergleich mit einer Billard­kugel: Beim Umrunden eines Billard­ti­sches berührt die Kugel die Tisch­ober­fläche oft an der glei­chen Stelle, aber immer an einer anderen Posi­tion auf dem Tisch . Ebenso sollte die „Rück­kehr zu archai­schen Werten nicht als zykli­sche Rück­kehr in die Vergan­gen­heit (eine Vergan­gen­heit, die uns verraten hat, weil sie eine Kata­strophe der Moderne war) verstanden werden, sondern eher als ein Wieder­auf­tau­chen des archai­schen sozialen Gesichtes der neue Umgebung.“

Faye hat daher keine Hoff­nung, in ein goldenes Zeit­alter der Vergan­gen­heit zurück­zu­kehren. Der Weg aus der Moderne führt nicht in die Vergan­gen­heit, sondern in die Zukunft. Deshalb ist er ein scharfer Kritiker des modernen Tradi­tio­na­lismus: Er hält an den Mehr­deu­tig­keiten und Wider­sprü­chen der tradi­tio­na­lis­ti­schen Lehren fest, verachtet die „dogma­ti­sche Nost­algie“ für die Vergan­gen­heit, lehnt den Pessi­mismus gegen­über der modernen Welt ab. Tradi­tio­na­lismus ist für ihn nur „umge­kehrter Progres­si­vismus, eine verzerrte lineare Sicht der Geschichte“. Die für viele Tradi­tio­na­listen charak­te­ris­ti­sche Konzen­tra­tion auf das innere, spiri­tu­elle Leben sieht Faye als schäd­li­ches Phänomen, als Zeichen exzes­siven Indi­vi­dua­lismus und der Bemü­hungen des Einzelnen, der Welt zu entfliehen. Im Gegen­satz dazu plädiert er für Welt­of­fen­heit, für die Gegen­wart, für die tech­ni­schen Errun­gen­schaften der Moderne. Dabei über­sieht er den Faden, der die moderne Indus­trie­zi­vi­li­sa­tion mit modernen Ideo­lo­gien verbindet.

Was ist Archäofuturismus?

Ja, Guil­laume Faye tanzt am Rande des Abgrunds des Techno-Opti­mismus, aber am Ende fällt sie trotzdem nicht hinein. Manchmal über­be­tont er die rettende Bedeu­tung der Technik, warnt uns bei anderen Gele­gen­heiten davor, dass blindes Vertrauen in den tech­ni­schen Fort­schritt auch viele Gefahren in sich birgt: die Vorstel­lung von „Change for Change“, der Irrglaube, Technik sei die Lösung aller Probleme, und die vielen schäd­liche Auswir­kungen der Technik auf die Umwelt. „Der Planet Erde ist nicht in Gefahr. Er hat Millionen von Jahren, um sich zu erholen. Es ist die mensch­liche Spezies, die sich selbst in Gefahr bringt, indem sie das Ökosystem verschmutzt“, warnt uns Faye.

Die Exklu­si­vität sowohl der tradi­tio­na­lis­ti­schen als auch der futu­ris­ti­schen Welt­an­schauung ableh­nend, empfiehlt der fran­zö­si­sche Denker auch eine Kur: „Archaismus muss den Futu­rismus reinigen.“ Die dialek­ti­sche Bezie­hung zwischen Tradi­tio­na­lismus und Futu­rismus muss ihre Synthese tran­szen­dieren: Archäo­fu­tu­rismus. Nach seiner Vision wird das neue Zeit­alter das Archai­sche mit dem Futu­ris­ti­schen verbinden, die Grund­werte der euro­päi­schen Kultur und den Ordnungs­ge­danken mit Blick auf die Zukunft und neue Technologien.

Durch die Kata­strophe zur Wiedergeburt

Aber wie wird dieses archeo­fu­tu­ris­ti­sche Zeit­alter etabliert? Die Welt, in der wir leben, ist Licht­jahre von jegli­chen archai­schen Werten entfernt, und der Weg, den sie nimmt, erweckt nicht den Eindruck, dass wir zu unseren spiri­tu­ellen Ursprüngen zurück­kehren, im Gegen­teil, sie scheint uns zu noch dunk­leren Ablen­kungen zu führen.

Faye ist anderer Meinung. Entgegen dem uns von Experten und Regi­me­den­kern ange­bo­tenen „utopi­schen Opti­mismus“ bezieht er sich auf die Kata­stro­phen­theorie des Mathe­ma­ti­kers René Thom in den 1960er Jahren, nach der Systeme – seien es physi­ka­li­sche, mecha­ni­sche oder gesell­schafts­po­li­ti­sche Systeme – eindeutig instabil und spröde sind und aufgrund der Anhäu­fung von nach­tei­ligen Faktoren sehr schnell zerfallen können. Beispiele für solche plötz­li­chen Zerfälle komplexer Systeme sind der Zusam­men­bruch des altägyp­ti­schen Staates nach der Ankunft der Römer und der schnelle Fall der ameri­ka­ni­schen India­ner­reiche durch die Hände einer Hand­voll spani­scher Konquis­ta­doren. Wir könnten den Zusam­men­bruch des kommu­nis­ti­schen Blocks in Osteu­ropa vor 30 Jahren hinzu­fügen. Unser fran­zö­si­scher Denker vertraut genau diesem Faktor – der Katastrophe.

Faye sagte nämlich voraus, dass in der ersten Hälfte des 21. Jahh­rund­erts eine „Konver­genz der Kata­stro­phen“ eintritt, die die Grund­lagen der neoli­be­ralen Welt­ord­nung erschüt­tern wird. Erstens wird der Zusam­men­halt der euro­päi­schen Gesell­schaften aufgrund von Massen­mi­gra­tion, der Stär­kung der progres­siven Ideo­logie und der Schwä­chung der Rolle des Natio­nal­staats zusam­men­bre­chen. Der gesell­schaft­liche Zusam­men­bruch wird durch die Wirt­schafts- und demo­gra­fi­sche Krise weiter verschärft: Ein stei­gender Anteil älterer Menschen an der Gesell­schaft führt zum Zusam­men­bruch des Sozi­al­staats im Westen. Drit­tens werden Indus­tria­li­sie­rung und aggres­sive Urba­ni­sie­rung im globalen Süden als Ergebnis euro­päi­scher Tech­no­lo­gie­ex­porte in seine Kolo­nien zu einem Chaos führen, das sowohl für Europa als auch für den Westen insge­samt schwer­wie­gende Folgen haben wird. Mit all dem wird eseine neue Welt­wirt­schafts­krise geben, verur­sacht durch die über­höhte Staats­ver­schul­dung einer Viel­zahl von Staaten und eine auf Finanz­spe­ku­la­tionen basie­rende Wirt­schaft. Gleich­zeitig wird die Stär­kung des radi­kalen Isla­mismus zusätz­liche bewaff­nete Konflikte provo­zieren und neue Krisen­herde schaffen. An sechster Stelle weist Faye darauf hin, dass der gegen­wär­tige Konflikt zwischen West und Ost durch ein neues geopo­li­ti­sches Para­digma ersetzt wird – den Konflikt des Globalen Nordens und des Globalen Südens, der nicht auf ideo­lo­gi­schen Diffe­renzen als Konflikt des Kalten Krieges beruhen wird, aber auf rassi­schen und kultu­rellen Unter­schieden mit den ehema­lige Kolo­ni­al­herren. Der Globale Süden voll­zieht nun eine „sanfte Kolo­ni­sie­rung“ des Nordens durch Massen­mi­gra­tionen aus Afrika und Asien nach Europa und Nord­ame­rika. Abge­sehen davon, findet eine Umwelt­ver­schmut­zung von globalem Ausmaß statt, die die Zukunft der Mensch­heit gefährdet. Auf Platz acht schließ­lich glaubt Faye, dass es eine Reihe von Faktoren hinter diesen sieben Kata­stro­phen gibt, die sie erheb­lich beschleu­nigen können, wie die Verwund­bar­keit des tech­nisch-ökono­mi­schen Systems aufgrund seiner wach­senden Abhän­gig­keit von Compu­ter­tech­no­logie, die nukleare Proli­fe­ra­tion in Ländern der Dritten Welt , verschie­dene bakte­ri­elle und virale Pande­mien usw.

Es gibt drei mögliche Szena­rien, prognos­ti­ziert Faye, die zu dieser „Konver­genz der Kata­stro­phen“ führen könnten: ein weiches, ein hartes und ein sehr hartes Szenario. Bei einem „weichen Szenario“ bleiben die Wirt­schafts­krise, ethni­sche Konflikte und andere Kata­stro­phen im Wesent­li­chen „unter Kontrolle“ und das System wird über­leben. Die Krise wird zum Dauer­zu­stand, Europa stirbt langsam aus und wartet auf eine neue „Konver­genz der Kata­stro­phen“. Das zweite, „harte Szenario“ würde die Welt­wirt­schaft in die Knie zwingen, den Lebens­stan­dard halbieren, ethni­sche Konflikte nicht nur zu Konflikten geringer Inten­sität, sondern zu echten Kriegen werden lassen, und das geopo­li­ti­sche Bild der Welt würde sich deut­lich verän­dern. Aber auch in einem solchen Szenario gäbe es keinen Zusam­men­bruch des modernen libe­ralen Systems, sondern bloß eine Trans­for­ma­tion desselben. Die Frag­men­tie­rung Europas würde zur Entste­hung isla­mi­scher Staaten auf seinem Boden führen, und die tech­ni­sche Entwick­lung im globalen Maßstab würde noch lang­samer voran­schreiten als heute. Schließ­lich würde ein „sehr hartes Szenario“ den völligen Zusam­men­bruch der modernen Welt, das Verschwinden fast aller modernen poli­ti­schen Insti­tu­tionen, die Massen­flucht aus den Städten und tech­nisch eine Rück­kehr ins „Mittel­alter“ bedeuten. Letz­teres Szenario ist aus seiner Sicht sowohl das wahr­schein­lichste als auch das wünschens­wer­teste. Es stellt sich die Frage: Warum? Wie können diese dunklen Szena­rien einem Mann etwas Gutes bringen?

Für Guil­laume Fay ist die Idee einer besseren, archäo­fu­tu­ris­ti­schen Welt untrennbar mit der Kata­strophe verbunden, deren Ankunft er voraus­sieht, weil er hinter ihrem Hori­zont die Erlö­sung voraus­sieht. Fried­rich Hölderlin, der berühmte Dichter der deut­schen Romantik, der von Faye oft selbst zitiert wurde, schrieb in einem seiner Gedichte Worte, die genau diesen Gedanken auf poeti­scher Ebene evozieren: Faye sagt: „Das Ende der Welt ist eine gute Nach­richt, auch wenn es bald mit Schwie­rig­keiten und Leiden passiert“; das ist nicht nur die boshafte Ansage eines alten Sadisten. Sie hat ihre eigene opti­mis­ti­sche Fort­set­zung: „Nach den kommenden Schatten wird das Licht kommen. Die Geschichte der Mensch­heit ist noch lange nicht zu Ende.“

Für eine zwei­ge­teilte Weltwirtschaft

Diese Reihe von Kata­stro­phen, glaubt Faye, wird zum Ende der Moderne führen. Kata­stro­phen werden als notwen­diges Ergebnis eine Art Nietz­sche­sche „Aufwer­tung aller Werte“ haben. Große Reiche und Reli­gionen werden auf die histo­ri­sche Bühne zurück­kehren, ethni­sche Iden­ti­täten werden gestärkt, tradi­tio­nelle länd­liche Gesell­schaften werden wieder­her­ge­stellt – und das alles inner­halb einer hoch­ent­wi­ckelten und globa­li­sierten Welt.

Das neue System wird nicht mehr auf der Idee des Univer­sa­lismus und der erzwun­genen Homo­ge­ni­sie­rung der kultu­rellen Viel­falt, die wir in der Welt finden, beruhen. Aus ethno­plu­ra­lis­ti­scher Sicht ist Faye der Ansicht, dass zivi­li­sa­to­ri­sche und kultu­relle Beson­der­heiten respek­tiert und bewahrt werden sollten und dass Vorstel­lungen von wirt­schaft­li­cher und tech­ni­scher „Entwick­lung“ oder „Unter­ent­wick­lung“ einzelner Zivi­li­sa­tionen und Kulturen tatsäch­lich ein Spie­gel­bild der euro­zen­tri­schen Fort­schritts­ideo­logie sind. Der Export west­li­cher Tech­no­logie und libe­raler Ideo­logie in andere Teile der Welt, insbe­son­dere während der Kolo­ni­al­zeit, hatte unge­plante Folgen. Die Metro­polen des globalen Südens haben sich – statt die Lebens­be­din­gungen zu verbes­sern – zu Orten extremer Armut, Schau­platz unvor­stell­barer Gewalt, Opfer viraler Pande­mien und rasantem demo­gra­fi­schem Wachstum entwickelt.

Deshalb glaubt Faye, offenbar in Anleh­nung an Speng­lers Warnung, dass die west­liche Einstel­lung zur Technik verant­wor­tungs­be­wusster sein muss als in der Vergan­gen­heit, dass die Technik als esote­ri­sche Lehre ange­gangen werden sollte: ihre unkon­trol­lierte Ausbrei­tung stoppen und ihre Befug­nisse für eine Minder­heit behalten, die sie richtig zu nutzen weiß. Dementspre­chend schlägt er eine zwei­tei­lige Welt­wirt­schaft vor, in der ein klei­nerer Teil der Welt den tech­nisch-wissen­schaft­li­chen Bereich und der größere Teil den neo-tradi­tio­nellen Bereich reprä­sen­tieren würde. Der tech­nisch-wissen­schaft­liche Bereich wäre ein stark urba­ni­sierter Raum mit radi­kaler tech­ni­scher Entwick­lung, während der neo-tradi­tio­nelle Bereich die Rück­kehr eines Groß­teils der Welt zu einer länd­li­chen Lebens­weise mit geringen Auswir­kungen moderner Tech­no­logie auf das Alltags­leben darstellen würde. Beide Sphären würden auf nicht-egali­tären Ideen beruhen, und zwischen ihnen würde die Koexis­tenz zweier unter­schied­li­cher und getrennter, aber gleich­be­rech­tigter Zivi­li­sa­tionen stattfinden.

Warum Archäo­fu­tu­rismus

Die Idee einer von hoch­ent­wi­ckelten Tech­niken durch­setzten Welt mit alten Reli­gionen und Ritualen hat viele Kunst­werke inspi­riert: von Dino Frank Herbert und George Lucas‘ Star Wars über Spiele und Bücher rund um die Welt von Warhammer 40.000 bis hin zu den neuesten Werken von Jakub Rozalski. Guil­laume Faye zog diese Idee aus dem Bereich der Science-Fiction in den Bereich der poli­ti­schen Philo­so­phie und stellte sich eine Zukunft vor, in der sich archai­sche Werte mit futu­ris­ti­scher Technik und Wissen­schaft verflechten. In den letzten zehn Jahren hat sich Fayes Archäo­fu­tu­rismus aufgrund der Über­nahme und Verbrei­tung seiner Ideen durch die Iden­ti­täre Bewe­gung und der Über­set­zung seiner Bücher in eine Reihe von Fremd­spra­chen zu einer der am weitesten verbrei­teten zeit­ge­nös­si­schen rechten poli­ti­schen Ideen entwickelt.

Die Attrak­ti­vität von Fayes Philo­so­phie der Kata­strophe inner­halb des rechten poli­ti­schen Denkens liegt in ihrem glei­cher­maßen subver­siven Verhältnis zur stagnie­renden Moderne und ihren zeit­ge­nös­si­schen tradi­tio­na­lis­ti­schen Kriti­kern. Bei alledem wider­setzt sie sich dem Sire­nenruf der revo­lu­tio­nären Politik: Obwohl sie den volun­t­a­ris­ti­schen Geist des Faus­tia­ners preist, gelingt es Guil­laume Faye in seiner Philo­so­phie, die Wege zu archäo­fu­tu­ris­ti­schen Utopien zu begreifen, die über den poli­ti­schen Volun­t­a­rismus hinaus­gehen, und in der Kata­strophe jene Macht erkennen, die mehr als jede sorg­fältig geplante Aktion die Erlö­sung aus der Dunkel­heit der Neuzeit bringen kann.

Lite­ratur

Faye, Guil­laume (2010). Archeo­fu­tu­rismus: Euro­päi­sche Visionen des post­ka­ta­stro­phalen Zeit­al­ters. London: Arctos.
Faye, Guil­laume (2010). Tradi­tio­na­lismus: Das ist der Feind! Gegen­ströme.
URL: www.counter-currents.com/2010/06/traditionalism-this-is-the-enemy/
Faye, Guil­laume (2011). Warum wir kämpfen: Mani­fest für den euro­päi­schen Wider­stand. London: Arctos.
Faye, Guil­laume (2012). Konver­genz von Kata­stro­phen. London: Arctos.
Spengler, Oswald (2012). Der Mensch und die Technik. London: Arctos.
Heid­egger, Martin (1996). Das Ende der Philo­so­phie und die Aufgabe der Meinung: Diskus­sionen und Artikel.

Dieser Beitrag erschien zuerst in kroa­ti­scher Sprache bei VOKATIV, unserem Partner in der EUROPÄISCHEN MEDIENKOOPERATION


2 Kommentare

  1. Nach­trag: Die – sog. – Moderne hat nicht allzu viele epochale Erfin­dungen hervor­ge­bracht, echte Tech­no­lo­gie­sprünge fanden noch mit der 1. und 2. indus­tri­ellen Revo­lu­tion statt. Selbst die Grund­lagen für die Digi­ta­li­sie­rung der Moderne fanden ihren Ursprung in jener Zeit.

    Wir stagnieren! Und wenn ich mir inzwi­schen das Verhalten vieler Menschen anschaue, dann gewinne ich eher den Eindruck, dass die Mensch­heit derzeit sehr, sehr große Rück­schritte – zurück ins Mittel­alter – macht!

  2. Mond­lan­dung? Aber nur mit ganz großen Frage­zei­chen? Nach Würdi­gung der Indi­zien, komme ich aller­dings eher zu dem Schluss, dass wir auch in der Sache vermut­lich verarscht wurden?! youtu.be/QfufobysCIg Bildes sich jeder seine eigene Meinung dazu.

    Völlig „normal“, dass man versucht, diese Zweifel abzutun und natür­lich sind es die „Übli­chen Verdäch­tigen“ die das auch machen.

    Der Jour­na­list Wisnewski – einmal mehr – als „Verschwö­rungs­theo­re­tiker“.

    Übri­gens eine Wort­krea­tion der CIA. Der Zweck dieses Wortes ist völlig klar, es geht dabei nur um die Diffa­mie­rung gegen­sätz­li­cher Ansichten.

    Es gibt zwar unter­schied­liche Theo­rien, aber keine ist eine „Verschwö­rungs­theorie“! Alle Theo­rien bleiben Theo­rien, bis sie erwiesen oder verworfen werden. Punkt!

    Und wenn wir uns schon auf dieses Wort herab­lassen, sollte man unbe­dingt erwähnen, dass – gerade jetzt in der Plan­demie – sich alle „Verschwö­rungs­theo­rien“, als Verschwö­rungen heraus­ge­stellt haben – dass wird von „Nütz­li­chen Idioten“ jedoch komplett übergangen.

    Aber es ist ja nicht nur die Spahn­demie, sondern es exis­tieren viele Ereig­nisse, die sich als – lupen­reine – Verschwö­rungen entpuppt hatten.

    Nehmen wir da z.B. den Zwischen­fall im Golf von Tonkin! Zwischen­zeit­lich hat die CIA einge­räumt, dass es sich um einen Fake handelte. Es geht bei diesem „Fake“ um über 4 Mio. Tote, um schwerstes Leid, um Zerstö­rung usw. Was ist infolge passiert: NICHTS! Die Täter wurden nicht zur Rechen­schaft gezogen!

    Oder nehmen wir – als weiteres Beispiel – den Über­fall auf das ehem. Jugo­sla­wien. Sogar die „Kriegs­ver­bre­cher­ratte Schröder“ posaunt – folgenlos – herum, dass er gegen das Völker­recht verstoßen habe! Was ist bisher passiert: Richtig! NICHTS! Die Täter wurden nicht zur Rechen­schaft gezogen! Es begann mit einer Lüge, Doku WDR: youtu.be/L2KRPze0ONU

    Schröder, Schar­ping, Fischer: Hoch­kri­mi­nelles Lumpen­pack, das längst vor einem inter­na­tio­nalen Tribunal zu lebens­läng­li­cher Haft hätte verur­teilt werden müssen. Beson­deres Merkmal: „Extra heuch­le­risch“! Ausge­rechnet „Schein­ge­rech­tig­keits­par­teien“, wie die „SPD“ und die „Grün­pä­do­philen“ stehen im Mittel­punkt übelster Kriegsverbrechen.

    Dabei bleibt fest­zu­halten, dass man Slobodan Milošević für Gräu­el­taten verur­teilt hat, die er nicht begangen hatte, sondern die „NATO-Ratten“ selbst. „Ich habe gegen das Völker­recht verstoßen“ – Gerhard Schröder: Krim-Krise und Kosovo-Krieg – youtu.be/nrv-AzVafSs

    Am Rande: Ich kann mich deut­lich an die Hetze west­li­cher Medien erin­nern, als es um die Ereig­nisse auf der Krim ging! Von Anne­xion war da die Rede, vom Gebiets­raub an der Ukraine. West­liche Propa­gan­da­ga­zetten über­schlugen sich mit hetze­ri­scher Rhetorik gegen Russ­land. Das war – viel­leicht – eine nicht ganz einwand­freie Sezes­sion, aber die Bevöl­ke­rung der Krim – ganz über­wie­gend russisch – WOLLTE zurück nach Russ­land. Die Bilder von jubelnden Menschen, waren damals über­wäl­ti­gend und straften die west­liche Propa­ganda lügen! Man sollte dabei auch wissen, dass die Krim stets russisch war! Erst 1954 wurde die Krim unter Nikita Chruscht­schow an die Ukrai­ni­sche Sozia­lis­ti­sche Sowjet­re­pu­blik ange­glie­dert wurde und nach dem Ausein­an­der­bre­chen der UdSSR im Konstrukt der Ukraine verblieb. Dass Nikita Chruscht­schow selbst aus der Ukraine stammte und 1954 die Gefahr einer Abspal­tung ohnehin nicht möglich war, muss eigent­lich nicht mehr extra erwähnt werden! Ganz wichtig ist aller­dings auch, dass die Bevöl­ke­rung stets russisch war!

    Aber nehmen wir noch ein letztes Bespiel für eine „Verschwö­rungs­theorie“, die sich als wasch­echte Verschwö­rung raus­ge­stellt hatte. Der seiner­zeit – oft gehörte Satz: „Weapons of mass-destruc­tion“. Gefunden wurden zwar keine, aber des Westen – vornehm­lich die USA – hat „seinen“ Krieg. Das altbe­kannte Schema west­li­cher Raub­züge spie­gelt sich auch in den Ereig­nissen im Irak wieder! Man musste wahr­lich kein „Fan“ von Saddam Hussein sein, aber was sich dort abspielte war eine Plün­de­rung der Ressourcen des Landes, nach dem bekannten – oftmals prak­ti­zierten – Muster! Neben Rohstoffen, wurde auch „gerne“ Tech­no­lo­gien, Patente oder andere Sach­werte geraubt, immer mit der Maßgabe durch Plün­de­rungen zu fremden Wissen, Rohstoffen oder anderen Werten zu gelangen. „Gerne“ mit vielen Toten!

    Man muss sich schämen, unter solchen „Freunden“ zu leben! Schon – weitaus – klei­nere Ganoven, bezeich­nete man als „schlechten Umgang“! In diesem Zusam­men­hang tauchen z.B. – massive – Fragen zu 9/11 auf, die sich einfach nicht abtun lassen und welche von fast 2.500 – echten – Experten, wie Archi­tekten, Demo­li­tion-Services, Physi­kern, Baustoff­che­mi­kern, Flug­leh­rern, Piloten, Mili­tärs usw. aufge­worfen wurden! 9/11, gera­dezu ein „Klas­siker“…

    Das Gerücht hält sich aber immer noch hart­nä­ckig – natür­lich ohne Würdi­gung von Fakten – dass es sich bei den Atten­tä­tern um völlig flug­un­kun­dige Muslime gehan­delt hatte, die das Kunst­stück fertig­ge­bracht hatten, mit zwei Flug­ma­nö­vern gleich drei Gebäude zum Einsturz zu bringen. Jau, so muss das sein, wenn man in einem „Luft­schloss“ resi­diert und alles „frisst“, was vorge­geben wird…

    „Betreutes Denken“ ist wichtig für das System! Nur durch Spacken kann es noch aufrecht­erhalten werden!

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